Aktuelle Studie: So blickt Österreich auf die SPÖ

Rendi-Wagner führt bei SPÖ-affinen – Doskozil verliert unter SPÖ-affinen – Babler noch weitgehend unbekannt

_Das Zielgruppen Büro hat Ende März/Anfang April 1.000 Österreicher*innen ab 16 Jahren in einer Onlineumfrage (CAWI) zu ihren Wahrnehmungen und Einstellungen zur SPÖ, zur bevorstehenden Mitgliederbefragung und zu den aussichtsreichsten Kandidat*innen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund (niedrige und mittlere formale Bildung/höhere formale Bildung) und Wohnregion (Wien/Nicht-Wien) der Befragten (Quotenstichprobe; repräsentative Gewichtung des Datensatzes auf Basis des aktuellen Mikrozensus der Statistik Austria)._

FÜR MEHRHEIT DER ÖSTERREICHER*INNEN SPÖ-MITGLIEDERBEFRAGUNG EINE GUTE IDEE

Eine Mehrheit der befragten Österreicher*innen kann der Idee, den Parteivorsitz der SPÖ durch eine Mitgliederbefragung zu entscheiden, durchaus etwas abgewinnen: Für 19 Prozent der Befragten ist das eine sehr und für 38 Prozent eine eher gute Idee. Auch für andere Parteien wird befürwortet, ihre Vorsitzentscheidung zukünftig durch Mitglieder zu bestimmen: Dafür sprechen sich 47 Prozent der Österreicher*innen aus, dagegen nur 22 Prozent — unabhängig von Alter, Geschlecht, Bundesland oder Parteipräferenz.

Obwohl die Mitbestimmung der Mitglieder befürwortet wird, zahlt der Prozess nicht positiv auf das Image der SPÖ ein. Dieses hat sich für viele Österreicher*innen in letzter Zeit weiter verschlechtert – zumindest geben das 42 Prozent der Befragten an, während sich das Image nur für acht Prozent verbessert hat.

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER DREI KANDIDAT*INNEN: WÄHLER*INNEN-AFFINITÄT

Hans Peter Doskozil wird von 29,5 Prozent aller Befragten als geeignetster Kandidat gesehen (Rendi-Wagner 16,4 Prozent, Babler 12,5 Prozent, keiner der drei: 27,6 Prozent). 

Werden nur jene Befragten betrachtet, für die die SPÖ aktuell eine Wahloption darstellt, ändert sich das Ranking: bei diesen SPÖ-affinen Österreicher*innen ist in der Vorsitzfrage Rendi-Wagner die Favoritin (34 Prozent), gefolgt von Hans Peter Doskozil (28 Prozent). In der Frage der Spitzenkandidatur ist die Tendenz unter SPÖ-affinen zu Rendi-Wagner noch deutlicher: Für 58 Prozent ist sie sehr oder eher geeignet, 46 Prozent sehen Doskozil als sehr bzw. eher geeignet.

Andreas Babler dürfte in beiden Fragen vor allem deswegen hinter den beiden anderen liegen, weil ihn aktuell noch zu wenige Österreicher*innen kennen. So geben zum Beispiel, bei der Frage nach der Eignung als Spitzenkandidat für die SPÖ, 39 Prozent der Befragten an, dass sie ihn nicht kennen und 16 Prozent, dass sie ihn nicht einschätzen können. Zum Vergleich: Hans Peter Doskozil ist nur neun Prozent unbekannt bzw. für zehn  Prozent nicht einschätzbar. Pamela Rendi-Wagner kennen lediglich sechs Prozent nicht und ist für gerade einmal sieben Prozent nicht einschätzbar.

Andreas Babler ist dennoch ein ernstzunehmender Kandidat für den Parteivorsitz und die Spitzenkandidatur. 55 Prozent jener Befragten, die ihn kennen und einschätzen können (40 Prozent), empfinden ihn als sehr bzw. eher geeigneten SPÖ-Spitzenkandidaten. 

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER DREI KANDIDAT*INNEN: WÄHLER*INNEN-POTENTIAL

Die Frage, mit wem die SPÖ am ehesten die kommende Nationalratswahl gewinnen kann, dürfte für viele SPÖ-Mitglieder eine wichtige Rolle bei der Vorsitzentscheidung spielen. Die Aufgaben, die sich hierbei für den neuen Parteivorsitz ergeben, sind klar: Aktuelle SPÖ-Wähler*innen müssen gehalten und neue Wähler*innen hinzugewonnen werden – entweder von anderen Parteien oder aus dem großen Lager der Nichtwähler*innen. Bei der Nationalratswahl 2019 war das immerhin fast ein Viertel der Wahlberechtigten. Die Ausgangslage der drei Kandidat*innen, um mit der SPÖ bei Nationalratswahlen erste*r zu werden, ist dabei sehr unterschiedlich: 

Andreas Babler muss auf alle Fälle an seiner Bekanntheit arbeiten, er ist für zu viele Österreicher*innen noch ein unbeschriebenes Blatt: Viele (39 Prozent) trauen sich so zum Beispiel auch keine Einschätzung zu, ob eine SPÖ unter Babler für sie eine wählbare Option bei einer Nationalratswahl wäre. Die aktuelle Unbekanntheit kann aber auch eine Chance sein, sich und die eigenen Ideen ohne Vorbelastung als Person den Wähler*innen zu präsentieren.

Hans Peter Doskozil kann sich dafür im Moment die größten Hoffnungen machen, Wähler*innen anzusprechen, für die aktuell die SPÖ noch keine Wahloption ist. Dafür zeigen sich die laut Umfrageergebnisse aktuell eher Mitte-links orientierten SPÖ-affine Wähler*innen weniger von ihm begeistert. Bei diesen kann hingegen Pamela Rendi-Wagner deutlich stärker punkten als ihre beiden Kontrahenten.

Für 22 Prozent der Befragten, für die die SPÖ derzeit keine Wahloption ist, wäre die Partei unter Hans Peter Doskozil eher eine Wahloption bei Nationalratswahlen. Das sind etwa doppelt so viele wie unter Rendi-Wagner bzw. Babler. Dafür ist die SPÖ unter Rendi-Wagner (66 Prozent) für deutlich mehr SPÖ-affine eine wählbare Option bei Nationalratswahlen als unter Doskozil (49 Prozent) bzw. Babler (38 Prozent).

Insgesamt bedeutet das, dass zumindest das Wähler*innenpotential einer SPÖ unter Doskozil und einer SPÖ unter Rendi-Wagner aktuell in etwa gleich groß ist: Für 31 Prozent aller Befragten ist eine SPÖ unter Doskozil und für 28 Prozent unter Rendi-Wagner eine wählbare Option. 

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER DREI KANDIDAT*INNEN: IMAGE

Von Pamela Rendi-Wagner haben 52 Prozent der Befragten eine eher schlechte Meinung. Bei Hans Peter Doskozil (34 Prozent) und Andreas Babler (18 Prozent) fällt die diesbezügliche Ablehnung deutlich niedriger aus. Beide dürften hier davon profitieren, nicht Teil der aktuell insgesamt eher unbeliebten Bundespolitik zu sein. Denn auch von Karl Nehammer, Herbert Kickl und Werner Kogler haben rund die Hälfte der befragten Österreicher*innen eine eher schlechte Meinung.

Geht es um für Politiker*innen wichtige Eigenschaften, kann Rendi-Wagner bei den Österreicher*innen am stärksten mit Sympathie, einer klaren Überzeugung, zu der sie steht, und mit Glaubwürdigkeit punkten. Hans Peter Doskozil punktet hingegen mit Durchsetzungsstärke, einer starken Führungspersönlichkeit und auch mit einer klaren Überzeugung, für die er einsteht. Andreas Babler wird besonders stark zugestanden, dass er mit den Problemen der Bürger*innen vertraut ist, die Interessen der Bürger*innen vertritt und glaubwürdig ist.

Bei Rendi-Wagner sind die Eigenschaften „hat einen klaren Plan für die Zukunft“, „ist eine starke Führungspersönlichkeit“ und „kann sich durchsetzen“ am Ende des Rankings. Bei Babler sind es die Punkte “hat großen politischen Sachverstand”, “ist eine starke Führungspersönlichkeit” und “kann sich durchsetzen”. Bei Doskozil rangieren „Glaubwürdigkeit“, „gibt in der Öffentlichkeit eine gute Figur ab“ und „ist sympathisch“ auf den letzten Plätzen (jeweils Platz 8 bis 10).

KAMPF GEGEN DIE TEUERUNG ALS ZENTRALES THEMA FÜR DEN ZUKÜNFTIGEN PARTEIVORSITZ

Rund acht von zehn Befragten sorgen sich aktuell wegen der Teuerung und den steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Drei Viertel zeigen sich besorgt über die steigende Armut in Österreich. Das politische Klima in Österreich, die gesellschaftliche Stimmung und die Kriminalität bereitet zwei Drittel Sorgen. Rund sechs von zehn der befragten Österreicher*innen beschäftigt zudem die Zuwanderung nach Österreich, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel und seine Auswirkungen und die aktuelle Situation der Wirtschaft in Österreich. Knapp die Hälfte äußert zudem Sorgen wegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Österreich.

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