Platz für Historikerin und Kämpferin gegen Antisemitismus Erika Weinzierl in Wien Mariahilf eröffnet
Kulturstadträtin Kaup-Hasler und Bezirksvorsteher Rumelhart erinnern an mutige Zeitzeugin und Mahnerin gegen Antisemitismus und Deutschnationalismus
Seit heute ist der Platz vor der Pfarrkirche Mariahilf an der Ecke Barnabitengasse Mariahilfer Straße nicht mehr namenlos. Die Bezirksvertretung beschloss diesen zentralen Ort im Bezirk, der Historikerin und engagierten Kämpferin gegen Antisemitismus Dr.in Erika Weinzierl zu widmen. Damit schreibt sich ihr wissenschaftliches Werk zur Aufarbeitung der NS-Zeit und ihr zivilgesellschaftliches Engagement für die Erinnerungskultur in das Gedächtnis der Stadt ein.
Die Benennung des Platzes vor der Mariahilfer Kirche nach der Zeithistorikerin vereint das Gedenken mit Erika Weinzierls persönlicher Geschichte. Die Zeithistorikerin war u.a. in der Katholischen Studentenseelsorge und Hochschuljugend aktiv, hatte sich in der NS-Zeit der Widerstandsgruppe rund um den katholischen Geistlichen Karl Strobl angeschlossen und stand nach dem Krieg dem Institut für kirchliche Zeitgeschichte an der Universität Salzburg vor. Der Erika-Weinzierl-Platz ist auch ein weiterer Ausdruck im Bestreben der Stadt, das Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Straßennamen in Wien abzumildern und die bedeutende Rolle von Frauen in der Geschichte Österreichs im öffentlichen Raum sichtbarer zu machen.
Die Benennung fand heute Vormittag im festlichen Rahmen, organisiert vom Bezirk gemeinsam mit Basis Kultur Wien, statt. Es sprachen die amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler und Bezirksvorsteher Markus Rumelhart. In Gedenken an die ehemalige Universitätsprofessorin las Andrea Pauli anschließend aus Texten von Erika Weinzierl. Zum Abschluss sang die Protestsongcontest-Siegerin 2023, die Ukrainerin Maryna aka KüR.
BEZIRKSVORSTEHER RUMELHART: “WEINZIERL TRAT ZEIT IHRES LEBENS GEGEN ANTISEMITISMUS UND DEUTSCHNATIONALISMUS AUF“
„Erika Weinzierl setzte sich kritisch mit der jüngsten Geschichte unseres Landes auseinander. Sie trat Zeit ihres Lebens gegen Antisemitismus und Nationalismus auf. An ihren unermüdlichen Einsatz möchten wir an der prominenten Mariahilfer Örtlichkeit erinnern“, erklärt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.
KAUP-HASLER: „ERIKA-WEINZIERL-PLATZ IST EIN KRAFTVOLLES ZEICHEN GEGEN XENOPHOBIE, ANTISEMITISMUS UND MENSCHENFEINDLICHKEIT“
„Erika Weinzierls kritischer Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus war nicht der einer Nachgeborenen, sondern jener einer unbestechlichen und mutigen Zeitzeugin. Die unumstrittene Grand Dame der österreichischen Zeitgeschichte, unermüdliche Mahnerin und Kämpferin gegen Antisemitismus, hatte sich noch als Studentin dem Widerstand angeschlossen. An couragierte Menschen dieser Stadt zu erinnern, an Vorbilder, die gegen Unrecht aufgestanden sind, die den Mund aufgemacht haben und ihr ganzes Leben dem Motto #niemalsvergessen, dem Gedenken, Erinnern und Lernen gewidmet haben, ist von größter Bedeutung. Dass dieser so belebte Ort nun den Namen Erika-Weinzierl-Platz trägt, ist ein kraftvolles Zeichen gegen Xenophobie, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit“, so Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.
BIOGRAFIE ERIKA WEINZIERL
Die gebürtige Wienerin Erika Weinzierl, 2014 im 90. Lebensjahr verstorben, besuchte in Mariahilf die Volksschule und maturierte 1943 am Gymnasium Rahlgasse. Die Historikerin ist als Kämpferin gegen Antisemitismus weit über Österreichs Landesgrenzen bekannt und über alle politischen Fraktionsgrenzen geachtet.
Weinzierl studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. war sie zunächst als Archivarin im Haus-, Hof- und Staatsarchiv tätig und habilitierte sich 1961 für das Fach Österreichische Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Von 1964 bis 1992 war Weinzierl Vorstand des Institutes für Kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum Salzburg. 1967 erfolgte ihre Ernennung zur außerordentlichen, 1969 zur ordentlichen Professorin für österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg. 1979 wurde sie zur ordentlichen Professorin für Neuere und Neueste Geschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ernannt, eine Funktion, die sie bis 1995 ausübte.
Neben ihrer Lehrtätigkeit leitete sie ab 1977 das von ihr mitbegründete Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften in Salzburg. Zu ihrer umfangreichen zivilgesellschaftlichen kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zählte die Inititiative Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, deren Ehrenpräsidentin sie zuletzt war. Mit ihren zahlreichen Publikationen, etwa als langjährige Herausgeberin der Monatszeitschrift „Zeitgeschichte“, konnte sie über Fachkreise hinaus große Beachtung und Anerkennung erringen. (geschichtewiki.wien.gv.at/Erika_Weinzierl)
Anne Katrin Feßler
Mediensprecherin StRin Mag.a Veronica Kaup-Hasler
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