„Wasserdoktor – Kräuterpfarrer – Trendsetter“: „kreuz und quer“-Doku über die Medizin des Sebastian Kneipp
Am 28. Februar um 22.45 Uhr in ORF 2; danach: Mitterer-Drama „Die Heilerin“
Wien (OTS) – Ein Pfarrer aus der Provinz wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit berühmt für eine Do-it-yourself-Gesundheitslehre, die sich auf Wasser, Kräuter und einen aktiven Lebensstil stützt. Das ist in aller Kürze die erstaunliche Geschichte von Sebastian Kneipp. Sie umfasst einen verschlungenen Lebensweg, der aus einem Allgäuer Dorf bis zum Papst nach Rom führt. Eine immens erfolgreiche Lehre, die heute noch Tausende in Vereinen organisierte Fans hat. Und Wissenschafter/innen und Mediziner/innen, die den nicht immer leicht zu belegenden Methoden des „Wasserdoktors“ hinterherforschen und die Aufnahme der sanften Heilweisen in den medizinischen Alltag befürworten.
Die „kreuz und quer“-Dokumentation „Wasserdoktor – Kräuterpfarrer – Trendsetter“ von Gunnar Mergner beleuchtet am Dienstag, dem 28. Februar 2023, um 22.45 Uhr in ORF 2 sein Leben, Werk und Vermächtnis mit frischem Blick und den Scheinwerfern der Moderne. Um 23.35 Uhr folgt Felix Mitterers Drama „Die Heilerin“ mit Ruth Drexel unter der Regie von Holger Barthel.
„Wasserdoktor – Kräuterpfarrer – Trendsetter: Die Medizin des Sebastian Kneipp“
Welcher Mensch steckt hinter dem überlebensgroßen Image des Wunderarztes – und was trieb ihn an? Aus Kneipps Bestseller-Ratgebern wendet sich ein unwirscher, mit neuen Zeitströmungen hadernder Mann an seine Leser/innen. Ein Grantler, der auf den ersten Blick im Widerspruch zur Erzählung vom großen Menschenfreund zu stehen scheint. Der Dokumentarfilm – eine ORF/BR-Koproduktion – erklärt Sebastian Kneipps Weltsicht aus seinem persönlichen Werdegang und den Umwälzungen der Industrialisierung, die zu dieser Zeit auch seine Heimat Bayern erfassen. Einen besonderen Zugang ermöglichen dabei die historischen Foto-Schätze, die das Kneipp-Archiv in Bad Wörishofen für diesen Film zur Verfügung gestellt hat, und Motion-Design-Zeichnungen von Schlüsselmomenten in Kneipps Leben.
Im Winter 1849/50 ist der Traum Kneipps, Priester zu werden, in höchster Gefahr. Mit Mitte 20 ist er an Tuberkulose erkrankt. Wo Ärzte scheitern, heilen ihn die Wasser der Donau. Was ihn von der Schwelle des Todes zurückholte, will er später an andere Hilfsbedürftige weitergeben. Als Seelsorger des Dominikanerinnen-Klosters in Wörishofen übt Kneipp einen folgenreichen Nebenjob als Laien-Arzt aus. Gemeinsam mit dem Arzt und Kneipp-Experten Professor Bernhard Uehleke und Petra Nocker, der Kurdirektorin von Bad Wörishofen, beleuchtet der Film den Aufstieg des Kneippschen Kurwesens. Und er zeigt auf, in welchem Maße Kneipps Do-it-yourself-Gesundheitslehre auch Wurzeln in seinem starken Glauben hatte – und wie er in Person des jungen Fraters Jakobus vom Orden der Barmherzigen Brüder auch heute noch junge Menschen inspiriert.
Bei Professor Jost Langhorst in der Klinik für integrative Medizin in Bamberg schließlich laufen die versprengten Forschungsbemühungen zusammen. Hier werden im Herzen einer Maximalversorger-Klinik Therapiekonzepte basierend auf Kneipp nach modernen Standards untersucht. Kneipp’sche Verfahren könnten die Schlüsselzutat sein, um gerade Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma oder Reizdarmsyndrom zu helfen. Denn 70 Prozent aller chronischen Erkrankungen sind lebensstilbasiert. Seinen Mitmenschen genau in dieser Hinsicht mehr Gesundheitsbewusstsein beizubringen, das war das große Anliegen von Sebastian Kneipp. Ein Anliegen, das seine Aktualität auch heute, im Jubiläumsjahr, noch lange nicht verloren hat.
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