SPÖ-Parlamentsklub und Karl-Renner-Institut verleihen Kurt-Rothschild-Preis 2024 an Maximilian Kasy und Lukas Lehner
Preis für wissenschaftliche Begleitung der Jobgarantie Marienthal
In das neunte Jahr geht mittlerweile der Kurt-Rothschild-Preis für Wirtschaftspublizistik, der vom Karl-Renner-Institut und dem SPÖ-Parlamentsklub verliehen wird. Ausgezeichnet werden jedes Jahr Wissenschafter*innen, die durch ihre Arbeiten sowohl in der Wissenschaft einen Stellenwert erlangen, als auch Eingang in die öffentliche Debatte finden. Bei der Auswahl der Preise achtet die Jury in erster Linie auf innovative Antworten zu aktuellen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen im Geiste Kurt Rothschilds. Nicht neoklassische Glaubenssätze sollen reproduziert, sondern vielmehr ökonomische Fragestellungen in einen breiten Kontext gestellt werden. Der Hauptpreis des Jahres 2024 geht an die beiden österreichischen Oxford-Ökonomen Maximilian Kasy und Lukas Lehner. ****
Maximilian Kasy und Lukas Lehner forschen beide an der Universität Oxford und wurden aufgrund ihrer Arbeit „Employing the unemployed of Marienthal: Evaluation of a guaranteed job program“ als Preisträger für 2024 auserkoren. Die Arbeit setzt sich wissenschaftlich mit der Marienthal-Jobgarantie auseinander. Diese wurde von europäischen und internationalen Organisationen wie dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission, dem UN-Menschenrechtsrat und der OECD als Vorzeigepilotprojekt hervorgehoben. Durch das als Forschungsprojekt geplante Pilotprojekt konnte nachgewiesen werden, dass garantierte Arbeit langfristige Vorteile bringen kann, die weit über den materiellen Nutzen hinausgehen und keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt mit sich bringen.
Professor Maximilian Kasy zum Projekt und seiner Arbeit: „Für den Erfolg von Jobgarantie-Programmen ist es wichtig, dass die Teilnahme freiwillig ist, ein angemessener Lohn bezahlt wird und sinnstiftende Arbeit verrichtet wird. Unter diesen Bedingungen kann eine Jobgarantie den Teilnehmer*innen neue Chancen eröffnen und ist eine echte Alternative zu einer Arbeitsmarktpolitik, die auf Zwang und Überwachung basiert. Eine freiwillige Jobgarantie kann auch die Verhandlungsmacht derer verbessern, die sie gar nicht in Anspruch nehmen. Nichts, was wir gefunden haben, deutet darauf hin, dass eine Jobgarantie in ähnlicher Form nicht auch großflächig funktionieren würde. Wir haben keine Verdrängung anderer Jobs gefunden und praktisch alle haben die angebotenen Jobs angenommen – obwohl sie stattdessen einfach weiter Arbeitslosengeld beziehen hätten können! So kann auf Sanktionen und Überwachung von Menschen in Arbeitslosigkeit verzichtet und auf diese Weise eine Menge öffentlicher Mittel eingespart werden.“
Der Co-Autor Lukas Lehner ergänzt: „Im ersten Semester meines VWL-Studiums konnte ich der Konferenz zu Ehren des einjährigen Todestags von Kurt Rotschild lauschen. Sein Ansatz, dass Theorie nie Selbstzweck werden darf, sondern stets solider empirischer Fundierung bedarf – also unterschiedliche Fragestellungen unterschiedliche theoretische Fundierungen brauchen – hat meinen Zugang zur Forschung nachhaltig geprägt. Die Idee hinter der Marienthal-Jobgarantie war nicht, Löcher zu graben und sie wieder zu füllen, nur um Arbeit als Selbstzweck zu schaffen. Im Gegenteil: Der Fokus lag auf sinnstiftenden Tätigkeiten, die öffentliche Güter mit sozialem und ökologischem Nutzen kreieren. Innerhalb von weniger als einem Jahr war die Langzeitarbeitslosigkeit praktisch beseitigt und das Recht auf Arbeit seiner Verwirklichung einen Schritt näher. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen arbeiten wollen, wenn sie eine sinnstiftende Möglichkeit bekommen.“
SPÖ-Klub- und -Parteivorsitzender Andreas Babler streicht die herausragende Wirkung des Erfolgsprojektes heraus: „Was sich bei der Marienthal-Arbeitsplatzgarantie im Kleinen bewährt hat, funktioniert auch im Großen: Basierend auf den positiven Erfahrungen wollen wir die Beschäftigungsgarantie in ganz Österreich implementieren und damit Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen. Es ist nicht nur respektvoller, sondern auch volkswirtschaftlich klüger, Arbeitsplätze zu schaffen als Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Die Arbeit von Maximilian Kasy und Lukas Lehner ist deshalb so wichtig, weil sie eine wissenschaftliche Grundlage für Politik mit Herz und Hirn ist.“
Doris Bures, Zweite Nationalratspräsidentin und Präsidentin des Renner-Instituts, betont: „Kurt Rothschild plädierte stets für einen pragmatischen wirtschaftswissenschaftlichen Zugang, der abseits dogmatischer Mainstream-Thesen zukunftsrelevante Grundlagen für aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen liefert. Die heurigen Preisträger des Kurt-Rothschild-Preisen stellen genau diesen Idealtypus eines Wissenschafters dar.“
Zusätzlich zum Hauptpreis werden folgende weitere Wissenschafter*innen ausgezeichnet:
• Jana Costas (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder): „Im Minus-Bereich: Reinigungskräfte und ihr Kampf um Würde“
• Etienne Schneider (Universität Wien): „Postneoliberale Wende in der deutschen Europapolitik? NextGenerationEU und EU-Industriestrategie zwischen Dekarbonisierung und neuer Geopolitik“
• Christoph Reinprecht (Universität Wien), Judith Lehner (TU Wien), Simon Güntner (HAW Hamburg), Juma Hauser (Künstlerin und Gestalterin): „Neues Soziales Wohnen”
Die Preisverleihung des Kurt-Rothschild-Preises wird am 21. Oktober in Wien stattfinden.
Weiterführende Informationen zu den Preisträger*innen finden Sie auf der Website des Renner-Instituts: https://tinyurl.com/4tscpvfk
(Schluss) sr/bj
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