Kann Instagram Einstiegsdroge in den Journalismus sein?
Beim 25. Journalistinnenkongress am heutigen 08.11.2023 ging es unter anderem, um die Chancen und Herausforderungen, die in den letzten 25 Jahren im Journalismus aufgekommen sind.
Im Haus der Industrie moderierte Eva Winroither von „Die Presse“ die Podiumsdiskussion mit Ambra Schuster, die im ORF den TikTok-Kanal betreut, Eva Linsinger, stellvertretende Chefredakteurin „profil“ und Anna Jandrisevits, vom Onlinemedium „die Chefredaktion“.
Unterschiede zwischen Print und Online-Journalismus zeichnen sich vor allem darin ab, dass Printmedien Ereignisse im Detail erklären können, wohingegen die „ersten drei bis fünf Sekunden“ laut Ambra Schuster, beim TikTok-Journalismus vor allem zählen. Junge Menschen werden über andere Kanäle erreicht, nicht über Print. „Das Informationsbedürfnis ist da, man muss die Leute nur suchen, finden und informieren“, sagt Linsinger. Das Publikum bei Print- und Onlinemedien ist ein sehr unterschiedliches, daran unterscheidet sich auch die Art des Erzählens. In aller Kürze Kontext zu geben, sei herausfordernd, gerade bei dem aktuellen Konflikt, sagt Schuster. Sie berichten auf TikTok mehr über Schulen als über Pensionsreformen. Für Anna Jandriesevits von der Chefredaktion ist es vor allem wichtig, dass sie alles aus einer jungen Perspektive erzählen und kein Wissen voraussetzen. Und das kommt an beim jungen Publikum. „Junge Menschen haben genauso viel Lust etwas zu lesen wie andere Generationen, nur auf anderen Kanälen.“, meint Jandrisevits.
Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. Ein interessanter Einstieg ist sowohl bei Print, als auch bei Onlinemedien sehr relevant. Auch die klassische Medienpyramide, in der das wichtigste ganz zu Beginn genannt wird, ist nicht überholt und wird auch in den Nachrichtenformaten auf sozialen Medien verwendet. „Wenn es relevant für das Publikum ist, erzählen und erklären wir es“, sagt Ambra Schuster, auch wenn es nicht einfach sei, ein schwieriges Thema in Kürze darzustellen.
WARUM KLICKT NIEMAND AUF GOOD NEWS?
Warum die Menschen eher auf schlechte, als auf gute Nachrichten klicken, war Thema im darauffolgenden Gespräch zwischen Barbara Haas von der Kleinen Zeitung und Katharina Gangl, der Leiterin des Instituts für höhere Studien für Verhaltensökonomie. Im Haus der Industrie diskutierten sie über unterschiedliche Perspektiven und Herausforderungen. „Die Menschen wollen aktiv eigentlich keine schlechten Nachrichten. Die Leserinnen wissen, dass es keine gute Entscheidung ist, immer auf die schlechten News zu klicken“, sagt Katharina Gangl. Sie erklärt es mit einer impulsiven, unbewussten Entscheidung, weswegen man dann doch auf die schlechten Nachrichten klickt. Negative Nachrichten vermitteln jedoch das Gefühl der Hilflosigkeit.
Eine Perspektive dem entgegen zu wirken, könnte der „konstruktive Journalismus“ sein, den Barbara Haas anspricht. Neben den schlechten Nachrichten sollen auch Perspektiven aufgezeigt werden. Das könne die Glaubwürdigkeit erhöhen. Die Kleine Zeitung experimentiert zurzeit mit „User needs“. Das bedeutet, dass jede Geschichte mit einem Leserinnenbedürfnis verknüpft wird.
Trotzdem, so Haas, sei es die Aufgabe des Journalismus, die Welt zu zeigen, wie sie ist.
Anna Steiner
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