„Der ungezähmte Planet“: Teil 2 des „Universum“-Dreiteilers führt auf die Galapagos-Inseln

Am 25. Juni um 20.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) – Mitten im Pazifik, mehr als 1.000 Kilometer westlich von Südamerika, liegt der Galapagos-Archipel. Er entstand vor Millionen von Jahren durch heftige Vulkanausbrüche. Die 120 Inseln am Äquator boten jenen Tieren und Pflanzen, die es durch Stürme und Meeresströmungen hierher verschlagen hatte, Lebensräume ohne Nahrungskonkurrenz. An kaum einem anderen Ort der Erde gibt es heute noch so viele endemische Arten wie hier. Riesenschildkröten mit Panzerlängen von 1,2 Metern schlemmen sich durch die üppige Vegetation, Meerechsen tauchen in der wilden Brandung nach Algen, Pinguine schützen sich in Vulkanhöhlen vor der kräftigen Mittagssonne und zierliche Finken entpuppen sich als gefürchtete „Vampire“ – ein illustrer Garten Eden der besonderen Art in einem der letzten Paradiese Amerikas. „Universum“ zeigt „Galapagos“ (ORF-Bearbeitung:
Doris Hochmayr), den von Joe Haley gestalteten zweiten Teil des BBC-Dreiteilers „Der ungezähmte Planet“, am Dienstag, dem 25. Juni 2024, um 20.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON. Teil 3, „Patagonien“, folgt am 2. Juli.

Wenn die Morgensonne auf die schroffen Steinküsten der kleinen Pazifikinsel Fernandina fällt, strecken Tausende anthrazitgraue Leguane ihre Körper den wärmenden Strahlen entgegen – die Galapagos-Meerechsen machen sich bereit für ein ausgiebiges Mahl unter Wasser. Sie müssen gut durchwärmt sein, denn der Ozean hier hat dank des kalten Humboldtstroms kaum mehr als 17 Grad. Es ist eine gefährliche Nahrungssuche für ein Reptil, das kaum mehr als 20 Minuten Zeit hat, um satt zu werden, bevor die sinkende Körpertemperatur die nötigen Kräfte für den Landgang raubt. Und der ist auf den Galapagos-Inseln alles andere als einfach. Starke Winde treiben die Wellen auf vier Meter Höhe, die Gegenströmungen unter Wasser ziehen die Echsen immer wieder ins offene Meer hinaus. Nicht nur die tägliche Nahrungsaufnahme, auch die Eiablage ist für die Meerechsen eine gefährliche Angelegenheit. Die Leguane vergraben ihre Eier in etwa 60 Zentimeter tiefen Löchern, die sie in Sandbuchten ausheben.

Die versteckten Orte sind auch dem Galapagos-Bussard bekannt. Diese gefährdete Raubvogelart ist auf dem Archipel endemisch. Die etwa 60 Zentimeter großen Bussarde haben hier keine natürlichen Feinde und sind deshalb auf all jenen Inseln bedroht, die mittlerweile vom Menschen bewohnt sind. Dort sind sie ungern gesehene Gäste in Hühnerställen und leichte Beute für wachsame Haushunde. Auf Fernandina jedoch haben sie die Oberhand.

Eines der wenigen Säugetiere, dessen Vorfahren es bereits vor ca. zwei Millionen Jahren auf die Galapagos-Inseln geschafft haben, ist der Seelöwe. Ausgedehnte Kolonien bevölkern die Sandstrände. Nährstoffreiche Tiefenströmungen machen den Ozean rund um die Inselkette besonders fruchtbar. Doch viele der lohnenswerten Beutefische sind wendige Schwimmer, zu flink für die Seelöwen. Deshalb haben sie eine ganz besondere Fangtechnik entwickelt, die nur auf Galapagos zu beobachten ist: In großen Teams treiben die Seelöwen Schwärme von Stachelmakrelen Richtung Küste in kleine Buchten. Hier warten bereits die Pelikane, sodass es für die panischen Fische kein Entrinnen mehr gibt.

An der nördlichsten Spitze des Archipels liegt Wolf-Island. Im Gewässer rundum stürzen kleinere Vogelgruppen aus 30 Metern Höhe in die kühlen Tiefen des Ozeans. Die Nazca-Tölpel sind gerade beim Fischen. Sie nisten zu Tausenden auf der vom Menschen unbewohnten Insel – und trotzdem ist sie ein gefährlicher Ort. Hier treiben Vampir-Finken ihr Unwesen. In Ermangelung anderer passender Nahrungsquellen haben sich diese kleinen Vögel auf den Aderlass spezialisiert. Sie tyrannisieren die nistenden Tölpel so lange, bis sie ihre kostbare Brut verlassen und von den Klippen flüchten. Die kleinen Finken machen sich sogleich über die Eier her, jedes größer als sie selbst.

Auf den grünen Hängen und höher gelegenen Ebenen der mehr als 1.500 Meter hohen Vulkane auf Santa Cruz versammeln sich Riesenschildkröten zum Verdauungsschläfchen um kleine schlammige Wasserstellen. Die etwa ein Meter langen Panzer der vorwiegend hier dösenden Männchen ragen wie Felsen aus dem Tümpel. So manches Weibchen hat deutlich beschwerlichere Stunden vor sich. Es wandert bis zu drei Wochen lang in die Niederungen, um dort im sonnengewärmten Sand ihre Eier abzulegen. Von den 120 Inseln sind mittlerweile fünf auch vom Menschen besiedelt. Die Insel Santa Cruz ist eine davon und hat sich innerhalb der vergangenen 150 Jahre völlig verändert. Zäune, Mauern und Straßen verwandelten die seit Jahrtausenden genützten Schildkrötenwege zu einem gefährlichen Spießrutenlauf – Katzen, Ratten und Hunde haben ihr Zusätzliches beigetragen, um den Bestand dieser besonderen Spezies um mehr als 80 Prozent zu minimieren. Heute gibt es ausgedehnte Schutzzonen um die Nistplätze dieser einzigartigen Landschildkröten.

Aber auch viele andere Lebensräume, die diese Inseln zu bieten haben, sind Verbotszone für Mensch und Haustier – fast 90 Prozent der kleinen Landmassen im Pazifik sind Schutzgebiet. Trotzdem sind immer noch mehr als die Hälfte aller endemischen Tier- und ein Fünftel aller Pflanzenarten vom Aussterben bedroht: Mit den Handelsgütern der Menschen kamen neue Sämlinge, Insektenlarven, Bakterienarten und Krankheitserreger im einstigen abgeschiedenen Paradies an. Eine Gefahr, gegen die eines der letzten ungezähmten Gebiete der Erde nur schwer die richtige Gegenwehr finden kann.

Die Sendung sowie weitere Ausgaben der Naturfilmreihe „Universum“ sind auf ORF ON verfügbar.

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