
SPW-Novak – Bundesregierungs-Vorstoß: Wiener Gratis-Ganztagsschulen in Gefahr!
Besonders Wien wäre vom Lehrpersonal-Eingriff betroffen, der auf einen Schlag die Fortschritte der Wiener Gratis-Ganztagsschulen zunichtemachen würde
Ein neuer Vorstoß der Bundesregierung droht, Fortschritte in der Bildungspolitik zunichte zu machen, ganz besonders in Wien. Im Eilverfahren – noch vor dem Sommer soll das Gesetz stehen – will man die neue Berufskategorie „Assistenzpädagog*in“ einführen. Diese sollen unter anderem in Ganztagsschulen zum Einsatz kommen, als Ersatz für Lehrer*innen und Freizeitpädagog*innen bei der Betreuung von Lern- und Freizeitstunden. Was harmlos klingt, würde in der Praxis das Ende des Wiener Erfolgsmodells verschränkter Gratis-Ganztagsschulen bedeuten, und die Bildung all jener Kinder massiv verschlechtern, deren Eltern sich keine Top-Privatschule leisten können.
Heute findet der Unterricht an den Wiener Gratis-Ganztagsschulen – nach modernen pädagogischen Erkenntnissen – nicht geblockt am Vormittag statt, sondern über den ganzen Tag verteilt, aufgelockert durch Lern- und Freizeiteinheiten. Die gegenstandsbezogenen Lernstunden werden von den jeweiligen Fachlehrer*innen betreut, die ihre Schüler*innen und ihre individuellen Herausforderungen mit dem Stoff am besten kennen. Genau dieses verschränkte Modell würde die Bundesregierung mit ihrem Vorstoß beenden. Denn laut Gesetzesentwurf dürfen im Regelfall nur noch Assistenzpädagog*innen die Lernzeiten betreuen. Nicht nur fehlt ihnen der Bezug zum Unterricht, sie werden auch pädagogisch nicht ausreichend vorbereitet (es reicht eine Matura und ein 30-ECTS-Lehrgang). Ein weiterer dramatischer Nebeneffekt: Der Unterricht würde wieder geblockt am Vormittag stattfinden, mit Lern- und Freizeit am Nachmittag, weil für die Lernzeit keine ganzen Stunden mehr zur Verfügung stünden. „Das wäre ein massiver Rückschritt bei den Bildungschancen benachteiligter Kinder“, so SPÖ Wien-Landesparteisekretärin Barbara Novak, MA.
„TÜRKIS-GRÜNER ANSCHLAG AUF ZUKUNFTSCHANCEN DER WIENER*INNEN“
„Dass Innovationen in der Bildung genauso wichtig wie fordernd sind, dürfte der Bundesregierung hoffentlich bekannt sein. In Wien haben wir nach viel Vorbereitungsarbeit ein System aus Gratis-Ganztagsschulen geschaffen, das allen Kindern eine hochwertige Bildung nach modernen pädagogischen Erkenntnissen ermöglicht – egal, wie viel die Eltern verdienen. Bis heute haben wir 92 Gratis-Ganztagsschulen, jedes Jahr kommen zehn hinzu. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu Chancengerechtigkeit“, so Novak. „Doch unsere Fortschritte bedeuten jetzt, dass besonders Wiener Kinder und Eltern durch die Pläne der Bundesregierung betroffen wären. Wieder einmal zeigt sich, dass die Bundesregierung sehenden Auges die Menschen in Wien benachteiligt. Es ist ein türkis-grüner Anschlag auf ihre Zukunftschancen und damit auf ein gutes Leben.“
Ein weiterer drastischer Nebeneffekt beträfe die Eltern, vor allem Mütter. Die unterjährige Ferienbetreuung würde wegfallen, da Assistenzpädagog*innen dafür nur maximal drei Wochen eingesetzt werden dürfen. Wer sich keine private Betreuung in der Ferienzeit leisten kann, wird abermals vor die Entscheidung zwischen Familie und Beruf gestellt. „Wir wissen aus der Wiener Frauenbefragung, dass in diesen Situationen fast immer die Mütter zurückstecken müssen“, so Novak.
WENIGER PÄDAGOG*INNEN MIT SCHLECHTERER VORBEREITUNG UND WENIGER GEHALT
„Was die Bundesregierung hier aufs Spiel setzt, ist die Chancengerechtigkeit – sowohl für Kinder als auch für Eltern. Dazu droht ein Personalnotstand, da bei den neuen Assistenzpädagog*innen die Matura – anders als bei Freizeitpädagog*innen – als neue Hürde für die pädagogische Ausbildung dazukommt, die dann aber wiederum nur halb so lang dauert. Das bedeutet: Wir hätten weniger Arbeitskräfte, die pädagogisch schlechter vorbereitet sind und dann auch noch um 19 Prozent weniger verdienen würden. Daher gilt unsere volle Solidarität den Gewerkschaften und Betriebsrät*innen der Freizeitpädagog*innen, die seit vielen Jahren großartige Arbeit für die Kinder leisten und jetzt zum Dank um ihre Arbeitsplätze und ihre Gehälter kämpfen müssen“, stellt Novak klar.
ZURÜCK ANS REISSBRETT
„Dass der Entwurf außerdem keine zusätzlichen Stunden für Sonderpädagogik vorsieht, passt ins Bild. Zusammenfassend muss man festhalten: Diese sogenannte Reform würde die Ganztagsschule in heutiger Form schlagartig zersetzen, und uns auf dem Weg hin zur Chancengerechtigkeit um Jahrzehnte zurückwerfen“, so Novak.
„Die Bundesregierung muss zurück ans Reißbrett und den Entwurf komplett überarbeiten. Diesmal muss der Prozess transparent ablaufen, und es braucht jedenfalls endlich offene Gespräche zwischen ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek und allen relevanten Stimmen, vor allem der Wiener Stadtregierung. Als Vorreiterin bei Ganztagsschulen ist Wien von jeder Änderung besonders betroffen, dieser Tatsache muss jede Reform Rechnung tragen. Unsere hart erkämpften Fortschritte in der Bildungsgerechtigkeit lassen wir uns nicht nehmen“, schließt die Landesparteisekretärin. (Schluss)
SPÖ Wien Kommunikation
Tel.: 01/534 27 221
http://www.spoe.wien
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender