„kulturMontag“: Rushdie-Interview, Helnwein-Schau zum 75er, Kiew-Biennale u. a. in Wien

Danach zum 80. Geburtstag: „Catherine Deneuve – Ein Leben auf der Leinwand“ und „Das Schmuckstück“ – am 23. Oktober ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 23. Oktober 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 bringt anlässlich der Frankfurter Buchmesse eines der raren Interviews mit Schriftsteller Salman Rushdie, der dort mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Zu Gast im Studio ist Malerstar Gottfried Helnwein, dem zum 75. Geburtstag eine groß angelegte Ausstellung in der Albertina gewidmet ist. Weiters u. a. Thema der Sendung: die 5. Kiew-Biennale, die heuer eine europäische Ebene bietet und neben Schauplätzen in der Ukraine u. a. auch in Wien ausstellt.
Anschließend an das Magazin steht das Porträt „Catherine Deneuve – Ein Leben auf der Leinwand“ (23.15 Uhr) zum 80. Geburtstag der Schauspielerin auf dem Programm, gefolgt von François Ozons Komödie „Das Schmuckstück“ (0.05 Uhr) mit u. a. Catherine Deneuve und Gérard Depardieu. Letztere ist bereits am Sonntag, dem 22. Oktober, um 23.05 Uhr in ORF 2 zu sehen.

Sind Worte Sieger? – Friedenspreisträger Salman Rushdie im Gespräch

In Zeiten von Krieg und Krisen kommt die internationale Literaturbranche zum 75-Jahr-Jubiläum der Frankfurter Buchmesse zusammen. Dass die geopolitischen Zeichen auf Sturm stehen, war schon beim Auftakt der weltgrößten Bücherschau zu spüren, das alles beherrschende Thema des Nahost-Kriegs löste bei der Eröffnungsfeier nach der Rede des slowenischen Philosophen Slavoj Zizek Tumulte aus. Höchste Sicherheitsstufe herrscht in Frankfurt, wenn der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Der 76-jährige Superstar der Literatur, der vor einem Jahr bei einem Attentat schwer verletzt worden ist, erhalte die Auszeichnung „für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und zuallererst dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt verbessert“, so die Jury. „Es sind die Bücher, die wichtig sind, nicht die Messer…“, sagt der Autor, der seit dem Angriff auf einem Auge blind ist. Wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed in Rushdies Buch „Die Satanischen Verse“ hatte 1989 Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Khomeini in einer Fatwa zur Tötung des Schriftstellers aufgerufen. Rushdie selbst lebte zehn Jahre lang unter Personenschutz, bis er 1998 freiwillig darauf verzichtete. Die Erfahrungen der Fatwa hat er in einem autobiografischen Buch festgehalten. Weltliteratur hat er geschaffen und Weltliteratur präsentiert er auch in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse. „Victory City“, so der Titel seines neuen Romans, der fast programmatisch anmutet und kurz vor dem Attentat fertiggestellt wurde. „Worte sind die einzigen Sieger“ – so endet sein Text. Dem „kulturMontag“ gibt der Dichter und Denker eines seiner seltenen Interviews.

Künstlerischer Anarchist Gottfried Helnwein – Albertina-Schau zum 75. Geburtstag

Seit mehr als 50 Jahren legt Gottfried Helnwein, Österreichs Künstler von Weltrang, seine Finger in die Wunden der Gesellschaft, setzt mit seinen kontroversiellen Bildern immer wieder einen flammenden Appell gegen Gewalt und Terror. Sein künstlerisches Schaffen zeugt von seiner kompromisslosen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tabuthemen. Mit seinen apokalyptischen Visionen provoziert der heute in Los Angeles und Irland lebende gebürtige Wiener immer wieder Diskussionen. Als „künstlerischer Anarchist aus Prinzip“ versteht sich der Maler, der mit der subversiven Kraft seiner Bilder die Welt zeigen will, wie sie ist. Zu seiner Geburtsstadt hatte Gottfried Helnwein stets ein gespaltenes Verhältnis. In der Nachkriegszeit aufgewachsen, empfand er Wien als zu eng, die Gesellschaft als verlogen, seine Fragen zum Zweiten Weltkrieg blieben unbeantwortet. Früh wurde ihm klar, dass er mit seiner Kunst auf Missstände und Verbrechen reagieren will. In den 1980er Jahren löste Helnwein mit seiner Installation „Kristallnacht“ mitten in Köln Kontroversen aus. Mit riesigen Fotografien von unbekannten Kindern wollte er ein Nachdenken über Schuld und Unschuld provozieren. Bis heute ist der Maler und Bühnenbildner ein Mahner und scharfer Beobachter einer Welt voller Gräuel, seine Waffe ist die Kunst, um humanitäre Katastrophen sichtbar zu machen. Zum 75. Geburtstag zeigt die Albertina eine Schau seiner Bilder der vergangenen zwei Jahrzehnte. Über Krieg, Krisen und die Rolle der Kunst spricht Gottfried Helnwein mit Peter Schneeberger live im Studio.

Kunst im Krieg – Die Kiew-Biennale in der Ukraine und u. a. auch in Wien

Seit 24. Februar 2022 richtet sich der russische Angriffskrieg nicht nur auf die Invasion ukrainischer Territorien und gegen die Bevölkerung, sondern auch gegen deren Kultur. Ziele sind Kulturstätten wie Museen, Kirchen, historische Gebäude, schon Anfang des Jahres sprach die UNESCO von tausenden beschädigten Kulturstätten und Kunstwerken. Aufgeben sei keine Option, auch nicht für die Künstlerinnen und Künstler des Landes, die nun mit der 5. Kiew-Biennale einmal mehr der russischen Invasion trotzen wollen. Anfang Oktober startete man das Projekt nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in Iwano-Frankiwsk und Uschhorod in der Westukraine. Was den heurigen Kunstevent so besonders macht, ist die europäische Beteiligung. Neben der Ukraine läuft die Kiew-Biennale auch in Warschau, Lublin, Antwerpen und in Wien, wo im Augarten Contemporary als zentrale Location Kunst ukrainischer und internationaler Kreativer präsentiert wird. ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz in Kiew und Kulturjournalist Harald Wilde in Wien haben mehrere Künstler:innen getroffen. Wie bewältigen Kunstschaffende, die in der Ukraine leben und arbeiten, den Krieg? Was können die Kunst und eine Kunst-Biennale dem Krieg entgegensetzen?

„Catherine Deneuve – Ein Leben auf der Leinwand“ (23.15 Uhr)

Vom starren Bild der kalten Blondine, die in ihren Anfängen von der Fantasie der Regisseure instrumentalisiert wurde, bis hin zur freien, witzigen und subversiven Ikone von heute: ein langer Weg der Emanzipation und Selbstbestätigung, den Catherine Deneuve mit Kühnheit und Entschlossenheit gegangen ist. Die französische Filmdiva arbeitete mit den wichtigsten Schauspielern und Regisseuren der Welt zusammen. Das 2023 entstandene Porträt von Claire Laborey zeichnet den Karriereweg der ewig Schönen nach, die seit mehr als 60 Jahren den europäischen Film mitgeprägt hat.

Ob masochistische Hobbyprostituierte in Luis Buñuels „Belle de Jour – Schöne des Tages“, lesbischer Vampir in Tony Scotts „Begierde“ oder schizophrene Mörderin in Roman Polanskis Film „Ekel“: Je extremer die Rolle, umso grandioser Catherine Deneuve. „In dir stecken zwei Frauen“, sagt Gérard Depardieu zu Deneuve in „Die letzte Metro“. Kaum ein Satz könnte sie besser charakterisieren. Privat hält sie das Image der distanzierten und geheimnisvollen Schönheit aufrecht und lässt nichts von ihrem Leben an die Öffentlichkeit dringen. Auf der Leinwand setzte die kluge, rebellische Pariserin ihrem Image der kühlen Blondine unersättliche Abenteuerlust und Risikobereitschaft entgegen und überraschte immer wieder mit gewagten Entscheidungen für Regisseure und Rollen. Das Kino war und ist für sie der perfekte Ort, die Frau zu erfinden, die sie wirklich ist.

Seit ihrem Debüt in „Junge Rosen im Wind“ 1957 hat die damals 14-Jährige in fast 150 Filmen mitgewirkt und arbeitete mit den bedeutendsten Filmemacherinnen und Filmemachern des 20. Jahrhunderts zusammen. Neben Buñuel, Polanski und Scott zählen auch Jacques Demy, François Truffaut und André Téchiné zu ihren wichtigsten Regisseuren. Auf ein bestimmtes Genre ließ sie sich in ihrer Arbeit nie festlegen. Sie versteht es perfekt, jede noch so subtile Regieanweisung umzusetzen und in jedem Film genau die jeweils gewünschte Facette zu zeigen. Vor der Kamera zählen Jean-Paul Belmondo, Alain Delon, Marcello Mastroianni und Gérard Depardieu zu ihren wichtigsten Partnern.

Anhand von exklusiven Radio- und Fernsehinterviews, im Dialog mit Regisseurinnen und Regisseuren von gestern und heute, aber auch mit befreundeten Filmschaffenden führt Catherine Deneuve stimmlich selbst durch den Dokumentarfilm.

„Das Schmuckstück“ (0.05 Uhr)

In François Ozons („Mein fabelhaftes Verbrechen“) pointierter Komödie aus dem Jahr 2010 entkommt Catherine Deneuve in ihrer Rolle als „Schmuckstück des Hauses Pujol“ dem bourgeoisen goldenen Käfig der patriarchalen 1970er und nimmt auf bezaubernd selbstverständliche Weise ihr Leben selbst in die Hand. Gérard Depardieu spielt als einstige Jugendliebe und Gewerkschafter dabei eine ebenso glanzvolle Rolle.
Zum Inhalt: 1977. Suzanne ist seit 30 Jahren Vorzeigehefrau, Mutter und nur noch Schmuckstück des bourgeoisen Hauses Pujol. Patriarch Robert führt seine Regenschirmfabrik mit ebenso harter Hand wie familiäre Angelegenheiten. Auf die Meinung seiner Frau legt er dabei keinen Wert. Als er infolge eines Streiks der Belegschaft eine Herzattacke erleidet, übernimmt Suzanne die Leitung der Geschäfte. Rasch beweist sie, der bessere Boss zu sein. Dabei kommt sie mit ihrer Jugendliebe, dem Gewerkschafter und Bürgermeister Maurice Babin, wieder in Kontakt und beginnt ihr neues Leben.
Mit Catherine Deneuve (Suzanne Pujol), Gérard Depardieu (Maurice Babin), Fabrice Luchini (Robert Pujol), Karin Viard (Nadège), Judith Godrèche (Joelle Pujol), Jérémie Renier (Lauren Pujol) u. a.

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