55. Wiener Gemeinderat (4)

Sachkreditgenehmigung für das Vorhaben „ZWIDEWIE – 1. Bauteil“ für die Jahre 2024 und 2025

GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ) meinte zum Thema Naschmarkt-Parkplatz, dass im zuständigen Ausschuss keine konkreten Zahlen genannt worden seien: „Es ist nicht die Quantität der Seitenanzahl ausschlaggebend, sondern der Inhalt dieser Seiten“, nahm Guggenbichler Bezug auf seinen direkten Vorredner, der den Umfang des Aktes gelobt hatte. Vor Ort seien „die Wünsche der Bürger vollkommen ignoriert worden, denen ist das Projekt gar nicht recht“, meinte Guggenbichler. Es habe am Naschmarkt im Zuge der Umgestaltung die Gelegenheit gegeben, Stände mit Produkten regionaler Produzentinnen und Produzenten zu errichten, diese Gelegenheit sei – auch wegen der Untätigkeit der ÖVP – versäumt worden. Guggenbichler kündigte abschließend an, dass er gegen diese Sachkreditgenehmigung stimmen werde.

GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS) sagte über die Parkplatzsituation am Naschmarkt, dass der Asphalt und die Autos selbst starke Hitze ausstrahlen würden und die Kaltluftschneise aus dem Wienerwald in die Innenstadt dringend Grün benötige. Deshalb sei sie froh über das Projekt. 90 neue Bäume und unzählige Grünflächen wie Stauden und Gräser würden aus dem derzeitigen Hitzehotspot einen „urbanen Aufenthaltsraum“ machen. Das „relativ kleine Gebäude Marktraum“ werde über ein begrüntes Dach verfügen, somit könne die Kaltluft unbehindert in die Stadt fließen. Dieser Umbau sei aber nicht das einzige Projekt gegen den Klimawandel in der Stadt und den Bezirken. So gebe es etwa Förderungen der Stadt für Bezirksprojekte, die eine positive Veränderung des Mikroklimas und eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums bewirken. Solche Umgestaltungen würden oft auch von Bürger*innen angestoßen und initiiert, wie zum Beispiel die Galileigasse am Alsergrund. Dort sei die Grätzloase vor der Schule der Ursprung der Verwandlung gewesen, dann habe sich gemeinsam mit Anrainer*innen und der Technischen Universität Wien eine „kleines, feines Projekt“ ergeben. Das Ergebnis: Sitzgelegenheiten zum Erholen, Gemüse- und Blumenbeete sowie eine kreativ bemalte autofreie Straße, die zum Spielen und Verweilen einlädt. Ein weiteres großes Projekt sei die NEOS-Vision von einem verkehrsberuhigten Ring mit einem Fahrradhighway und mehr Platz für den Fußverkehr: „Damit der Ring wieder das wird, wofür er ursprünglich gedacht war – zum Flanieren rund um das historische Zentrum Wiens.“

GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE) sagte, dass bereits vor einhundert Jahren der berühmte Architekt Otto Wagner davon geträumt habe, das Wiental zu überplatten und so einen Prachtboulevard zwischen Karlsplatz und Schloss Schönbrunn zu schaffen. „Jetzt wird ein Teil dieser Vision umgesetzt. Genau der Schandfleck Naschmarkt-Parkplatz wird zu einem grünen Park – das ist gut so“, hielt Sequenz fest. 1916 sei der Naschmarkt als Provisorium gegründet worden – „und genauso schaut es dort aus, nämlich schiarch“, meinte Sequenz über die derzeitige Situation. Andere Gegebenheiten wie etwa der Wiental-Radweg würde die Gegend „attraktiver machen“, nun sei eben die Veränderung am Naschmarkt-Parkplatz am Zug. Sequenz bedankte sich bei der „engagierten Bürger*innen-Initiative“ vor Ort, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz die ursprünglich geplante große Markthalle verhindert habe. Was leider nicht bekannt geworden sei, sei die Tatsache, wieviele und welche Vorschläge der Bürger*innen-Initiative in die endgültigen Pläne eingeflossen seien. Sequenz brachte einen Antrag ein, den Marktraum nicht zu errichten und kritisierte den künftigen Vergabemodus für die Marktstände.

GRin Ilse Fitzbauer (SPÖ) hielt fest, dass für sie die Umgestaltung eines Parkplatzes in ein „blühendes Gebiet ein äußerst positives Zeichen“ sei. Dennoch würden die Geschäftstreibenden vor Ort oft den Bedarf haben, dass dort Autos Platz finden würden – auch das müsse beachtet werden. In Fitzbauers Heimatbezirk Floridsdorf gibt es den Schlingermarkt, dem zehn Jahre lang der Tod vorhergesagt wurde. Doch gemeinsam mit den Gewerbetreibenden und den „engagierten“ Mitarbeiter*innen des Marktamts sei der Markt wiederbelebt und die Frequenz verdoppelt worden. Das dortige Konzept: Reduktion der Angebotsflächen und Platz machen für andere Aktivitäten sowie für den Bauernmarkt. Diese regionalen Versorger*innen seien auf den Schlingermarkt zurückgekehrt und würden auch von den Anrainer*innen gut angenommen. Durch die fixen Marktzeiten sei sicher gestellt worden, dass die Kund*innen sich darauf verlassen können, ihre gewünschten Produkte auch zu erhalten. Ein Problem sei noch die Beschattung, um damit die derzeitigen Hitzeinseln für Stände nutzen zu können. Leider sei es für die Beschattung nicht möglich gewesen, dort Bäume zu pflanzen. Denn ein Lebensmittel-Markt und Bäume würden sich laut Marktamt nicht vertragen, deshalb sei eine Beschattung durch Überdachung diskutiert worden.

Abstimmung: Ein Abänderungsantrag der Grünen zu den Bauplänen für den Naschmarkt-Parkplatz fand keine erforderliche Mehrheit. Die Sachkreditgenehmigung wurde mehrheitlich beschlossen. Ein SPÖ-NEOS Antrag hinsichtlich der Verwendung des Fotokamera-basierten Zonenzufahrtsmanagements in Österreich wurde mehrstimmig angenommen.

PLANDOKUMENT NR. 8379 IM 18. BEZIRK, KATG WÄHRING

GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP) bezog sich in ihrer Wortmeldung zuerst auf die Unterlagen zum Naschmarkt-Parkplatz, die in den zuständigen Gemeinderatsausschuss geliefert wurden. Die „überraschende Präsentation“ der Pläne für die Umgestaltung dort habe gezeigt, „dass die Regierung nicht das große Interesse daran hat, dass die Opposition genügend Zeit hat, sich eine eigene Meinung zu bilden – diese Vorgangsweise ist unseriös, das ist eine Alibiaktion“, meinte Olischar. Zum aktuellen Plandokument: Der vorliegende Flächenwidmungsplan betreffe im Wesentliche die Bestandsstadt in Währing entlang des Gürtels mit rund 15 Baublöcken. Der Erläuterungsbericht zum Plan liste die übergeordneten Konzepte der Stadt auf, die für die Grundlage der Änderung herangezogen worden seien. Ziele wie der Ausbau der 15-Minuten-Stadt, die behutsame Sanierung oder die Aufwertung der Erdgeschoßzonen seien angeführt, „doch tatsächlich bewirkt der vorliegende Flächenwidmungsplan ein Einfrieren der aktuellen Situation“. Olischar stört in erster Linie, dass die Stadt die Chancen der Bestandsstadt überhaupt nicht erkenne. Das sehe auch die Wiener Architektenkammer so. Deswegen lehne sie diesen Plan ab und brachte einen Absetzungsantrag für den Flächenwidmungsplan ein. Manche übergeordneten Ziele der Stadt wie der Schutz des Ortsbilds oder die Verdichtung der Stadt befänden sich im Widerspruch und müssten in Zukunft aufeinander abgestimmt werden, verlangte Olischar. Etwas bei der Vorgabe der Bauhöhe, die im vorliegenden Fall verhindere, dass nun rund 200 Wohnungen im betreffenden Gebiet nicht errichtet werden könnten und „dann auf der grünen Wiese gebaut werden – das kann nicht die Antwort der Stadt auf das Wachstum und die Schaffung von neuem Wohnraum sein“, so Olischar. „Bitte heften Sie sich das Wachstum der Bestandsstadt ganz groß auf Ihre Agenda“, formulierte Olischar einen Wunsch in Richtung Stadtregierung. (Forts.) nic

Rathauskorrespondenz
Stadt Wien – Kommunikation und Medien, Diensthabende*r Redakteur*in
Service für Journalist*innen, Stadtredaktion
01 4000-81081
dr@ma53.wien.gv.at
presse.wien.gv.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender