Manfried Welan 86-jährig verstorben
Das Parlament verliert mit ihm eine wichtige Stütze und einen Verfechter des Parlamentarismus in Österreich
„Meine Seele hat es eilig“, schrieb Manfried Welan in einem seiner letzten Bücher („Ein Baum in der Lichtung. Alterserwachen“). Er ist gestern im Alter von 86 Jahren in Wien verstorben. Manfried Welan war Zeit seines Lebens dem Parlament verbunden. Er arbeitete seit 2003, dem Gründungsjahr der „Margaretha Lupac-Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie“, in der Jury mit und hatte die meiste Zeit über den Vorsitz inne. Er war ein guter, prägnanter Redner, was seit 2004 auch bei den Preisverleihungen der Margaretha Lupac-Stiftung geschätzt wurde.
Manfried Welan verstand sein freiwilliges und unentgeltliches Engagement für die Lupac-Stiftung als Dienst am Parlament und der Demokratie. Er lebte den generationenübergreifenden Dialog auf Augenhöhe. Die Stiftung verliert mit ihm eine wesentliche Konstante und einen überzeugten Unterstützer. Bei einem Empfang im Parlament anlässlich seines 80. Geburtstags sagte er, Demokratie und Parlamentarismus gehörten für ihn „zum Wichtigsten, was die Menschheit in ihrer Geschichte erreicht hat, weil dadurch Veränderung in der Gesellschaft ohne Gewalt erfolgt.“
„BEDEUTENDE STIMME FÜR DIE POLITISCHE BILDUNG“
„Manfried Welan war nicht nur ein angesehener Wissenschaftler, sondern vor allem ein engagierter Denker und eine bedeutende Stimme für die politische Bildung“, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka heute. „Durch seine Bemühungen zur Stärkung des politischen Bewusstseins sowie zur Förderung einer informierten Gesellschaft hat er Generationen inspiriert und geprägt.“ Er sei ein Politiker mit Überzeugungen gewesen, der bis zuletzt nicht müde wurde, sich für eine starke Demokratie einzusetzen. „Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seinen Angehörigen“, sagte Nationalratspräsident Sobotka.
„GEISTESMENSCH UND HOMO POLITICUS“
Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures würdigte Welan als einen „Geistesmenschen“, als einen „Homo politicus“. „Gerne denke ich an unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit zurück“, sagte sie heute, als sie von seinem Ableben erfuhr. „Er hat ein unheimliches Verfassungsrechtswissen mit politischer Praxiserfahrung in sich vereint.“ Bures drückte den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus.
Sein Engagement bei der Etablierung der Lupac-Stiftung bezog sich nicht nur auf den Gründungsakt 2003, sondern ging kontinuierlich auf die Arbeit für die Stiftung über. Er war der Geschäftsführung – Susanne Janistyn-Novák 2004 bis 2016 und Barbara Blümel seit 2017 – ein „wissender und freundschaftlicher Berater“, sagt Barbara Blümel. „Mit 80 wurde mir bewusst, dass mir nur mehr wenig Lebenszeit bleibt“, schrieb er in seiner letzten Publikation. „Und so wurde ich wählerischer gegenüber Veranstaltungen, Diskussionen, Treffen, Einladungen.“ „Umso geehrter fühlen wir uns, dass die Lupac-Stiftung bis zuletzt auf ihn zählen konnte“, sagt Parlamentsvizedirektorin Janistyn-Novák. „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“
Manfried Welan wurde 1937 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er Rechtswissenschaften und promovierte 1961 zum Dr. jur. Er war unter anderem rechtskundiger Beamter am Verfassungsgerichtshof und an der Technischen Universität. 1969 schlug er eine universitäre Karriere ein und war zuletzt Rektor an der Universität für Bodenkultur. Zudem war er Gemeinderat und Landtagsabgeordneter sowie Stadtrat in Wien. Von 1988 bis 1991 war er Dritter Landtagspräsident im Wiener Landtag.
Zeit seines Lebens setzte sich Manfried Welan für die Erklärung der österreichischen Demokratie ein – sei es durch Arbeiten zur Rolle des Bundespräsidenten, der Parlamente auf allen staatlichen Ebenen oder in der Auseinandersetzung mit Fragen des Wahlrechts und der Repräsentation in einer diversen Gesellschaft. Er schrieb 30 Bücher und veröffentlichte zahllose Beiträge in Fachbüchern und Fachzeitschriften, auch im Bereich der politischen Bildung. Welan erhielt mehrere Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem bekam er 1981 den Ehrenring der Universität für Bodenkultur verliehen und 1993 ein Ehrendoktorat der westungarischen Universität Pannon Tudomany Egyetem. Im Guttenberghaus der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien ist ein Hörsaal nach ihm benannt. (Schluss) gb
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