PRAEVENIRE fordert: Maßnahmen jetzt umsetzen!
Die im PRAEVENIRE Jahrbuch 2022/23 erhobenen Forderungen von Gesundheitsexpertinnen und -experten haben hohe Dringlichkeit – sonst könnte das Gesundheitssystem bald ins Wanken geraten.
Eine der wichtigsten Forderungen des PRAEVENIRE Jahrbuchs 2022/23 bezieht sich auf die Vorbeugung, u. a. durch eine Steigerung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Um das Ziel von mehr gesunden Lebensjahren und höherer Lebensqualität im fortschreitenden Alter zu erreichen und damit das System nachhaltig zu entlasten, werden intensive und sofortige Maßnahmen nötig sein. Eine ganze Generation – die Babyboomer – geht derzeit in Pension, was mit für die enormen Personalengpässe im Gesundheitssystem sorgt. Diese Generation wird in wenigen Jahren bzw. auf Jahrzehnte hinaus aber auch das Gesundheitssystem stark beanspruchen. Eine allgemeine Bewusstseinsbildung in der Gesamtgesellschaft zum Thema Gesundheit muss gefördert werden, um bspw. obsolete Ambulanzleistungen in den Spitälern zu minimieren.
AMBULANTE PHYSIO FÜR ALLE
Der gemeinnützige Verein PRAEVENIRE sieht im Sinne der Vorbeugung dringende Notwendigkeit, einen niederschwelligen und chancengerechten Zugang zu rehabilitativen Maßnahmen für alle Menschen in Österreich zu ermöglichen. „Physiotherapie muss zur Gänze von der öffentlichen Hand finanziert werden, um mittel- und längerfristig das Gesundheitssystem zu entlasten. Immobilität und deren gesundheitliche Folgen sind Kardinalthemen bei den Spitalsleistungen – von orthopädischen Operationen bis hin zur Diabetes etc. Ambulante Rehabilitation – auch im Rahmen von Hausbesuchen – muss ausgebaut werden.“ Die Physiotherapie braucht eine gesetzliche Verankerung im Österreichischen Strukturplan Gesundheit. Beweglichkeit und Mobilität sollen aber auch frühzeitig, noch lange vor dem Entstehen gesundheitlicher Probleme, gefördert werden, bspw. durch die Etablierung regelmäßiger Mobilitäts-Checks.
MEHR KOMPETENZEN FÜR GESUNDHEITSBERUFE
PRAEVENIRE fordert ebenso eine Kompetenzerweiterung im Bereich der Befugnisse und des Leistungsumfangs für alle Gesundheitsberufe, nicht nur in den Spitälern. In enger Kooperation mit der Ärzteschaft sollen beispielsweise Impfungen in Apotheken künftig möglich sein, wie es in vielen anderen europäischen Ländern längst Standard ist – wodurch nachweislich die Impfquoten maßgeblich erhöht wurden. „Dies bedeutet nicht nur eine Entlastung für Ärztinnen und Ärzte, sondern auch einen niederschwelligen, einfachen Zugang zu wesentlichen Vorsorgeleistungen für alle Menschen, vor allem auch in ländlichen Regionen.“ In Österreich sind 2.000 nach internationalen Standards ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker durch gezielte Fortbildungen vorbereitet, einen wichtigen Beitrag zu höheren Impfquoten zu leisten. In diesem Zusammenhang steht auch das Ziel eines digitalen Impfpasses mit persönlicher Erinnerungsfunktion in Form einer praktischen App, die einen aktuellen Überblick über den eigenen Impfstatus ermöglicht.
VORBEUGUNG DURCH MIKRONÄHRSTOFFE
Hier knüpft direkt das Thema Mikronährstoffe und Prophylaxe durch richtige Ernährung bzw. Nahrungsergänzung an, das in der Forschung zur Gelenkgesundheit mittlerweile einen wichtigen Platz einnimmt. „Die gezielte Mikronährstoffzufuhr hat nachweislich positiven Einfluss auf Gesund- und Krankheit – umso größer ist die Bedeutung der Prävention“, so eine PRAEVENIRE Expertin. Viele Operationen und schwerwiegende Chronifizierungen könnten vermieden werden, wenn das Gesundheitssystem sowohl die Eigenverantwortung Betroffener als auch die Finanzierung konservativer Therapien stärker fördern würde. Auch müssen nicht-operative Therapien wie bspw. die Gelenksinfiltration mit Hyaluronsäure, in die Kassenleistungen aufgenommen und auch im Spital wieder einen Platz bekommen. Auch die Forschungsförderung im Bereich Nahrungsergänzung sollte erweitert werden, um bereits vor dem Entstehen schwerer Erkrankungen anzusetzen.
DARM-MIKROBIOM ALS QUELLE DER GESUNDHEIT
PRAEVENIRE sieht auch akuten Handlungsbedarf im Bereich der Mikrobiom-Forschung – die Vorsorge und Eigenverantwortung sind zentrale Themen des Gesundheitswesens der Zukunft: „Rund 80.000 Menschen in Österreich leiden unter entzündlichen Darmerkrankungen. Bei unzureichender Versorgung und Betreuung ist neben einer erheblich geminderten Lebensqualität auch eine geringere Lebenserwartung die Folge. 80 Prozent der Immunzellen sitzen im Darm! Das Mikrobiom – die Darmflora – soll als eigenes Organ betrachtet und weiter erforscht werden. Es müssen einheitliche Normwerte für die Darmgesundheit definiert und ein bundesweites Vorsorgeprogramm etabliert werden.“
Im Bundesland Vorarlberg ist ein solches Vorsorgeprogramm zur Darmgesundheit bereits als Pilot seit 2007 etabliert. PRAEVENIRE möchte das bahnbrechende Vorarlberger Modell eines Darmkrebsvorsorge- und Früherkennungsprogramms – endlich! – bundesweit ausgerollt sehen: „Der Erfolg des Programms ist nachweisbar und nachhaltig. Es gibt jetzt keine Ausreden mehr, es nicht ganz vorne auf der gesundheitspolitischen Agenda zu haben. Darmkrebsvorsorge rettet Leben – und daran führt kein Weg mehr vorbei.“
PATIENTENORIENTIERTE REHA
Wenn es trotz optimaler Vorsorge zu einer Erkrankung gekommen ist, muss eine Rehabilitation die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit zum Ziel haben. PRAEVENIRE fordert die rechtlichen Rahmenbedingungen, um alle rehabilitativen Therapieformen — vor allem ambulant, mobil und digital — rasch auszubauen. „Für alle Betroffenen muss ein adäquates Angebot zur Verfügung stehen und im Sinne einer Vermeidung von Rückfällen sollte eine Kontroll-Reha nach sechs Monaten Pflicht werden. Vorbeugung vor vermeidbaren wiederkehrenden Erkrankungen muss für unser Gesundheitswesen Vorrang haben.“ Eine stärkere Verschränkung von medizinischer und beruflicher Rehabilitation soll durch ein patientenorientiertes Entlassungsmanagement und nicht zuletzt durch eine umfassende Medikationsschulung hergestellt werden. Auch im Bereich der psychischen Erkrankungen, vor allem bei Jugendlichen, braucht es dringend spezialisierte Leistungsangebote sowohl im niedergelassenen als auch im stationären Bereich.
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