ACA schließt sich globaler Kampagne der Pilotenverbände gegen Pläne zum Fliegen mit einer reduzierten Besatzungsstärke im Cockpit an

Das Verkehrsflugzeug ist das sicherste Verkehrsmittel der Welt – damit könnte jedoch bald Schluss sein, wenn es nach den Plänen einiger Hersteller und Airlines geht.

Die ACA beobachtet zusammen mit ihren europäischen und internationalen Partnerverbänden seit mehreren Jahren besorgniserregende Bestrebungen unterschiedlicher Flugzeughersteller und Airlines, Flugzeuge im Reiseflug nur noch mit einem Piloten oder einer Pilotin zu betreiben – eine sogenannte „Reduced Crew Operation“ (RCO). PilotInnen weltweit formen aufgrund erheblicher Sicherheitsbedenken eine Koalition gegen derartige Vorhaben unter Leitung des Weltpilotenverbandes IFALPA, dessen Kampagne am 4. Mai 2023 auf der 77. Jahreskonferenz in Montreal vorgestellt wurde.

Im Jahr 2023 scheint sich die globale Luftfahrtindustrie weitestgehend von der Corona-Pandemie zu erholen. Dabei verhindert vor allem die begrenzte Anzahl an qualifizierten und erfahrenen PilotInnen ein Wachstum auf das Vorkrisenniveau. Oft führt das dazu, dass PilotInnen bis an ihre Belastungsgrenzen arbeiten müssen. Und es leidet auch die sogenannte „Sicherheits-Kultur“ (siehe Anmerkung unten). Inmitten dieser prekären Situation strebt mindestens ein europäischer Flugzeughersteller eine Zertifizierung für ein Cockpit an, das im Reiseflug nur noch mit einer PilotIn besetzt sein soll, während die andere PilotIn ruht, um z.B. auf besonders langen Flügen ein drittes Besatzungsmitglied einzusparen. Die ACA lehnt derartige Bestrebungen gemeinsam mit dem Europäischen Dachverband ECA und der IFALPA vehement ab, da für uns als PilotInnen gilt: sichere Verkehrsflugzeuge brauchen mindestens zwei erfahrene, ausgeruhte und gut ausgebildete PilotInnen während jeder Flugphase – safety starts with two!

ACA Präsident Andreas Strobl: „Jeder Aspekt eines Fluges, das Flugzeug selbst, seine Systeme, die Vorschritten und Verfahren, die wir nach Punkt und Beistrich befolgen, sind für ein Team konzipiert, das im Cockpit zusammenarbeitet.“ Das Vorhaben, ein Verkehrsflugzeug im Reiseflug nur noch mit einer PilotIn zu betreiben, gefährdet die Sicherheit unserer Passagiere und Crews, da der Arbeitsplatz einer PilotIn dafür schlichtweg zu komplex ist. Der heutige hohe Sicherheitsstandard in der Luftfahrt beruht auf Verfahren und Konzepten für zwei PilotInnen, die über Jahrzehnte gemeinsam von einer Vielzahl an Akteuren in der Luftfahrt entwickelt worden sind. Zwei PilotInnen an Bord eines Verkehrsflugzeuges sind dabei in jeder Flugphase zentraler Bestandteil und das letzte Sicherheitsnetz in der Durchführung eines Fluges, unter anderem auch, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. Täglich sorgen somit unzählige Teams bestehend aus mindestens zwei PilotInnen dafür, dass Millionen von Passagieren sicher an ihr Ziel kommen.

Die ACA beobachtet, dass einige Airlines und Hersteller ein aggressives Lobbying für „Reduced Crew Operation“ betreiben. Mit Bedauern stellen die europäischen Pilotenverbände weiterhin fest, dass sich die Europäische Luftfahrtbehörde EASA bereits offen für die Zertifizierung solcher Vorhaben gezeigt hat.

Eine Verschlechterung des Sicherheitsniveaus durch eine Reduktion der Anzahl der Besatzungsmitglieder werden die ACA sowie die ECA und IFALPA jedoch nicht akzeptieren. Wir unterstützen die Koalition unserer Dachverbände daher vollumfänglich und lehnen jegliche Vorhaben im Bereich RCO ab. Das bestehende Sicherheitsniveau in der Verkehrsluftfahrtdarf auf keinen Fall durch eine Reduktion der Besatzungsstärke im Cockpit gefährdet werden! Auch die ausgefeilteste Technologie, inklusive künstlicher Intelligenz kann kein Ersatz für PilotInnen sein.  

Anmerkung zu Sicherheits-Kultur: In der Verkehrsluftfahrt fördert ein Flugbetrieb durch eine „Positive Safety Culture“ aktiv das Melden sicherheitsrelevanter Vorgänge, ohne seine Mitarbeiter dabei zu bestrafen. Sie ist zentraler Bestandteil eines modernen Safety Management Systems und ermöglicht eine umfassende Datenerhebung, die dabei hilft, Gefahren und Risiken im Flugbetrieb zu erkennen und zu reduzieren.

AUSTRIAN COCKPIT ASSOCIATION
Astrid Schwarzwald
Tobias Radke
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