Buchvorstellung im Hohen Haus: Israelitische Kultusgemeinde Wien und ihre Beziehungen und Konflikte zum politischen Umfeld

Autor Raimund Fastenbauer über die Geschichte der Zweiten Republik aus Sicht der jüdischen Gemeinde Autor Raimund Fastenbauer über die Geschichte der Zweiten Republik aus Sicht der jüdischen Gemeinde

Unter dem Titel „Ein Neuanfang – Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Wien von 1945 bis 2012“ wurden gestern Abend im Parlament zwei Bände einer insgesamt sechsteiligen Buchreihe präsentiert. Die beiden rund 1000 Seiten umfassenden Bücher von Autor Raimund Fastenbauer beschreiben die internen Entwicklungen der jüdischen Gemeinde Wien und der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) sowie ihre Beziehungen und Konflikte zum politischen Umfeld.

Die Vorstellung dieses Werks im Hohen Haus stelle für ihn einen großen Moment und eine Auszeichnung dar, denn sie belege die gelebte Partnerschaft mit der IKG, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in seinen Begrüßungsworten. In einer Zeit, in der steigender Antisemitismus zu beobachten sei, mache es Mut, dass heute mehr Menschen denn je bereit seien, gemeinsam gegen Antisemitismus anzukämpfen. Denn es dürfe keine Toleranz gegenüber Intoleranten geben, betonte der Nationalratspräsident.

WER DEMOKRATIE ZERSTÖRT, DREHT DEN SAUERSTOFF AB

Es sei ihm ein besonderes Anliegen, die ersten beiden Bände dieser Buchreihe dem Andenken an Alexander Friedmann zu widmen. „Denn ohne dessen Beitrag wäre vieles in der IKG nicht möglich gewesen“, sagte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses Ariel Muzicant, der als Moderator durch den Abend führte. Er erinnerte daran, dass nach dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 die israelische Flagge am Bundeskanzleramt in Wien wehte und auch das Parlamentsgebäude in Wien in den Farben der israelischen Flagge bestrahlt wurde. Dies zeige, dass es in Österreich einen Paradigmenwechsel gegeben habe. Es mache jedoch Angst, wenn gleichzeitig manche politische Funktionäre auf die Einschränkung der liberalen Demokratie hinarbeiteten. Denn wer Demokratie und das liberale Europa zerstören wolle, drehe den Sauerstoff ab, warnte Muzicant.

Vor dem Hintergrund, dass fast täglich Horrormeldungen aus Israel berichtet werden, sowie angesichts des stark steigenden Antisemitismus weltweit, falle es schwer, optimistisch zu sein, sagte der Präsident der IKG Wien Oskar Deutsch. Dennoch wolle er positiv in die Zukunft blicken. Wien sei eine wunderschöne Stadt, in der jüdische Bürgerinnen und Bürger gut leben können und dies werden sie auch künftig tun können, so Deutsch.

GESCHICHTE DER ZWEITEN REPUBLIK AUS SICHT DER JÜDISCHEN GEMEINDE

Der Autor der beiden vorgestellten Bände und ehemalige Generalsekretär des Bundesverbandes der IKG, Raimund Fastenbauer, berichtete im Gespräch mit Klaus Samuel Davidowicz, Professor am Institut für Judaistik der Universität Wien, über die Schwerpunkte seines Werks. Besonders wichtig sei für ihn die wissenschaftliche Aufarbeitung der Anfangszeit der IKG gewesen, so Fastenbauer. Davidowicz verwies auf die Vielzahl an Quellen, die bei der aufwendigen Recherchearbeit in ein eigenes Archiv zusammengeführt wurden. Dies mache dieses Werk, das die Geschichte der Zweiten Republik aus Sicht der jüdischen Gemeinde beinhalte, in seiner Art bisher einzigartig, betonte Davidowicz.

Neben den gestern präsentierten ersten beiden Bänden zur Geschichte und den Konflikten der IKG, behandeln drei weitere Bände der Buchreihe die Themen Sozialwesen, Bildung und Kunst. Im sechsten Band, der voraussichtlich im kommenden Jahr erscheinen wird, werden herausragende Persönlichkeiten der IKG sowie deren Leistungen vorgestellt.

Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung erfolgte durch den Oberkantor der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Shmuel Barzilai und Elias Meiri. (Schluss) bea

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.

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