BMKÖS/Mayer: Joanna Bator mit Staatspreis für Europäische Literatur geehrt

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: Joanna Bator „hat ihre Heimat auf der Landkarte der Weltliteratur eingeschrieben“

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat heute im Mozarteum Salzburg den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur an die polnische Autorin Joanna Bator verliehen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. 

_„Joanna Bator erzählt in ihren umfangreichen Büchern dutzende kleiner Geschichten, die kunstvoll zu wunderbaren Romanen verflochten werden und uns Leserinnen und Leser vom ersten Satz an in eine oftmals fremd wirkende Welt ziehen, die einem aber nach einigen Seiten schon vertraut ist“, _so Staatssekretärin Mayer._ „Dort lebt man dann gemeinsam mit den Figuren der Romane, die so wirklich, lebendig und leibhaftig erscheinen, dass man sich kaum wundern würde, ihnen auf der Straße zu begegnen. Joanna Bator hat damit ihre Geburtsstadt Wałbrzych, aus der sie mit 19 Jahren nach Tokio, New York, Berlin und London aufgebrochen ist, auf der Landkarte der Weltliteratur eingeschrieben und den widerständigen Frauen aus Polen einen Platz im Gedächtnis der Leserinnen und Leser gesichert.“_

_„Manche Bücher säen Hass und sperren ihre Leser in enge, angsterfüllte Welten ein. Andere Bücher erlauben es uns, unsere eigenen Limitationen zu überwinden“, so Joanna Bator in ihrer Dankesrede. „Sie helfen uns zu erkennen, dass wir freier sind als wir denken. Bereit, Grenzen zu verschieben und zu überschreiten. Mit anderen verbunden durch einen unsichtbaren goldenen Faden. Jeder von uns erinnert sich an solche Bücher, die uns ohne Zweifel erschaffen und geformt, und vor der Verzweiflung gerettet haben. Indem sie die Realität der Menschen verändern, verändern Bücher die Welt. Ich freue mich, dass meine Geschichten die Kraft haben, Grenzen zu überwinden und Menschen in jenem kollektiven Reich der Vorstellungskraft zusammenzubringen, das wir alle so sehr brauchen.“_

Mit der_ „intensiven und sinnlichen Erforschung“ _der Leben ihrer Frauenfiguren, so Laudatorin Sabine Scholl_, „zeichnet Bator gleichzeitig politische und soziale Umbrüche nach: den Übergang vom Nationalsozialismus zum Kommunismus zum Kapitalismus und seiner Begleiterscheinungen. In allen Systemen aber waren Frauen die Verliererinnen. Über ihre Körper und die ihrer Kinder wurden Konflikte ausgetragen. Das gilt bis heute sowohl im Alltag als auch in Strategien von Krieg und Terror, wie in aktuellen Krisengebieten deutlich wird. Bators Romane berichten also von den großen Transformationen, denen Europa im 20. Jahrhundert unterworfen wurde und deren Folgen bis heute. Sie zeigen, wie entscheidend es für das Haus Europa ist, mehr über die Geschichte der östlichen Mitgliedsländer zu wissen, die mit der unseren dicht verwoben ist. Sie warnen vor Gespenstern, die uns alle heimsuchen und auffordern, nicht zu schweigen, nicht untätig zu bleiben.“_ 

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin bzw. eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat, was durch Übersetzungen dokumentiert sein muss. Das Werk muss auch in deutschsprachiger Übersetzung vorliegen. Zuletzt ging der Preis an Mircea Cărtărescu, Andrzej Stasiuk, Karl Ove Knausgård, Zadie Smith, Michel Houellebecq, Drago Jančar, László Krasznahorkai, Ali Smith und Marie NDiaye.

Die fünfköpfige Jury für den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2024 bestand aus Dr. Bernhard Fetz, Benedikt Föger, Walter Grond, Mag.a Claudia Romeder und Dr.in Sabine Scholl.  

Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Mag. (FH) Michael Weiß
Pressesprecher der Staatssekretärin für Kunst und Kultur
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