Vor Technology Talks: ÖAW, AIT, IV drängen auf Forschungsquote von 4%
Wachstumsorientierte Forschungspolitik entlang des gesamten Forschungsbogens nötig – Forschung braucht mehr politische Bühne
Ohne Forschung, Technologieentwicklung und Innovation (FTI) bleibt Österreich auf der konjunkturellen Kriechspur. Doch während zusätzliche Leistungen des Wohlfahrtsstaates im Wahlkampf intensiv diskutiert werden, sind Investitionen in Forschung und Technologien bislang zu wenig Thema.
KONZEPTE LIEGEN AUF DEM TISCH
Die Konzepte zur Weiterentwicklung des Forschungslandes Österreich liegen auf dem Tisch. Sie sind ausgereift und realisierbar – was es jetzt braucht, ist politischer Wille zur Umsetzung. Darauf machten Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Brigitte Bach, Sprecherin der Dreier-Geschäftsführung des AIT Austrian Institute of Technology, und Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), vor Start der Technology Talks Austria aufmerksam.
Eine längerfristige und wachstumsorientierte Budgetierung der Forschung ist dringlicher denn je: 4% Forschungsquote bis 2030 und 3+3-jährige Leistungsvereinbarungen sind – unter anderem – die zentralen Forderungen der ÖAW, des AIT und der IV. Auch ist ein Wachstumsbekenntnis für den gesamten Bogen der Forschung – von der Grundlagenforschung zur angewandten Forschung und Technologieentwicklung – notwendig.
ERHÖHUNG DER FORSCHUNGSAUSGABEN AUF VIER PROZENT DES BIP GEFORDERT
Die Erhöhung der Forschungsquote auf 4% ist das Gebot der Stunde. Um diese bis zum Jahr 2030 zu erreichen, sind bereits jetzt wesentliche Investitionen in das Forschungssystem in Österreich nötig. Für den Anteil der öffentlichen Hand an der Forschungsquote (rund ein Drittel) bedeutet dies für die nächste Periode des FTI-Pakts (2027-2029) eine Erhöhung der Mittel auf 6,8 Mrd. Euro, ein Plus von 1,6 Mrd. Euro. Die wichtigsten internationalen Mitbewerber gehen in diese Richtung, und wer selbstzufrieden stehen bleibt, fällt zurück.
„Für diese deutliche Erhöhung der Mittel müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Was wir heute versäumen, holen wir bei der nächsten nächste Periode des FTI-Pakts 2027-2029 nicht mehr auf“, betonen Faßmann, Bach und Neumayer unisono.
3+3: LÄNGERFRISTIGE PLANUNGSSICHERHEIT
Die dreijährigen Leistungsvereinbarungen stellten einen enormen Fortschritt gegenüber den Jahren mit einjährigen Budgets dar. Sie gewähren den Forschungseinrichtungen (aber auch den Universitäten) eine längere Perspektive, um planen, investieren und aufbauen zu können. Drei Jahre reichen aber nicht aus, um in radikal neue Felder zu investieren. Die Besetzung neuer Professuren stellt ein großes Risiko dar, wenn der Zeithorizont der Finanzierung auf drei Jahre beschränkt ist. Dies bremst die Innovation in neue Forschungsfelder.
Eine 3+3 Jahresplanung ist daher notwendig: drei gesicherte Jahre durch die Leistungsvereinbarung und weitere drei Jahre des Ausblicks, der in der Leistungsvereinbarung verankert wird, aber noch änderbar ist. Das würde den Forschungseinrichtungen helfen, auch risikobehaftete Investitionen vorzunehmen und den Forschungsministerien und der Bundesregierung einen Überblick verschaffen, in welche Richtung der Forschungsbereich sich entwickelt.
FORSCHUNGSPOLITIK ENTLANG DES GESAMTEN FORSCHUNGSBOGENS
Der gesamte Forschungsbogen umfasst die Grundlagenforschung genauso wie die anwendungsorientierte Forschung und Technologieentwicklung. Die Kette ist dabei so stark wie die einzelnen Glieder. Wir müssen wegkommen von Einzelmaßnahmen hin zu einem systemischen Ganzen.
Die wesentlichen Stakeholder sind an einen Tisch zu bringen, um die Umsetzung der FTI-Strategie für Österreich mit Nachdruck voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Wir brauchen die gemeinsame Sichtweise auf die Forschung in Österreich und wir brauchen die langfristige Perspektive. Nur dann können wir dorthin gelangen, wo Österreich stehen soll: an der Spitze der forschungsstärksten und innovativsten Länder der Welt.
TECHNOLOGY TALKS AUSTRIA STEHEN AUCH IM ZEICHEN DER FINANZIERUNG VON FTI
Wie wichtig Forschung, Technologie und Innovation sind, zeigen auch die Technology Talks Austria, die direkt an das FFG Forum am 11. September 2024 anschließen und von Donnerstag 12. bis Freitag 13. September erstmals im Wiener Museumsquartier stattfinden.
Als die führende Technologiekonferenz und das Gipfeltreffen der österreichischen Forschungs-, Technologie- und Innovationslandschaft (FTI) bietet die Veranstaltung eine wichtige Plattform für den Dialog und das Agenda-Setting im globalen und europäischen Kontext. Der zweite Konferenztag der aus den Alpbacher Technologiegesprächen hervorgegangen Technology Talks Austria steht ganz im Zeichen der FTI Politik und der notwendigen Voraussetzungen, um Forschung, Technologie und Innovation auch tatsächlich umsetzen zu können. Basierend auf den Empfehlungen des FORWIT Rates diskutieren Thomas Henzinger und Sylvia Schwaag Serger (FORWIT), Horst Bischof (TU Austria), Heinz Faßmann (ÖAW), Georg Knill (Industriellenvereinigung) und Karin Tausz (FFG) über „Nationale FTI-Politik im europäischen Kontext“.
ÜBER DIE ÖAW
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat die gesetzliche Aufgabe, „die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern“. 1847 als Gelehrtengesellschaft gegründet, steht sie mit ihren heute über 750 Mitgliedern, 26 Forschungsinstituten sowie rund 1.800 Beschäftigten als Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung für innovative Grundlagenforschung, interdisziplinären Wissensaustausch und die Vermittlung neuer Erkenntnisse – mit dem Ziel zum wissenschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Fortschritt beizutragen.
Debora Knob
Pressesprecherin des Präsidiums
Österreichische Akademie der Wissenschaften
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