Brücken des Dialogs: Reise nach Polen stärkt jüdisch-muslim. Verbundenheit
Obwohl der interreligiöse Dialog zwischen jüdischen und muslimischen Gemeinden in Österreich seit Jahren sehr lebendig ist und sie als Angehörige religiöser Minderheiten zahlreiche Interessen und Herausforderungen teilen, werden Judentum und Islam häufig als Gegenpole stilisiert, insbesondere vor dem Hintergrund politischer Konflikte.
Um ihre Verbundenheit und Solidarität untereinander zum Ausdruck zu bringen, nahmen vom 22. bis zum 24. Mai 2023 hochrangige Vertreter*innen der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), islamische Religionspädagoginnen, Imame und Repräsentant*innen der größten Kultusgemeinden der IGGÖ sowie Vertreter*innen der jüdischen Gemeinschaft an einer gemeinsamen Gedenk- und Bildungsreise nach Polen teil.
Das Projekt wurde vom Bundeskanzleramt finanziert und vom Institut für Islamische Religion und dem Institut für Jüdische Religion der KPH Wien/Krems, dem Schulamt der IGGÖ sowie dem Fachinspektorat der Israelitischen Religionsgemeinschaft organisiert.
Im Mittelpunkt der Reise stand der Besuch des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, aber auch Führungen durch das historisch-jüdische Krakau, der Besuch des Jewish Community Centers und der ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers sowie der Austausch mit österreichischen Gedenkdienern in der Synagoge von Oświęcim. Die Teilnahme des Oberrabbiners von Polen, Michael Schudrich, sowie von Hannah Lessing, der Generalsekretärin des österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, verlieh dem Besuch der Gedenkstätte eine besondere Bedeutung. Die Gruppe wurde außerdem vom österreichischen Generalkonsul Martin Gärtner, dem Leiter des Kultusamtes, Florian Welzig, Vertreter*innen der Stabstelle österreichisch-jüdisches Kulturerbe im Bundeskanzleramt sowie Botschafter*innen des Muslim Jewish Leadership Councils begleitet.
„Wir sind hier, um jenen zu gedenken, die alles verloren haben: die entrechtet, vertrieben und systematisch ermordet wurden. Aber wir sind auch hier, um die Verbrechen, die begangen wurden, und die dahinter liegende Geisteshaltung klar zu benennen: Antisemitismus“, sagte IGGÖ-Präsident Ümit Vural in seiner Ansprache. „Kein Mensch ist immun gegen Hass und Gefühle der Überlegenheit. Es liegt an uns, unsere eigenen Vorurteile immer wieder zu hinterfragen und aktiv abzubauen“, fügte Vural hinzu.
Die IGGÖ leistet bereits im Rahmen des islamischen Religionsunterrichts an Schulen sowie in der Fort- und Weiterbildung von Imamen intensive Aufklärungsarbeit in dieser Hinsicht. Diese Bemühungen sollen weiterhin intensiv gefördert werden. Als Multiplikatori*nnen sollen die Reiseteilnehmer*innen das erworbene Wissen und die Erfahrungen der vergangenen Tage aktiv an ihre Schüler*innen vermitteln und in ihre Gemeinden tragen. Geeignete Unterrichtsmaterialien, die im Rahmen des Projekts durch das Schulamt der IGGÖ unter der Leitung von Carla Amina Baghajati konzipiert werden, sollen ihnen ab dem kommenden Schuljahr zur Verfügung gestellt werden. Vor allem die junge Generation, die heutzutage ihr religiöses Wissen vor allem aus dem Internet und sozialen Medien bezieht, soll so gegen extremistische Ideologien immunisiert werden.
Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister erklärt: „Nur wenn wir zusammenstehen, können wir vermeiden, zum Spielball der Politik zu werden.“ Ramazan Demir, Leiter der Fort- und Weiterbildung islamischer Religionspädagog*innen, der gemeinsam mit Hofmeister seit Jahren Aufklärungsarbeit an Schulen leistet, bekräftigt: „Antisemitismus hat im Islam keinen Platz!“
Die Tatsache, dass dieses Projekt einen Anstoß für die Planung und Umsetzung weiterer gemeinsamer Initiativen bietet, um die interreligiöse Einheit und den sozialen Zusammenhalt zwischen Personen jüdischen und muslimischen Glaubens zu fördern, wird auch von Awi Blumenfeld, Leiter des Instituts Jüdische Religion, betont: „Wir müssen zusammenarbeiten!“
Mag.a Valerie Mussa
Pressesprecherin der IGGÖ
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