Zwischen Saustall, Schnitzel und sommerlichem Platzregen: „dokFilm: Weites Land – Niederösterreich“ am 16. Juli
Um 22.15 Uhr in ORF 2; danach: „Alltagsgeschichte – Grenzbummel“
Wien (OTS) – Die 2022 gestartete zehnteilige ORF-Kulturdokureihe „Weites Land“ untersucht die österreichische Seele sowie die Besonderheiten jedes Bundeslandes und seiner Bevölkerung. Im Mittelpunkt von neun Ausgaben stehen Menschen aller Gesellschaftsschichten, die im jeweiligen Bundesland verortet sind. Eine abschließende Österreich-Folge rundet die filmische Entdeckungsreise ab. Nach einem neuen Film über die Steiermark und einem Dacapo der Vorarlberg-Ausgabe in den vergangen zwei Wochen bringt ORF 2 im „dokFilm“ am Sonntag, dem 16. Juli 2023, um 22.15 Uhr ein Wiedersehen mit „Weites Land – Niederösterreich“. In dieser filmischen mentalitätsgeschichtlichen Landvermessung überprüft Regisseurin Jennifer Rezny Österreichs größtes Bundesland auf Klischees, vermeintliche Wahrheiten und unwidersprochene Eigenheiten. Prominente Protagonistin ist Schauspielerin Erni Mangold.
Anschließend steht um 23.05 Uhr ein weiterer, 1998 produzierter Klassiker aus Elizabeth T. Spiras Kultreihe „Alltagsgeschichte“ auf dem Programm: Darin unternimmt das Filmteam einen „Grenzbummel“ an die österreichisch-tschechische Grenze und befragt Passanten, was sie im Grenzbereich suchen. Fans finden alle 60 Folgen von Elizabeth T. Spiras „Alltagsgeschichte“ zum Streamen auf Flimmit (flimmit.at).
Mehr zum Inhalt von „Weites Land – Niederösterreich“:
Was macht die Menschen in den neun Bundesländern aus, was unterscheidet sie von den Bewohnerinnen und Bewohnern anderer Regionen bzw. wo gibt es gar Unterschiede innerhalb eines Landes? Diesmal geht es um Niederösterreich – Land der landschaftlichen Kontraste, der vier Viertel, der Kreisverkehre. Ist etwas Wahres daran, wenn man Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern mangelndes Selbstwertgefühl attestiert oder ist dies längst überwunden? Und wenn doch nicht, wo liegen die historischen Wurzeln? Stimmt es, dass in St. Pölten die erotischsten Frauen leben? Und warum ist der Karpfen der Professor unter den Fischen? Zu Wort kommen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Prominente Mitwirkende dieser Folge ist Schauspielerin Erni Mangold. Wonach riecht Niederösterreich, will Filmemacherin Jennifer Rezny u. a. wissen. Nach einem Saustall, nach Schnitzel und Fett im besten Sinne oder prickelnd wie kurz vor einem sommerlichen Platzregen, sagen die von ihr Befragten. So divers die Antworten, so unterschiedlich sind auch die Mentalitäten in den unterschiedlichen Regionen des Bundeslandes.
Früher habe man sich geschämt, Waldviertler zu sein, sagen Thomas und seine vier Söhne, die einen Karpfenteich besitzen. In ihrer Region würden die Menschen „losern“, ein Dialektausdruck für horchen. Erst würden sie innehalten und abwarten, mit wem sie es zu tun bekommen, und sich erst dann öffnen. Nicht anders verhalte sich der Professor unter den Fischen, der Karpfen. Ob seiner Intelligenz überlege er genau, ob er bei einem ausgeworfenen Köder zubeißt.
In ganz Niederösterreich wie auch im übrigen Bundesgebiet wirke das Trauma der Ersten Weltkrieges nach, als ein Weltreich zu seiner heutigen Größe zusammenschrumpfte, analysiert Erika, die Plüsch zu Leben erweckt. Die Starzingerin ist Tierkostümschneiderin.
Der Auslöser des Ersten Weltkriegs ist in ihrer Familiengeschichte eingeschrieben, erzählt Alix, Schlossherrin in Artstetten. In ihrem feudalen Heim hängt nicht von ungefähr ein Porträt von Erzherzog Franz Ferdinand, ist sie doch seine Ururenkelin. Auch wurde der beim Schussattentat von Sarajewo ermordete Thronfolger in der Familiengruft bestattet. Sie bezeichnet die Niederösterreicher:innen als „gebremst herzlich“.
Die Menschen in St. Pölten seien Auskenner. Sie würden bei aller Anerkennung selbst Marcel Hirscher erklären, wie man „richtig“ Ski fährt oder Luciano Pavarotti, wie man „richtig“ singt, meint der Autor und Liedermacher Roul. Warum dies so sei? Vielleicht weil man in St. Pölten unbedingt mit dem Rest der Welt mithalten wolle.
Queer zu sein sei im „Landeshauptdorf“ noch viel schwieriger als in der Großstadt, wissen Elektrikerin Lex und IT-Techniker Oskar, die einander „typisch niederösterreichisch“ bei der Vereinsarbeit kennengelernt haben.
Er bräuchte Niederösterreich eigentlich nie zu verlassen, denn das Land biete landschaftlich alles – von Bergen, über die Hügel bis hin zur flachen Ebene, schwärmen der Weinviertler Mittelalter-Musiker Arnulf und seine Frau Karin.
Sie sei froh, dass sie im Waldviertel lebe, sagt Schauspielerin Erni Mangold. Die Menschen hier seien angenehm, schweigsam und „niemand geht dir auf den Hammer“.
„Weites Land“ ist eine Koproduktion von ORF und Feuer & Flamme Film, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Kultur Niederösterreich, Kultur Oberösterreich, Cinestyria Filmcommission and Fonds, Kärnten Film Commission und Land Vorarlberg.
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