AKNÖ-Wieser präsentiert Studie für klimafittes Heizen, Sanieren und Finanzierung
Expert:innen-Dialogforum zu Energiesparen im Wohnhausbereich
„Es geht beim klimafitten Heizen und Sanieren um drei entscheidende Fragen: Was kostet eine wirkungsvolle thermische Sanierung samt Heizungstausch wirklich? Welche Förderungen dafür müsste es geben und wie kommen wir zu genügend Fachkräften, die das auch umsetzen können?“, so AK Niederösterreich Präsident und ÖGB Niederösterreich Vorsitzender Markus Wieser beim Dialogforum „Klimafittes Heizen & Sanieren“ in St. Pölten. Darum hat die AK Niederösterreich eine Studie bei der Johannes Kepler-Universität in Linz in Auftrag gegeben, um sämtliche finanzielle Auswirkungen zu untersuchen, wenn es um den Heizungstausch geht, also auch für Photovoltaik, Dämmen, Sanieren usw.
Die extreme globale Erwärmung hat täglich sichtbare Auswirkungen. „Wir brauchen leistbare Energie, leistbares Heizen für die Menschen im Land. Bisher gab es für die Betroffenen zur Kostenabfederung der Energiezahlungen von der Bundesregierung nur Einmalzahlungen, aber die Ausgaben für Energie und Heizen sind nicht einmal, sondern jeden Monat zu bezahlen“. 280.000 Anlagen sind laut Plan der NÖ-Landesregierung bis zum Jahr 2040 in Niederösterreich auszutauschen. „Aber wo sind die Monteur:innen, die das tun? Derzeit herrscht auch hier ein Mangel an Fachkräften . „Deshalb haben wir als BFI Niederösterreich mit dem Fördergeber AMS NÖ in Sigmundsherberg das erste Klimaschutzausbildungszentrum in Bau. Dort lernen die Fachkräfte zusätzliche Qualifikationen für den wichtigen Bereich der erneuerbaren Energie und die daraus resultieren beruflichen Anforderungen“, so Wieser.
LINDORFER: WÄRMEDÄMMUNG SPART ZWEI DRITTEL DER HEIZKOSTEN EIN
Johannes Lindorfer von Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz präsentierte die wichtigsten Ergebnisse der Studie. 11 Prozent aller Treibhausemissionen in Österreich kommen aus dem Gebäudesektor. Hier gilt zunächst Energie Einsparen und den Rest möglichst durch Erneuerbare zu decken. „Das heißt, Einfamilien- oder Mehrfamilienhäuser müssen thermisch saniert werden. Dann müssen Wärmepumpen, Fernwärme und andere zukunftsfitte Wärmeerzeuger eingebaut werden“, so Lindorfer.
Allein die Wärmedämmung eines Hauses bringt im Schnitt ein Minus an Heizbedarf von 60 bis 70 Prozent. Beim Wohnhäusern liegen die Investitionskosten für Wärmedämmung bei 60.000 Euro (Einfamilienhaus) bis 180.000 Euro (mehrgeschossige Mehrfamilienhaus).
SCHLEICHER: MERIT ORDER-PRINZIP MUSS VÖLLIG NEU GESTALTET WERDEN
Stefan Schleicher von der Universität Graz verwies in seinem Vortrag auf die enormen Möglichkeiten der Geothermie und der Photovoltaik. So genannte „Anergienetze“, also Niedertemperaturnetze, könnten durch Tiefsonden im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen verwendet werden. Und intelligentes Energiemanagement kann durch richtige zeitliche Staffelungen zu enormen Energiesparen führen.
Die wenigsten Menschen wüssten, wofür die verschiedenen Energieträger eigentlich verwendet werden. 17 Prozent gehen bei Transport oder Transformation verloren, 27 Prozent werden für Mobilität verwendet, ein Fünftel wird im inneren von Gebäuden verwendet, Gewerbe und Energie brauchen 24 Prozent und die gesamte Beleuchtung und Elektronik brauchen nur 11 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, so Schleicher, der darauf verwies, dass das „Merit Order-Prinzip“, das im Vorjahr zu weit überhöhten Strompreisen geführt hat, völlig obsolet sei und völlig neu gestaltet werden müsse. „Auch die aktuell sehr hohe Inflation ist deutlich durch höhere Energiepreise getrieben“.
LEICHT ZUGÄNGLICHE FÖRDERUNGEN NOTWENDIG
In der anschließenden Podiumsdiskussion wies Lukas Tupy, Verkaufsleiter Österreich bei Ochsner Wärmepumpen, auf die vielfältigen Möglichkeiten von Wärmepumpen hin. Aber es gelte, sich vor einem Einbau von Expert:innen beraten zu lassen.
„Die Zeiten der günstigen Energie sind vorbei, Energie wird in Zukunft immer wertvoller sein“, so Johannes Lindorfer. Förderungen der öffentlichen Hand sollten möglichst niederschwellig angeboten werden. Mario Medlitsch, Geschäftsführerin von EVN Energieservices, wiederum verwies auf die Bedeutung von leicht zugänglichen Beratungsleistungen. Auch müssten leistungsfähige Leitungen zur Verfügung stehen, damit Energie dort vorhanden ist, wo sie auch gebraucht wird.
„Wir brauchen dringend einen Umbau der Energieunternehmen von Versorgern zu Anbietern von Energiedienstleistungen. Wir brauchen zur Finanzierung des Umbaus langzeitige Kredite mit garantierten Niedrigzinsen. Und wir brauchen eine Reform der Energiepreise Richtung Unabhängigkeit von Energiespekulationen“, so Stefan Schleicher.
AK Niederösterreich
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