„kulturMontag“: Oscar-Nominee Sandra Hüller im Porträt, Conchita „Luziwuzi“ als Rabenhof-Hit, Orwells Schweine an der Staatsoper

Danach: Doku „Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell“– am 26. Februar ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 26. Februar 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich der gefeierten deutschen Schauspielerin Sandra Hüller, die mit zwei Filmen bei den heurigen Oscars vertreten ist, u. a. mit einer Nominierung als „Beste Schauspielerin“. Weiters stellt das Magazin die Rabenhof-Erfolgsproduktion „Luziwuzi“ mit Conchita Wurst in der Titelrolle des Habsburger Enfant terrible Erzherzog Ludwig Viktor vor und begrüßt dazu Regisseurin Ruth Brauer-Kvam live im Studio. Außerdem wirft die Sendung einen Blick auf die bevorstehende Premiere von „Animal Farm“ nach George Orwells Weltbestseller in der Wiener Staatsoper, wo derzeit Schweine die Macht auf der Bühne übernehmen. Anschließend steht die Dokumentation „Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell“ (23.15 Uhr) anlässlich des 85. Geburtstags der 1992 verstorbenen Künstlerin auf dem Programm.

Die vielen Gesichter einer Frau – Oscar-Nominee Sandra Hüller im Porträt

Sie gilt als Ausnahmetalent, ob auf der Bühne oder Leinwand. Ihre Figuren sind Opfer wie Täterinnen, nicht ohne Grund ist Sandra Hüller zurzeit die meistgefeierte deutsche Schauspielerin, erhält euphorische Kritiken und regelmäßig Auszeichnungen. Bei den Filmfestspielen in Cannes war die 45-Jährige im vergangenen Jahr nahezu omnipräsent, räumten doch die beiden Filme „Anatomie eines Falls“ und „Zone of Interest“ die Hauptpreise des Festivals ab. Zudem wurde das Justizdrama „Anatomie eines Falls“ mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet und ist jetzt mit fünf Nominierungen im Oscar-Rennen. Hüller, die darin eine erfolgreiche Schriftstellerin spielt, die ob des plötzlichen Todes ihres Ehemanns zur Hauptverdächtigten wird, ist als Beste Schauspielerin nominiert. Auch das beklemmende KZ-Drama „Zone of Interest“, in dem Hüller die Frau des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß gibt, ist in fünf Kategorien für die Trophäe vorgeschlagen. Ihre Leidenschaft für das Schauspiel entdeckte Hüller, die einer Pädagogen-Familie aus Thüringen entstammt, schon während der Schulzeit. Gleich nach der Matura zog es sie an die renommierte „Ernst Busch“-Hochschule für Schauspielkunst. Heute kann sie auf eine beachtliche Filmografie zurückblicken, in mehr als 30 Filmen hat sie bereits mitgespielt – von der 2017 Oscar-nominierten Vater-Tochter-Tragikomödie „Toni Erdmann“, in der sie an der Seite von Peter Simonischek brillierte, bis zur schwarzen Komödie „Sisi und ich“, in der sie grandios die schrullige ungarische Hofdame Irma Sztàray der Kaiserin von Österreich-Ungarn mimt. Eine Frau, die jede Rolle kann, jubelt die Kritik. Sollte ihre Schauspielkarriere mit oder ohne goldene Trophäe irgendwann den Bach runtergehen, könnte sie immer noch auf ihren Gabelstapler-Führerschein zurückgreifen, witzelt Hüller mit der für sie typischen Selbstironie. Der „kulturMontag“ mit einem Porträt.

Ein exzentrischer Sonderling – Erzherzog „Luziwuzi“ alias Conchita als Kassenschlager im Rabenhof

Die Presse jubelt, das Publikum ist verzückt: Regisseurin Ruth Brauer-Kvam hat mit ihrer klugen Rabenhof-Inszenierung „Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin“ über das schwarze Schaf im Hause Habsburg den Vogel abgeschossen: ein großartiges Quartett guter Schauspieler, allen voran Tom Neuwirth aka Conchita Wurst, dessen Schauspieldebüt zu Recht bejubelt wurde, für eine brillante Live-Musik-Performance sorgt Kyrre Kvam. Wer aber war dieser Luziwuzi? Erzherzog Ludwig Viktor, der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, war ein Außenseiter am kaiserlichen Hof, ein Nonkonformist, ein Nesthäkchen, dem der sonst so strenge Hof eine gewisse Narrenfreiheit einräumte. Ein junger Mann, ein Partytyp, der gerne Frauenkleider trug, dem keine „Hygiene-Dame“ zugeführt wurde, so wie es bei den anderen jungen Erzherzogen durchaus üblich war. Bei „Luziwuzi“ war es anders:
Seine Homosexualität war ein offenes Geheimnis, und doch durfte unter dem Vorwand der „Sittlichkeit“ nicht offen darüber gesprochen und dank strenger Pressezensur schon gar nicht darüber geschrieben werden. Als Freigeist mit „speziellen Neigungen“ und bösartiges Lästermaul bei manchen verschrien, tat er sich auf der anderen Seite auch als Kunstliebhaber und Liebkind der höfischen Gesellschaft hervor. Er lieferte eigenwillige Eskapaden und einen handfesten Skandal, der mit der Verbannung vom Wiener Hof endete. Der „kulturMontag“ stellt die Erfolgsproduktion vor und bittet Ruth Brauer-Kvam zum Live-Gespräch ins Studio.

Schweine an die Macht – George Orwells „Animal Farm“ an der Wiener Staatsoper

„Schweine an die Macht“ heißt es an der Wiener Staatsoper, die George Orwells Weltbestseller „Animal Farm“ auf die Bühne bringt. Der italienische Regisseur Damiano Michieletto setzt die Revolution, die ihre Kinder frisst, im Haus am Ring in Szene. In der 1945 veröffentlichten politischen Fabel erforschen und kritisieren vermenschlichte Tiere die Natur der politischen Macht und Korruption. Seine Erfahrungen im spanischen Bürgerkrieg brachten den Schriftsteller zur Erkenntnis, dass jeder totalitäre „Ismus“ sich letztlich auf Propagandalügen stützt, die man als Grundübel bekämpfen muss. 1945 stellte er den Stalinismus in „Animal Farm“ an den Pranger – und feierte damit seinen literarisch größten Erfolg. Es ist die Macht an sich – ihre Eroberung, Bewahrung, Rituale und Paranoia –, die Michieletto thematisieren will. Einen kongenialen Partner hat er im russischen Komponisten Alexander Raskatov gefunden. Dieser kannte die Story nur dem Namen nach, denn in Russland fiel das Buch unter Zensur. Orwells Warnung sei historisch noch lange nicht abgefrühstückt, im Gegenteil. Denn heute seien wieder jede Menge alter „Ismen“ unterwegs und neue aggressive Weltanschauungen wachsen nach im Netz. Geboren wurde der 70-Jährige in der Sowjetunion, sein Großvater landete im Gulag und hat ihn überlebt. Witz, Charme und eine unglaubliche Selbstironie legt der Komponist in seiner vierten Oper an den Tag und steht damit in der Tradition der politischen Satire eines Rimski-Korsakow oder Schostakowitsch. Anfang der 1990er Jahre kehrte Raskatov der Sowjetunion den Rücken und lebt nach Jahren in Deutschland heute in Frankreich. Der „kulturMontag“ bringt erste Einblicke in seine „Animal Farm“, die am 28. Februar in Wien Premiere feiert und schon bei der Uraufführung im Vorjahr in Amsterdam für Standing Ovations und fulminante Kritiken sorgte.

Dokumentation „Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell“ (23.15 Uhr)

Als „Femme fatale“ und „klassische Schönheit“ an der Seite berühmter männlicher Filmstars wie etwa Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, Tony Curtis und Helmut Berger: So erinnert man sich an Marisa Mell. Doch wer war sie wirklich? Dieser Frage geht der Dokumentarfilm „Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell“ nach. Regisseur Markus Mörth stellt darin die berühmte Schauspielerin, deren Karriere mit ihrem Studium am Max Reinhardt Seminar in Wien begann, der Privatperson Marlies Theres Moitzi, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, gegenüber. Gleichzeitig versucht der Film mit aktuellem Blick auch die Rolle der Frau im Filmbusiness der 1960er bis 1980er Jahre zu hinterfragen.
Ihr geheimnisvoller, durchdringender Blick und ihr makelloser Körper machten Marisa Mell in den 1960er Jahren zum Sexsymbol und für einige Jahre zum international gefeierten Filmstar. Doch ihr schauspielerisches Talent kam in den Rollen, für die sie besetzt wurde, nur selten zur Geltung. Meist wurde sie auf ihr Aussehen reduziert.
Ab den 1980er Jahren nahmen die Filmangebote zunehmend ab, Mell musste sich neu orientieren. Nach längeren Phasen der Arbeitslosigkeit zog sie von Rom, wo die gebürtige Grazerin lange Jahre lebte und arbeitete, nach Wien zurück. In ihren letzten Lebensjahren spielte sie u. a. Theater, malte und schrieb. 1990 veröffentlichte die Künstlerin ihre Autobiografie „Coverlove“ – eine anekdotische Abfolge von Affären, die nostalgisch verklärt auf ihr früheres Jet Set-Leben zurückblickt. 1991 stand sie in Houchang Allahyaris Film „I love Vienna“ zum letzten Mal vor der Kamera. Ein Jahr darauf starb Marisa Mell nach einem Krebsleiden verarmt in Wien. Im Zentrum von „Feuerblume – die zwei Leben der Marisa Mell“ stehen Erinnerungen und Erzählungen ihrer Cousine Karin Moitzi-Aicardi und einiger ihrer Weggefährten und Weggefährtinnen wie etwa der Schriftstellerin und Schauspielerin Erika Pluhar, der Schauspielerin Christine Kaufmann und des Produzenten Dieter Pochlatko. In Interviews stellen diese die Kunstfigur Marisa Mell dem Menschen Marlies Theres Moitzi gegenüber. Anhand von Film- und Theaterausschnitten sowie Archivaufnahmen zeichnet die Produktion Leben und Karriere der gebürtigen Steirerin nach.

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