„kulturMontag“ am 6. März: Nachruf auf Peter Weibel, Baselitz-Schau im KHM, Frauenproteste im Iran u. v. m.
Danach: Porträt „Peter Weibel – Mein Leben“ – ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Clarissa Stadler begrüßt zum „kulturMontag“ am 6. März 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2, der u. a. den verstorbenen Medienkünstler Peter Weibel würdigt – zunächst mit einem Nachruf und anschließend an das Magazin mit der Dokumentation „Peter Weibel – Mein Leben“ (23.15 Uhr; Dacapo am 7. März um 23.40 Uhr in ORF III). Weiters befasst sich die Sendung anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentages mit der weiblichen Revolution im Iran sowie mit Anna Neumann, einer historischen Frauenpersönlichkeit Österreichs, der ein neuer Roman gewidmet ist. Thema ist u. a. auch die neue Ausstellung „Nackte Meister“, die das Kunsthistorische Museum zum 85. Geburtstag von Maler Georg Baselitz präsentiert.
Weibliche Revolution – Frauenproteste im Iran
Mehr als 20.000 Demonstranten wurden im Iran seit vergangenem September festgenommen, mehr als 500 getötet. Auslöser der landesweiten Proteste – der größten, die das Land seit 44 Jahren erlebt hat – war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb am 16. September 2022 im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen des Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Es sind die größten Proteste, die der Iran seit 44 Jahren erlebt hat: Mutige Frauen verbrennen ihre Kopftücher, gehen auf die Straßen und kämpfen gegen die Macht des Mullah-Regimes, dessen Zwängen und Regeln sie sich nicht mehr beugen wollen. Gewalt, Gefängnis, Folter oder der Tod sind die Folge. Doch die Iranerinnen lassen sich nicht unterkriegen und protestieren weiter. Schließlich geht es für viele von ihnen um alles: um Frauenrechte, Demokratie, Gerechtigkeit – und um den Sturz der politischen Führung, die alldem im Weg steht. Die Jugend des Landes glaubt nicht an Religion oder Tradition. Auch die anhaltende Wirtschaftskrise und der Mangel an Zukunftsaussichten sind dabei vor allem für die junge Generation eine große Belastung. Frauen haben die Proteste angeführt, bis sich schließlich Männer an ihre Seite gestellt haben. Kann die weibliche Revolution gelingen? Und welche Auswirkungen hätten die politischen Veränderungen? Die Wiener Galerie Hinterland zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung „Not a Typical Persian Girl“ von Atoosa Farahmand: In ihren Werken macht sie die Verbote für Frauen sichtbar und enthüllt gleichzeitig auch den Humor, mit dem Frauen und Mädchen den ihnen auferlegten Zwängen begegnen. Am Weltfrauentag eröffnet das engagierte Galerieteam gemeinsam mit Negin Rezaie das Protestarchiv „Die Iranische Revolution“, das Protestformen sammelt. Der „kulturMontag“ über die gesellschaftspolitischen Veränderungen, die die Parole „Jin, Jiyan, Azadi“ – „Frau, Leben, Freiheit“ – ausgelöst hat.
Toughe Frau – Auf den Spuren von Anna Neumann
Anna Neumann von Wasserleonburg war im 16. Jahrhundert eine der reichsten und mächtigsten Frauen Österreichs, deren Vermögen den Wohlstand der Schwarzenberg-Dynastie begründete. Zum 400. Todestag beleuchtet ein neues Buch diese außergewöhnliche Persönlichkeit. In ihrem Roman „Witwenküsse“ lässt Autorin Friederun Pleterski in einer Mischung aus Auswertung vorhandener Quellen und Fiktion diese Biografie neu aufleben. Anna Neumann war sechsmal verheiratet, wurde der Ketzerei angeklagt, aber freigesprochen und starb 1623 im für ihre Zeit bemerkenswert hohen Alter von 88. In Villach als Tochter einer Kaufmanns- und Gewerkenfamilie geboren, gelang ihr der Aufstieg in den Adelsstand. Bereits durch das Erbe ihres Vaters war sie finanziell gut ausgestattet, ihr Geschick als Unternehmerin hat dieses jedoch potenziert. Diese wirtschaftliche Umtriebigkeit, die die „Neumannin“ zu den größten Geldgebern des Kaiserhofes und des Erzbistums Salzburg machte, sowie die gesellschaftliche Stellung durch ihre Heiraten haben ihr aber auch einen bisweilen zweifelhaften Ruf eingebracht. Annas letzte Ehe mit Georg Ludwig Graf zu Schwarzenberg war eine reine Vernunft- und Geldverbindung. Auch heute noch existieren Orte, die man mit dem Namen dieser ungewöhnlichen historischen Figur in Verbindung bringt. Schloss Wasserleonburg im Gailtal zum Beispiel, auf dem sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Ein halbes Jahrhundert lang wohnte sie im Alten Schloss Liechtenstein zu Murau, wo sie als Stadtherrin viele Spuren hinterließ: Neben der Kapuzinerkirche, in der Anna Neumann begraben liegt, befindet sich eine Bronzeskulptur, eine Straße ist nach ihr benannt. Sie hatte aber auch Verbindungen in den Süden: In Venedig war ihr Vater Besitzer des ersten großen Kaufhauses in Europa, sie stand in wirtschaftlicher Verbindung mit dem Abbau von Quecksilber im heute slowenischen Idrija, wo die Burg Gewerkenegg mit einem Museum an die Blütezeit des Bergbaus erinnert. Der „kulturMontag“ begibt sich auf Spurensuche.
„Nackte Meister“ – Georg-Baselitz-Schau im KHM
Praktisch über Nacht wurde er 1963 im Alter von 25 Jahren mit dem Bild eines onanierenden Buben zum Skandalmaler, zum 85. Geburtstag tritt Superstar Georg Baselitz in der am 7. März startenden Schau „Nackte Meister“ in einen Dialog mit den Alten Meistern des Kunsthistorischen Museums Wien. Sein Name ist heute aus der europäischen Kunstgeschichte nicht mehr wegzudenken, stellte Georg Baselitz doch die Kunstwelt radikal auf den Kopf und sorgt nun seit mehr als 50 Jahren durch seine umstrittenen Ideen und Denkweisen für Kontroversen. Der als Hans-Georg Kern geborene Sachse, der als einer der weltweit erfolgreichsten lebenden Künstler gilt, entdeckte schon als Teenager die Malerei und wollte zum Entsetzen seiner Eltern auch noch Künstler werden. Doch anpassen wollte er sich nie. Schon beim Studium an der Ostberliner Kunsthochschule eckte er an, widersetzte er sich doch massiv dem propagierten Stil des Sozialistischen Realismus. Stalins Propagandakunst abzulehnen bedeutete den Rausschmiss, das Studium vollendete er in Westberlin. Mitte der 1960er Jahre fand er zu seinem ganz eigenen Stil. Der Nationalsozialismus und die SED-Diktatur haben ihn nie losgelassen. Baselitz demontiert Heroen und attackiert Mitläufer. In seiner kruden Malerei und den grob gesägten Holzskulpturen arbeitet er sich konsequent an der deutschen Geschichte ab. Auch, indem er seine Figuren seit 1969 konsequent auf den Kopf stellt und damit die Sehgewohnheiten bricht.
In der KHM-Ausstellung treten Baselitz’ Werke in Dialog mit den Alten Meistern: „Adam & Eva“ – Lucas Cranachs „Sündenfall“, Tizians „Diana und Callisto“ oder Rubens berühmtes Bild „Das Pelzchen“ treffen auf jede Menge nackter Haut des mittlerweile seit zehn Jahren in Salzburg lebenden Malers selbst sowie jener seiner Frau. Idealisierte Schönheit als hohles Pathos lehnt Georg Baselitz kategorisch ab, und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Raffaels Heiligenbilder auf seiner Abschussliste stehen. Der „kulturMontag“ stellt die spannende Schau vor und Clarissa Stadler trifft den neoexpressionistischen Meister im KHM zum Gespräch.
Dokumentation „Peter Weibel – Mein Leben“ (23.15 Uhr)
Trotz seiner Professuren war Peter Weibel ein globaler Nomade. Er lebte laut eigenen Angaben in verschiedenen „Multiversen“. Er war ein denkendes Medium, das wie eine Diskokugel die Splitter des zeitgenössischen Universums reflektierte. Im Film begleitet Regisseur Marco Wilms Peter Weibel durch sein Universum und besucht mit ihm Stationen seiner Biografie. Auf filmisch-szenische Art und Weise werden diese Orte mit Peter Weibels künstlerischen Werkausschnitten und Thesen verknüpft.
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