Fit für den Arbeitsmarkt, fit fürs Leben
Wie das Sozialsystem demografie-fit werden muss
Die Fakten sind eindeutig: Die Bevölkerung wird immer älter, und die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab. Die beiden zentralen Institutionen im Bereich Sozialpolitik Arbeitsmarktservice (AMS) und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) spüren die Auswirkungen unmittelbar und müssen in ihrer Arbeit dementsprechend darauf reagieren.
Bei einem Expertengespräch analysieren Johannes Kopf, Vorstand AMS, und Bernhard Wurzer, Generaldirektor ÖGK, die Herausforderungen und leiten Maßnahmen daraus ab. Für beide ist klar: „Wir müssen die Chancen steigern, damit die Menschen fit für den Arbeitsmarkt und fit für das Leben sind und bleiben“.
IMMER MEHR ARZTBESUCHE
Unmittelbar bemerkbar ist die Altersstruktur auch bei den Arztbesuchen. Allein in den vergangenen vier Jahren gab es eine Frequenzsteigerung bei Arztbesuchen um fast 20 Prozent. Auch Langzeitkrankenstände häufen sich in späteren Arbeitsjahren.
Notwendig ist daher eine sinnvolle Patient*innensteuerung. Als Erfolgsmodell haben sich dabei Primärversorgungseinheiten herausgestellt, die gerade bei der Versorgung chronisch Kranker und älterer Personen mit einem umfassenden Leistungsangebot und längeren Öffnungszeiten entscheidende Vorteile bringen. „Eine Person soll nicht zu sieben Ärzten gehen bevor sie eine Diagnose bekommt, sondern dabei Unterstützung erhalten, sich im System zurechtzufinden – damit dann sieben Patient*innen zu einem Arzt gehen können. Deswegen bauen wir das Case-Management aus“
HOCHWERTIG ARBEITEN
Johannes Kopf betont: „Die Bevölkerung in Österreich wird älter. Zur Sicherung unseres Sozialsystems und Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in Österreich ist es notwendig die vorhandenen Potenziale an Arbeitsfähigen künftig besser als bisher zu nutzen. Wir müssen in Zukunft länger gesund arbeiten, Zugewanderte schneller für den Arbeitsmarkt fit machen, Ganztageskinderbetreuungsangebote flächendeckend zu Verfügung stellen. Aber auch das wird noch nicht genug sein. Neben gezielter Fachkräftezuwanderung braucht es auch Investment und Bemühungen im Bereich Bildung und Qualifizierung, eine Senkung der Arbeitslosigkeit und Steigerung der Produktivität durch Digitalisierung, Automatisierung und KI.
Während die Erwerbsquote in den letzten 20 Jahren von 70 % auf 78 % gestiegen ist, stagniert das Einkommenswachstum aufgrund des Anstiegs von Teilzeitbeschäftigungen – insbesondere bei Frauen. Um eine Trendwende einzuläuten, müssen daher mehr Frauen, aber auch Geflüchtete, niedrig qualifizierte und ältere Arbeitnehmer besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Ziel ist, dass nicht nur mehr Menschen in den Arbeitsmarkt kommen, sondern dass diese auch hochwertig arbeiten – gezielte Weiterbildungen und eine Digitalisierungsoffensive seien dafür essentiell.
Die Maßnahmen liegen für Kopf auf der Hand: mehr Kinderbetreuungsangebot, altersadäquates Arbeiten oder auch die bessere Integration von Geflüchteten und Migranten in den Arbeitsmarkt sowie einen rascheren Wiedereinstieg nach der Karenz ermöglichen.
Auch für das Gesundheitssystem ist Digitalisierung ein zentraler Weg. Einerseits um Versicherte besser zu erreichen, aber auch um Effizienz zu steigern und Vernetzung zu Krankheiten sicherzustellen. Abschließend stellen die beiden fest: „Wir haben ein gutes System, wir müssen aber einiges tun, um es aufgrund dieser Herausforderungen demografie-fit zu machen.“
Für weitere Fragen:
Gaisberg Consulting GmbH
Verena Nowotny
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