„kulturMontag“: Jedermann neu, Antisemitismus in Europa, Macht Social Media
Danach: „Ikonen Österreichs – Licht und Schatten einer Republik“ – am 20. November ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Martin Traxl präsentierte „kulturMontag“ am 20 November 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 spannt einen weiten thematischen Bogen: So befasst sich die Sendung mit den jüngsten Entwicklungen zum Salzburger „Jedermann“ und berichtet über die Neuinszenierung 2024 mit dem heute (17. November) präsentierten neuen Traumpaar Philipp Hochmair und Deleila Piasko. Weiters thematisiert das Kulturmagazin den durch den Nahost-Konflikt erneut angestiegenen Antisemitismus in Europa und spricht dazu u. a. mit Kulturschaffenden bzw. live im Studio mit dem renommierten israelisch-deutschen Extremismusforscher, Psychologen und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft, Ahmad Mansour, der soeben mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet wurde. Außerdem im Focus: Social Media als mächtiger Schauplatz für die Macht von Alltagsideologien.
Anschließend an das Magazin zeigt ORF 2 eine Ausgabe der Reihe „Ikonen Österreichs“ über „Licht und Schatten einer Republik“ (23.25 Uhr) – konkret u. a. Bruno Kreiskys Telefon und den EU-Stimmzettel.
Jedermann 2024 – Alles neu für Salzburgs Moritatenspiel
Um den Bühnenklassiker „Jedermann“, der als Cashcow der Salzburger Festspiele Jahr für Jahr für volle Festival-Kassen sorgt, hatte es zuletzt große Aufregungen gegeben. Denn entgegen der ursprünglich vorgesehenen Wiederaufnahme der Inszenierung von Regisseur Michael Sturminger mit Michael Maertens in der Titelrolle, entschied sich das Direktorium mit der neuen Schauspiel-Chefin Marina Davydova kurzfristig für eine Neuproduktion. Abgeschlossene Verträge platzten und lösten beim Ensemble Irritationen aus. Intendant Markus Hinterhäuser versucht nun zu kalmieren, versteht er doch die Festspiele nicht als „Hire- und Fire-Unternehmen“ und sieht sich in der Verantwortung. Über die Hintergründe für die Neuinszenierung geben die Schauspiel-Chefin und der Intendant anlässlich einer Presskonferenz zur „Jedermann“-Zukunft im Interview Auskunft. Der „kulturMontag“ hat auch mit dem kanadischen Regisseur Robert Carsen sowie dem neuen Traumpaar – dem schon als „Jedermann“ bewährten Österreicher Philipp Hochmair und der Schweizer Schauspielerin Deleila Piasko als neue Buhlschaft – über das aufgeladene Stück gesprochen.
Nie wieder – Antisemitismus in Europa
Angriffe auf Synagogen, Brandanschläge auf jüdische Friedhöfe, Bombendrohungen, Messerattacken, Hakenkreuze oder Davidsterne auf Hausmauern: Jüdinnen und Juden leben in Europa zunehmend in Angst, fühlen sich nicht mehr sicher. Insbesondere in Frankreich explodieren die antisemitischen Übergriffe seit dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel und der darauf erfolgten Bodenoffensive der israelischen Armee im Gaza-Streifen, wurden doch allein seit dem 7. Oktober mehr als 1.000 Vorfälle gemeldet. Auch in Deutschland und Österreich ist der Antisemitismus sprunghaft angestiegen. So finden hierzulande Veranstaltungen zu jüdischen Themen nur unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt oder werden aus Sorge ganz abgesagt. Kein Krisenherd zerreißt die Welt so sehr wie der Nahost-Konflikt. In der hitzigen Debatte in europäischen Ländern spiegeln sich beide Seiten wider: die Angst der Jüdinnen und Juden vor Anfeindungen und Terror sowie zugleich die Wut der Menschen mit arabischen Wurzeln über die Unterdrückung der Palästinenserinnen und Palästinenser. Antisemitismus scheint quer durch alle politischen Spektren salonfähig geworden zu sein. Ist das eine überraschende Entwicklung? Warum wird Wegsehen und Relativieren bis in die Wissenschaftsgemeinschaft toleriert? Wo liegen die Wurzeln? Was kann man dagegen tun und wie lässt sich eine gespaltene Gesellschaft wieder einen?
Der „kulturMontag“ hat sich umgehört und Gespräche mit den Musikern Timna Brauer und Marwan Abado in Wien geführt, außerdem mit Meron Mendel, dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, dem deutsch-israelischen Comedian Shahak Shapira und dem deutsch-palästinensischen Poetry-Slamer und Comedian Abdul Kader Chahin. Sie alle engagieren sich im Kampf gegen Antisemitismus. Live im Studio analysiert Martin Traxl im Gespräch mit Ahmad Mansour Ursachen und Präventionsmöglichkeiten.
Social Media – Die Macht der Alltagsideologien
Soziale Medien sind zur Kampfzone der Gesellschaft geworden. Ob Alltagsideologien, Terroranschläge oder Kriege – in der Anonymität meinen Userinnen und User die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. In einem Meer aus Halbwissen und Informationsüberflutung scheint der Hass im Netz zu eskalieren. Meinungskriege gehören mittlerweile schon fast zur Normalität im Internet. Seit der Corona-Pandemie wird der Ton immer rauer und Social Media zeigen auf, wie sehr Schwarz-Weiß-Denken und verknappte Informationen im World Wide Web die Gesellschaft spalten. Bestimmte Plattformen sind Nährboden für extremistische Ideologien. Die irisch-österreichische Schriftstellerin Ellen Dunne erzählt in ihrem neuen Roman „Unfollow Stella“ von Content-Moderatoren, die mit „sensiblen“ Inhalten wie Hass im Netz, Krieg oder Pädophilie enormen psychischen Belastungen ausgesetzt sind. In ihrem Buch verwandeln sich digitale Ressentiments in reale Gewalt. Dass Hate Speech, Ausgrenzung und Verletzungen in der virtuellen Welt auch Auswirkungen im realen Leben haben, zeigt u. a. das Theaterprojekt „DSCHUNGEL. CyberHurt / Bytes & Pieces“ im Zirkus des Wissens in Linz. Das Rap-Duo EsRAP sucht darin einen Weg durch den digitalen Dschungel aus Mobbing, Body Shaming, Vorurteilen sowie Cyber-Hate und hat mit Jugendlichen dazu Workshops durchgeführt. Das Ergebnis mündet in einer musikalisch-theatralen Performance. Falschmeldungen entlarven und verdrehte Inhalte klarstellen, das hat sich Mimikama, der Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, zur Aufgabe gemacht. Andre Wolf ist Social-Media-Experte und weiß, dass Informationen von Userinnen und Usern oftmals unreflektiert, unkritisch sowie ungeprüft weitergegeben werden und dass das anfällig für Falschmeldungen macht. Was kann gegen Radikalisierung im Netz helfen?
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