Camillo Award 2023: Auszeichnung für herausragende Verdienste um den Rettungsdienst im Parlament verliehen
Der Camillo Award wurde in diesem Jahr von einer 16-köpfigen Jury in acht Kategorien vergeben
Bereits zum vierten Mal – und zum ersten Mal im neu renovierten Parlamentsgebäude – wurde gestern Abend der Camillo-Award an außerordentlich verdiente Sanitäter:innen verliehen. Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka setzen das Parlament und der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) damit ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für herausragende Leistungen in der präklinischen Notfallversorgung. Die Auszeichnung soll das Bewusstsein für die Anliegen eines modernen und patientenorientierten Rettungsdienstes steigern.
In seinen Eröffnungsworten zeigte sich Sobotka erfreut über die „Tradition“ des Camillo Awards, dessen Verleihung im Plenarsaal des Parlaments auch die gesellschaftliche Wertschätzung für Sanitäter:innen ausdrücken soll. Zu dieser Wertschätzung gehörten jedoch auch politische Maßnahmen, wie eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Sanitäterausbildung, verwies Sobotka auf das im Vorfeld des Awards ebenfalls im Parlament abgehaltene Symposium zur Neugestaltung des Sanitätergesetzes. Da die Arbeit in der präklinischen Versorgung eher selten im Mittelpunkt stehe, sei es besonders wichtig, die darin tätigen Personen – gleich, ob beruflich oder freiwillig – vor den Vorhang zu holen. Der Award solle nicht nur ein großes „Dankeschön“ an die Sanitäterinnen und Sanitäter im Namen der Bevölkerung darstellen, sondern auch einen Ansporn für diese sein, sich weiterhin vorbildlich für ihre Mitmenschen einzusetzen, so Sobotka.
Es seien die zahlreichen Eigeninitiativen und Projektideen innerhalb des Rettungswesen gewesen, die ihn auf die Idee zum Award gebracht hätten, erzählte Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Awards. Der Fokus des BVRD.at liege ebenfalls auf der Reform des Sanitätergesetzes, um den Rettungsdienst für die Bevölkerung in Österreich qualitativ weiterzuentwickeln.
Das Thema Qualität stand auch im Zentrum der Keynote von Johannes Strobel, der in der Qualitätssicherung des Rettungsdienstes und als Notfallmediziner in Hamburg tätig ist. Für ihn dürfe Qualitätsmanagement nicht von der Basisarbeit entkoppelt werden. Der Schlüssel für die erfolgreiche Weiterentwicklung liege in einer strukturierten Kommunikation auf Augenhöhe und in der Transformation von einer Fehler- zu einer Wahrnehmungskultur, die „über den Tellerrand hinausblickt“.
ELF PREISTRÄGER:INNEN IN ACHT KATEGORIEN
Der Camillo Award wurde in diesem Jahr von einer 16-köpfigen Jury in acht Kategorien vergeben. Zu den Nominierungskriterien zählten unter anderem ein herausragendes Engagement für die qualitative Verbesserung im Rettungsdienst, die Umsetzung eines originellen Projekts in diesem Sinne und ein vorbildlicher Umgang im beruflichen Umfeld.
So wurden Jan Sattlberger vom Roten Kreuz Wien und Rainer Trawöger vom Roten Kreuz Grieskirchen (Oberösterreich) für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Sattelberger steigerte durch die Implementierung standardisierter Verfahren und Trainings sowohl die Mitarbeiterzufriedenheit als auch die Qualität der Patientenversorgung. Für ihn gehöre ein „permanentes Hinterfragen“ zu den wesentlichen Elementen eines erfolgreichen Qualitätsmanagements, wie er bei der Verleihung erklärte. Trawöger vermittelt der Bevölkerung die zentrale Bedeutung der Laienreanimation und organisierte dafür etwa Flashmobs oder funktionierte kurzerhand eine Telefonzelle zum Defibrillator-Standort um. Er regte an, Erste Hilfe als Pflichtfach bereits Kindern in den Schulen zu vermitteln.
In der Kategorie „Ausbildungskonzept“ wurde die Rotkreuzakademie Tirol für ihr Projekt „Room of Risks“ geehrt. Dabei handelt es sich um eine erstmals im österreichischen Rettungswesen angewandte Lehrmethode aus dem Risikomanagement, mit der Teamfähigkeit und Fehlerbewusstsein gefördert werden sollen.
Für besondere Verdienste um „Innovation/Nachhaltigkeit“ wurden das Team RDmed des niederösterreichischen Landesverbandes des Roten Kreuzes und Olivia Wörndl vom Roten Kreuz Innsbruck ausgezeichnet. Mit der Einrichtung einer Arzneimittelwebsite hat RDmed durch frei zugängliche Informationen und fortschrittliche Arzneimittellisten den Rettungsdienst in Niederösterreich nachhaltig verändert. Olivia Wörndl sensibilisiert mit ihrem Projekt #taktgefühl Mitarbeiter:innen des Roten Kreuzes Innsbruck für die Ursachen und Auswirkungen von Belästigung, Diskriminierung und Gewalt. Ihr Anspruch sei es, die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen „ohne moralischen Zeigefinger“ anzusprechen, wie sie bei der Preisverleihung erklärte.
Erich Neier vom Arbeitersamariterbund Feldkirch (Vorarlberg) initiierte die Unterbringung zweier Rettungsorganisationen unter einem Dach, wodurch Synergieeffekte genutzt, Bereitschaftszeiten schneller besetzt und Verwaltungskosten gespart werden konnten. „Wertschätzung und Vertrauen“ nannte er als die Schlüssel zum Gelingen dieses Projekts. Die Leiterin des Ausbildungszentrum des Arbeitersamariterbundes Wien, Elisabeth Zwingraf, erzielte durch neuartige Ausbildungsangebote etwa im Fachbereich Psychiatrie und Psychotraumatologie einen bedeutenden Mehrwert für alle Mitarbeiter:innen. Die psychosoziale Betreuung nehme für sie einen ebenso wichtigen Stellenwert ein wie die Notfallmedizin. Beide erhielten den Camillo-Award in der Kategorie „Leadership/Management“.
In der Kategorie „Polizei“ ging der Preis an Thomas Grössinger von der Landespolizeidirektion Steiermark, der sich für eine Verbesserung der präklinischen Versorgung der Bevölkerung durch die Polizei einsetzt. Durch seine Initiative ist nun jede Polizeistreife der Stadt Graz mit einem AED (automatisierter externer Defibrillator) ausgestattet. In seiner Dankesrede betonte Grössinger die gemeinsamen Ziele von Polizei und Rettung.
Marianne Lacchini-Fanninger hat sich über 20 Jahre hinweg für die Steigerung der Qualität im Rettungsdienst innerhalb des Bundesheeres eingesetzt. Die Preisträgerin in der Kategorie „Bundesheer“ ist für die Ausbildung von Rettungssanitäter:innen mitverantwortlich, fungiert als Mentorin für junge Frauen im Soldat:innenberuf und machte sich etwa bei der Versorgung der Zivilbevölkerung im syrischen Bürgerkrieg verdient. Lacchini-Fanninger plädierte bei der Verleihung für eine Anpassung des Rettungsdienstes sowohl an technische und medizinische als auch an gesellschaftliche Veränderungen.
Das anonyme Team hinter der Instagram-Satireseite „rettungsmitfahrermemes“ wurde von der Jury in der heuer erstmals eingeführten Kategorie „Support“ geehrt. In pointierten Satirebeiträgen sprechen sie auch vernachlässigte Problemfelder im Rettungsdienst wie sexuelle Belästigung im Dienstalltag oder fehlende Psychohygiene für Einsatzkräfte an und weisen unermüdlich auf die Notwendigkeit der Weiterentwicklung hin. In Vertretung für die Betreiber:innen der Seite nahm den Award Fritz Jergitsch von der Satire-Website „Die Tagespresse“ entgegen. Nach der Lage der Satire in Österreich gefragt, konstatierte er, dass man sich darum in Österreich keine Sorgen machen müsse. Das Preisgeld werde einer Organisation gespendet, die psychologische Betreuung im Rettungsdienst anbiete, kündigte Jergitsch an.
Der Sonderpreis ging heuer an Anton Witzmann. Er ist seit 30 Jahren ehrenamtlich im Rettungsdienst in mehreren Gemeinden aktiv und leitet die Ortsstelle Aspach in Oberösterreich. Mit dem vorrangigen Ziel der kontinuierlichen Verbesserung der Erstversorgung bei Notfällen entwickelte er ein First-Responder-System und führte es erfolgreich ein. Als Arbeitgeber fördere er auch das ehrenamtliche Engagement seiner 45 Mitarbeiter:innen. 20 von ihnen seien ebenfalls entweder bei der Rettung oder der Feuerwehr tätig, berichtete Witzmann dem Publikum. (Schluss) wit
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