Zeltweg wird zum Forschungszentrum für Holztreibstoffe und Holzgase

Totschnig: Innovatives Leuchtturmprojekt des Österreichischen Waldfonds

In Anwesenheit von Bundesminister Norbert Totschnig, den drei steirischen Landesrätinnen Barbara Eibinger-Miedl, Ursula Lackner und Simone Schmiedtbauer sowie der GV-Vorsitzenden des Holzinnovationszentrums und Bürgermeisterin Elke Florian wurde heute das „Holzgas- und Holzdiesel Reallabor“ vom Konsortium des Advanced Bioenergy Lab (ABL) vorgestellt. „Das Advanced Bioenergy Lab ist eine Forschungseinrichtung zur Entwicklung und Erprobung fortschrittlicher regenerativer Energieträger. Die Rohstoffbasis bilden land- und forstwirtschaftliche Biomassen, wie Reststoffe und Nebenprodukte aus der Waldbewirtschaftung, Landwirtschaft oder der Holzverarbeitung“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes und Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark. Den Kern der Anlage bildet ein auf der TU-Wien entwickelter Gaserzeuger, der unterschiedliche feste Biomassen in ein Gas umwandelt. Dieses Gas ist der Ausgangspunkt für die Produktion flüssiger Treibstoffe (Holzdiesel, Holzkerosin etc.) und hochreiner grüner Gase (Biomethan, Wasserstoff etc.), die in das Erdgasnetz eingespeist werden können. Diese Technologien und Produkte werden im ABL unter realen industrienahen Bedingungen zur Marktreife gebracht und erstmals im Dauerbetrieb und vorindustriellen Maßstab produziert.

Die Finanzierung der Anlage erfolgt über öffentliche Förderungen sowie über Beiträge von Industrie-Unternehmen und der Land- und Forstwirtschaft. Nach einer Hochlauf- und Testphase ermöglichen die Einnahmen aus der Produkteverwertung den kontinuierlichen Betrieb. In diesem Demonstrationsmaßstab sind zwar keine Gewinne möglich, die Erkenntnisse werden aber bei künftig gebauten Anlagen im industriellen Maßstab dafür sorgen, dass hochwertige Treibstoffe zu konkurrenzfähigen Preisen erzeugt werden können. Nach der Technologieerprobung steht die Anlage zukünftig für die Abwicklung von Forschungsprojekten zur Verfügung. Insgesamt sollen in den kommenden acht Jahren rund 60 Mio. Euro investiert werden. 

„Es freut mich, dass wir das Projekt in der Steiermark realisieren können, und als Standort das Holzinnovationszentrum (HIZ) in Zeltweg ausgewählt wurde. Es liegt in einer der waldreichsten Regionen Europas mit großen holzverarbeitenden Industriebetrieben. Ein hochrangiges Erdgasnetz zur Einspeisung und ein Wärmenetz zur Verwertung anfallender Abwärme befinden sich in unmittelbarer Nähe“, schildert Titschenbacher.  

_STATEMENTS DER VERTRETER DER BUNDES-, LANDES- UND REGIONALPOLITIK_

STATEMENT NORBERT TOTSCHNIG, BUNDESMINISTER FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, REGIONEN UND WASSERWIRTSCHAFT

„Das Reallabor ist ein bedeutender Leuchtturm der Österreichischen Holzinitiative. Es bietet die Möglichkeit, die Produktion von Grünen Gasen und Holztreibstoffen praxisnah zu erforschen und zur Marktreife zu führen. Mit diesem Projekt wird ein wichtiger Grundstein für eine nachhaltige, regionale und unabhängige Energieversorgung Österreichs gelegt. Durch die energetische Nutzung von Biomasse können teure, klimaschädliche und unverlässliche Importe von Erdgas und Erdöl verringert und heimische Energieträger, vor allem für die kritische Infrastruktur, bereitgestellt werden. Innovative Holzverwertungsmöglichkeiten bieten auch eine große Chance und zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für die heimische Land- und Forstwirtschaft.“

STATEMENT BARBARA EIBINGER-MIEDL, LANDESRÄTIN FÜR WIRTSCHAFT, TOURISMUS, REGIONEN (IM KOREFERAT), WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG 

„Die Steiermark ist Heimat vieler energieintensiver Unternehmen. Die Dekarbonisierung der steirischen Industrie ist daher von besonderer Bedeutung, wenn wir die grüne Transformation erfolgreich meistern wollen. Wir setzen dabei auf einen Energiemix, zu dem neben Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft auch die Biomasse einen Beitrag leisten kann. Darüber hinaus sind Forschung und Entwicklung sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wesentliche Erfolgsfaktoren. Mit dem Advanced Bioenergy Lab setzen wir hier einen wichtigen Schritt und zeigen einmal mehr, dass sich Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg in der Steiermark nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen.“

STATEMENT URSULA LACKNER, LANDESRÄTIN FÜR UMWELT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE, REGIONALENTWICKLUNG (IM KOREFERAT) UND RAUMORDNUNG 

„Das Gelingen der Energiewende ist notwendig, damit wir den Steirerinnen und Steirern auch in Zukunft eine leistbare, sichere und nachhaltige Energieversorgung zur Verfügung stellen können. Heimische Biomasse ist dabei gerade in der Steiermark ein wesentlicher Faktor: Zum einen als direkter Brennstoff zur Wärmegewinnung in den steirischen Haushalten – die Steiermark liegt nicht umsonst im Spitzenfeld, wenn es um den Tausch von fossilen auf erneuerbare, im Besonderen biomassebasierte Heizungen geht. Zum anderen verringern wir so unsere Abhängigkeit vom teuer importierten und unsicheren fossilen Gas. Das Advanced Bioenergy Lab leistet dazu einen maßgeblichen Beitrag. Daher unterstützt das Land Steiermark das ABL auch aus Mitteln des steirischen Klimafonds.“ 

STATEMENT SIMONE SCHMIEDTBAUER, LANDESRÄTIN FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT EINSCHLIESSLICH LAND- UND FORSTWIRTSCHAFTLICHER SCHULEN, WOHNBAU, SANIERUNG UND REVITALISIERUNG, WASSER- UND RESSOURCENMANAGEMENT, JUGEND, FRAUEN UND FAMILIE SOWIE VETERINÄRWESEN

„Forst und Innovation – diese Begriffe gehören zusammen und sind in der Steiermark gelebte Praxis. Als Agrarlandesrätin und Forstwirtin bin ich stolz darauf, dass wir in der Steiermark wieder einmal Pioniergeist beweisen und die erste Anlage zur Gewinnung von zukunftsträchtigen Holztreibstoffen und Holzgasen in Zeltweg entsteht. Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Wissenschaft agieren bei diesem Projekt Hand in Hand, um gemeinsam zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen. Ich danke allen Expertinnen und Experten, die zum Erfolg dieses 60 Millionen Euro schweren Projekts beitragen, aber auch den vielen Forstwirtinnen und Forstwirten, die dieses Projekt mit ihrer nachhaltigen Waldbewirtschaftung erst möglich machen.“

STATEMENT ELKE FLORIAN, GV-VORSITZENDE DER HOLZINNOVATIONSZENTRUM GMBH UND BÜRGERMEISTERIN DER STADTGEMEINDE JUDENBURG

„Das Holzinnovationszentrum Zeltweg ist seit 2001 eine Erfolgsgeschichte für gemeindeübergreifende und partnerschaftliche Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen und Betriebe. Auf dem 40 ha großen Areal sind nicht nur 12 Betriebe mit fast 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angesiedelt, sondern es steht auch das Innovationspotential des Rohstoffes Holz im Mittelpunkt. Die Errichtung dieser Forschungsanlage zur Produktion von Energieträgern aus Holzreststoffen findet hier beste Standortvoraussetzungen und bietet eine Chance für die gesamte Region.“

_ZUR AUSGESTALTUNG DER ANLAGE UND DES ABL-FORSCHUNGSPROJEKTES_

STATEMENT UNIV.-PROF. HERMANN HOFBAUER, LEITER DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATES 
Im Jahr 2020 wurde an der TU Wien eine Studie mit dem Ziel, eine fossilfreie Land- und Forstwirtschaft zu etablieren, durchgeführt. Im Konzept der TU Wien wird der benötigte grüne Treibstoff und das grüne Gas aus Biomasse – insbesondere aus biogenen Rest- und Abfallstoffen – nach dem Grundsatz einer Kreislaufwirtschaft erzeugt, wobei festgestellt wurde, dass genügend Ressourcen in Österreich dafür vorhanden sind. Eine Bewertung möglicher Technologien ergab eindeutig, dass die thermo-chemische Gaserzeugung mit anschließender Synthese zu Holzdiesel (FT-Synthese) bzw. Holzgas (SNG-Synthese) die geeignetsten Technologien mit den höchsten Effizienzen darstellen. Dabei handelt es sich bei beiden Produkten um hochwertige Drop-in Fuels, d.h. sie können in die bestehende Infrastruktur (d.h. Traktoren, Erdgasnetz, etc.) ohne weitere Adaptierungen verwendet bzw. eingespeist werden. Weiters zählen die hier erzeugten Energieträger zum Unterschied von Biogas und Biodiesel zu den Advanced Biofuels (Red II / III) und tragen wesentlich zu den Zielen der EU bei. Neben der Eliminierung der fossilen CO2-Emissionen ist auch sonst die Qualität der grünen Energieträger deutlich besser als die der entsprechenden fossilen Energieträger, sodass die Umwelt auch hinsichtlich zusätzlicher Emissionen (z.B. Partikelemissionen) entlastet wird. Damit könnte der Sektor Land- und Forstwirtschaft eine Vorreiterrolle einnehmen und der erste in Österreich sein, der von sich aus fossilfrei betrieben wird.

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