Salzburger Festspiele 2024: „kulturMontag Spezial“ am 29. Juli live aus dem Großen Festspielhaus
Danach: Dokus „Wege der Kunst – Der Kunstsammler Reinhold Würth“ und „Philipp Hochmair – Eine Reise mit Jedermann“ – ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Wien (OTS) – Nach einem fulminanten Eröffnungswochenende mit u. a. der „Jedermann“-Neuinszenierung setzt der ORF seinen rund 100 Stunden Programm umfassenden Schwerpunkt mit einem „kulturMontag Spezial aus Salzburg“ live aus dem Malersaal des Großen Festspielhauses am 29. Juli 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON fort. ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl begrüßt zu dieser traditionellen Sonderausgabe aus der Mozartstadt, die das diesjährige Festivalprogramm näher beleuchtet, hochkarätige Gäste, darunter Intendant Markus Hinterhäuser, der polnische Regie-Star Krzysztof Warlikowski, die litauische Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla und der kanadische Theatermacher Robert Carsen samt seinem „Jedermann“ Philipp Hochmair, „Buhlschaft“ Deleila Piasko und die „Jedermann-Partyband“ – Robert Kainar mit dem Ensemble 013.
Anschießend an das Magazin zeigt ORF 2 die Dokumentationen „Wege der Kunst – Der Kunstsammler Reinhold Würth“ (23.30 Uhr) mit seltenen Einblicken in das Leben und Wirken des einflussreichen, außergewöhnlichen Kunstliebhabers und Förderers der Festspiele, sowie „Philipp Hochmair – Eine Reise mit Jedermann“ (0.10 Uhr) über die ganz persönliche Annäherung des amtierenden „Jedermann“-Darstellers an den Bühnenklassiker.
Ein Sommer der Revolte – Markus Hinterhäusers Festspielkonzept
„Bewegungen zwischen Himmel und Hölle“ zeichnen die insgesamt 172 Aufführungen an 15 Spielstätten der Salzburger Festspiele nach. „Sie erzählen von der elementaren Schönheit des Maßlosen ebenso wie von den darin verborgenen dämonischen Abgründen, von grenzenloser Einsamkeit und der schwindelerregenden gottlosen Freiheit“, sagt Festspielintendant Markus Hinterhäuser, für den Albert Camus‘ Essay „Ich revoltiere, also sind wir“ Leitgedanke für die diesjährige Programmierung war. Gemeint ist damit kein kollektives Aufbegehren, keine Revolution, sondern die individuelle Auflehnung einzelner Menschen, die nicht in das System einer Gesellschaft passen. Ob Dostojewskis naiver „Idiot“, Mozarts rücksichtsloser „Don Giovanni“, sein Titus, der Rache verweigert, oder Zweigs historische Helden in seinen „Sternstunden der Menschheit“ – sie alle stellen sich außerhalb eines Regelwerks. Die Kunst sieht Albert Camus als Revolte gegen eine unvollkommene Welt. Über seine künstlerischen Visionen, politische Kunst und Albert Camus spricht Martin Traxl live mit Markus Hinterhäuser.
Tenor Daniel Behle – Zwischen Mozart-Arien und Stromgitarren
Hart, aber herzlich, bestimmt, aber gerecht – ein Staatenlenker, der trotz Intrigen, Verschwörungen, Umsturzplänen, ja sogar Mord mit Großherzigkeit und Gnade antwortet: Daniel Behle verkörpert in Mozarts letzter Oper „La Clemenza di Tito“ die Rolle des antiken Kaisers, der auch anno 2024 als Modell eines idealen Staatenlenkers taugt. Er wurde dafür schon bei den diesjährigen Pfingstfestspielen zu Recht umjubelt. Der gefeierte deutsche Tenor, der die Partie jetzt bei der Wiederaufnahme in Salzburg singen wird, gilt als Tausendsassa seines Faches. Denn Behle bewegt sich nicht nur meisterhaft zwischen Strauss, Wagner und Schubert, sondern hat auch Posaune und Komposition studiert. Live im Gespräch mit Martin Traxl erzählt Daniel Behle von seinem unkonventionellen Weg zwischen E- und U-Musik und warum er bei seinen eigenen Musikkreationen den Tapetenwechsel sucht.
Ein russischer Sonderling – Mieczysław Weinbergs Oper „Der Idiot“
Die Frage nach einer humanen Ordnung des Seins stellt der aus Warschau stammende polnisch-russische Komponist Mieczysław Weinberg in seiner Oper „Der Idiot“, die auf Fjodor Dostojewskis gleichnamigem Roman basiert. Als polnisch-jüdischer Sohn mit musikalischer Hochbegabung durchlebte er alle Gräuel des 20. Jahrhunderts, seine Biografie ist beklemmend, tragisch und fesselnd zugleich. Gleichzeitig gelang ihm durch die Musik eine Befreiung. Eine wichtige Rolle dabei spielte Dmitri Schostakowitsch, der den jungen Komponisten unterstützte und sich gegenüber den sowjetischen Machthabern für dessen Werke einsetzte. Als Andenken widmete ihm Weinberg seine Oper „Der Idiot“. Lange wurde Weinbergs Oeuvre verkannt, mittlerweile ist seine Bedeutung unbestritten, sind der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski und die litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla überzeugt. Gemeinsam mit Choreograf Daniel Bardouil sind sie live zu Gast im Studio und sprechen über die Umsetzung des Werks bei den Salzburger Festspielen, seine Bedeutung und heutige Rezeption.
Von „Sternstunden der Menschheit“ bis zum „Jedermann“
Den ewigen Fragen des Seins und dem Wechselspiel zwischen dem Menschen und der Geschichte versucht die Festspielleitung auch im heurigen Schauspielprogramm auf den Grund zu gehen. In den „Sternstunden der Menschheit“ suchte Stefan Zweig über Landesgrenzen und Jahrhunderte hinweg nach Persönlichkeiten und Ereignissen, die sich später als historisch entpuppen sollten. Seine „Historischen Miniaturen“ hat der Autor in den 1920ern in Salzburg begonnen und über Jahre neue Themen gefunden. Den Bogen spannt er dabei von der römischen Diktatur über die Schlacht bei Waterloo bis hin zum gescheiterten Versailler Frieden und versammelt in unterschiedlichsten Formen beeindruckende Einzelporträts von Abenteurern und Forschern, Dichtern und Komponisten, sowie all jenen, die mit ihren folgenschweren Entscheidungen Einfluss auf die Geschichte genommen haben. Der Schweizer Regisseur Thom Luz, der mit den „Sternstunden der Menschheit“ in Salzburg debütiert, überträgt den Text rund um berühmte Männer wie Napoleon oder Lenin nicht einfach auf die Bühne, vielmehr versucht er daraus eine Symphonie aus Klängen und Bildern zu erschaffen. Zweigs Biografie integriert er ebenfalls und erzählt somit auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Eine Sternstunde der Theatergeschichte bei den Salzburger Festspielen ist auch die Neuinszenierung von Hugo von Hofmannsthals Klassiker „Jedermann“, wurde die Produktion doch von Publikum wie Kritik gefeiert. Regisseur Robert Carsen, der neue „Jedermann“ Philipp Hochmair, „Buhlschaft“ Deleila Piasko und die zehnköpfige „Jedermann-Band“ von Robert Kainar sorgen für Partystimmung im Malersaal bei Martin Traxl – direkt nach der fünften Aufführung auf dem Domplatz.
Dokumentation „Wege der Kunst – Der Kunstsammler Reinhold Würth?“ (23.30 Uhr)
Das filmische Porträt von Daniel H. Ronacher erzählt die inspirierende Reise des Industriellen Reinhold Würth vom leidenschaftlichen Sammler zur prägenden Figur der Kunstwelt, enthüllt durch persönliche Einblicke und philosophische Betrachtungen. In der Welt der Kunst ist Würth eine Legende, dessen Sammelleidenschaft und Einfluss weit über die Grenzen herkömmlicher Galerien und Ausstellungen hinausgehen. Die Sammlung Würth steht für eine langjährige Tradition der Förderung von Kunst und Kultur, die fest in der Unternehmenskultur von Würth verankert ist. Mit insgesamt 15 Kunstdependancen und Ausstellungsforen in Europa zeigt das Unternehmen sein Engagement auf beeindruckende Weise. Die Sammlung, die Reinhold Würth seit den 1960er Jahren aufgebaut hat, umfasst mehr als 20.000 Werke moderner und zeitgenössischer Kunst sowie eine Reihe von spätmittelalterlichen Malereien und Skulpturen. Getrieben von der Leidenschaft für Kunst sowie dem Verständnis, dass Unternehmen eine kulturelle und soziale Verantwortung tragen, engagiert sich Würth mit kostenfreien Ausstellungshäusern in ganz Europa und einem umfangreichen Kulturprogramm für Kunst, Musik und Literatur. Er zeigt vielen vor, wie modernes Mäzenatentum aussehen kann. Der Film gewährt intime Einblicke in Würths Kunstengagement, beleuchtet seine Beziehungen zu Künstlerinnen und Künstlern, Freunden und Wegbegleitern. Zu Wort kommen u. a. Anselm Kiefer, Thaddaeus Ropac, Cecilia Bartoli und Markus Hinterhäuser.
Dokumentation „Philipp Hochmair – Eine Reise mit Jedermann“ (0.10 Uhr)
Die 2020 entstandene Dokumentation von Bernadette Schugg gibt Einblicke in Philipp Hochmairs ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem mythisch aufgeladenen Mysterienspiel „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal. Gemeinsam mit seiner Band „Die Elektrohand Gottes“ verwandelte er den alten Text in ein vielstimmiges Sprechkonzert und entwickelt inzwischen immer wieder neue musikalische Varianten. In einer Art Reisebericht – konzipiert von Philipp Hochmair und Bernadette Schugg – zeigt der Film in Ausschnitten Highlights der vergangenen Jahre auf großen und kleinen Bühnen. Die Stationen wechseln, doch die Annäherung Philipp Hochmairs und seiner Band an das „Phänomen Jedermann“ bleibt ein „work in progress“. Die großen, zeitlosen Themen im Stück werden bei jeder Aufführung immer wieder neu aufgeladen und die Geschichte des „Jedermann“ lässt keinen unberührt.
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