Festivalzentrale der Vienna Design Week wird aus Wiener Abfällen gebaut
An 100 Tagen wurden in der Biofabrique Vienna 20 erfolgversprechende Rezepturen für neue Baumaterialien entwickelt.
100 Tage lang experimentierten und forschten Studierende der TU Wien in der Biofabrique Vienna, am Festivalareal der Klima Biennale Wien, mit Abfällen und ungenutzten Ressourcen der Stadt. Aus Mehllurch, Lehm vom Öffi-Bau und Carbokalk aus der Zuckerproduktion, entstanden Dutzende neue Wiener Rezepturen für Ziegel, Paneele und Verputze. 20 davon werden nun verfeinert und weiter getestet. Die neuen Werkstoffe kommen erstmals bei der Gestaltung der Festivalzentrale der Vienna Design Week im September zum Einsatz.
Die WIRTSCHAFTSAGENTUR WIEN hat das Pilotprojekt BIOFABRIQUE im April 2024 gemeinsam mit ATELIER LUMA und dem Institut für Architektur und Entwerfen der TU WIEN gestartet, um aufzuzeigen, wie in einem urbanen Umfeld aus ungenutzten Ressourcen Ausgangsmaterial für neue Produkte geschaffen werden kann.
„Der Einsatz der neuen Wiener Werkstoffe ist ein Praxistest für die ganze Stadt. Wir arbeiten mit der Biofabrique Vienna daran, Wien auf dem Weg zur klimaneutralen und regionalen Produktion nach vorne zu katapultieren. Als nächstes geht es darum, das Modell gemeinsam mit unseren Partner*innen aus Kreativwirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Industrie auszubauen, damit es auch in industriellem Maßstab eingesetzt werden kann“, zeigt sich Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke überzeugt von dem Piloten.
Um das zu erreichen, liefert Atelier LUMA die Expertise, die TU ist Partner*in für Entwicklung und Forschung und die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt und begleitet den Prozess von der Konzeptidee bis zur nachhaltigen Umsetzung.
Zahlreiche ungenutzte Ausgangsmaterialien aus Wien wurden für das Pilotprojekt zusammengetragen: Die WIENER LINIEN lieferten Aushub vom Öffi-Ausbau, die BÄCKEREI STRÖCK Backwarenreste und WIENERBERGER AG Ziegelsplitt. Zudem kamen Biertreber, Pflanzen aus der Alten Donau, Carbokalk von der Zuckerrübenverarbeitung sowie Altholz und viele weitere Materialien zum Einsatz.
Vor Ort wurde während der 100-tägigen Laufzeit der Klima Biennale täglich im Rahmen von drei verschiedenen Lehrveranstaltungen der TU Wien von insgesamt rund 60 Studierenden an neuen Ideen und Prozessen für die Materialgewinnung gearbeitet. Neben Baustoffen wie Lehm oder Ziegelsplit standen unter anderem Holz, Textilien und Lebensmittel im Fokus der täglichen Schauproduktion und -forschung. Bis 14. Juli stand die Biofabrique Vienna an fünf Tagen die Woche für die Besucher*innen offen. Schwerpunkttage mit Vorträgen und Diskussionen von internationalen Gästen lieferten zusätzlichen Input und Anregungen.
KOLLEKTIV DREIST BAUT MIT NEUEN WERKSTOFFEN AUS DER BIOFABRIQUE VIENNA
Nach einer ersten Testphase wurden einzelne Materialrezepturen in Kleinserien produziert und deren Anwendung getestet. Die ersten Ergebnisse in Form eines Wiener Ziegels, zusammengesetzt aus Aushub vom Öffi-Ausbau der Wiener Linien und Biertreber, einem Nebenprodukt der Bierherstellung, wurden bereits nach einem Monat Laufzeit präsentiert. Bis Mitte Juli wurden weitere Mixturen getestet, weiterentwickelt und verfeinert. Aus über 100 Rezepturen stehen jetzt etwa 20 vielversprechende Werkstoffe zum Einsatz bereit. Im September kommen diese auch tatsächlich zur Anwendung. Der Aufenthaltsbereich in der Festivalzentrale der Vienna Design Week wird mit Material der Biofabrique Vienna designt und gebaut. Über einen Open Call wurde das KOLLEKTIV DREIST dafür ausgewählt, die Festivalzentrale der Vienna Design Week mit den neuen Rohstoffen zu gestalten und bauen.
INDUSTRIEPARTNER*INNEN ARBEITEN AN WEITERENTWICKLUNG DER MATERIALIEN
Die Industriepartner*innen der Biofabrique Vienna – Wiener Linien, Bäckerei Ströck und Wienerberger AG – setzen ebenfalls bereits erste Schritte, um die Ergebnisse und Materialien der Biofabrique Vienna künftig in ihren Betrieben einzusetzen.
STIMMEN AUS DER BIOFABRIQUE
„Wir haben uns darauf konzentriert, lokale Ressourcen sowie industrielle und landwirtschaftliche Abfallströme und Nebenprodukte zu identifizieren – materielle Eigenschaften ebenso wie logistische, soziale und politische Zusammenhänge dieser Ausgangsstoffe zu verstehen –, um auf dieser Grundlage experimentell verschiedene neue Materialrezepturen zu entwickeln“, erklärt Kursleiter Thomas Amann von der TU Wien.
Die Studierenden haben dazu in der ganzen Stadt recherchiert und eigene Ideen eingebracht. „Die Recherche und eigene Ideen gleich an den Materialien auszuprobieren, ist etwas ganz anderes, als theoretisch über nachhaltige Baustoffe zu diskutieren. Wir waren vor Ort und konnten alles direkt ausprobieren“, berichtet Julia Cäsar, Studierende an der TU Wien.
Die Biofabrique Vienna ist ein Pilotprojekt der Wirtschaftsagentur Wien und Atelier LUMA, einem Programm von LUMA Arles, in Partnerschaft mit dem Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien. Weitere Partner sind Bäckerei Ströck, Wienerberger AG und Wiener Linien.
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