Möbel aus Wiener Abfällen für die Festivalzentrale der Vienna Design Week
Das Mobiliar für den Aufenthaltsbereich des Festivals wurde aus U-Bahn-Aushub vom Öffi-Ausbau und Abfällen der Bäckerei Ströck gebaut
100 Tage lang wurde in der ersten Biofabrique Vienna auf der Klima Biennale Wien mit Wiener Abfällen geforscht, um Werkstoffe aus Lehm vom Öffi-Ausbau und Abfällen aus der Bäckereiproduktion zu entwickeln. Auf der laufenden Vienna Design Week kommen die wiederverwerteten Materialien erstmalig zum Einsatz: Die Kantine der Festivalzentrale ist mit Möbeln aus den Wiener Abfällen gebaut worden. Im Anschluss an die Forschungsphase wurden dafür hunderte Ziegel, Paneele und Glasuren aus den Wiener Abfällen hergestellt und die Einrichtung für die Festivalzentrale gebaut. Die Festivalbesucher*innen holen sich ihre Getränke an einer Theke, die mit Fliesen aus Abfallprodukten der Zuckerrübenverarbeitung verkleidet ist. Sie sitzen auf Tischen und Bänken aus Altholz und Ziegeln, die unter anderem mit Lehm aus Aushub vom Öffi-Ausbau produziert wurden.
„Die Ausstattung der Festivalzentrale ist ein wichtiger Schritt für Wien. Von der Theorie geht das Projekt Biofabrique Vienna jetzt ins Leben über“, so Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. „Wir zeigen mit unserem Piloten, wie eine Stadt ihre ungenutzten Ressourcen weiterverwenden kann, statt sie zu entsorgen. Aus den vermeintlichen Abfällen sind funktionelle, hochwertige Designstücke entstanden. Jetzt wird der nächste Schritt sein, daraus ein Modell zu entwickeln, damit das auch in industriellem Maßstab funktionieren kann“, so Hirczi weiter.
Die Wirtschaftsagentur Wien gab den Impuls zur Entwicklung der Möbel für die Vienna Design Week. Zusätzlich ist in der Festivalzentrale der Design Week auch eine umfangreiche Ausstellung zu den Forschungsarbeiten der Biofabrique in Wien zu sehen.
„Wir freuen uns, dass die Biofabrique hier bei uns im stets beliebten Festivalcafé ihre ersten Schritte in die Praxis tut. Es ist beeindruckend, was Studio dreiSt in so kurzer Zeit geschafft hat – vom Lehm bis zum Interior Design innerhalb weniger Wochen!“, sagt Gabriel Roland, Direktor der Vienna Design Week.
WIENER KOLLEKTIV STUDIO DREIST. ENTWIRFT MODULARES MÖBELSYSTEM AUS DEN UNGENUTZTEN RESSOURCEN
Gestaltet hat das Raumkonzept das Wiener Kollektiv dreiSt. Die Designer*innen entschieden einen gemeinsamen Open Call der Wirtschaftsagentur Wien und der Vienna Design Week für sich. Für den Gastronomiebereich in der Festivalzentrale setzen sie auf ein modulares Möbelsystem. Die Sitzgelegenheiten und Tische können entweder als hohe oder niedrige Variante, für Veranstaltungen oder Workshops, aber auch für die entspannte Pause vom Festivalbesuch genutzt werden. Die Wiener Möbel zeichnet nicht nur eine einzigartige ästhetische Handschrift aus, sie erfüllen auch praktische Ansprüche:
„Das neue Baumaterial ist nicht nur zum Anschauen gedacht, es muss stabil sein und Hygienevorschriften erfüllen, also zum Beispiel abwischbar sein“, erklärt Luisa Zwetkow, von Studio dreiSt.
Die Möbel für den Gastronomiebetrieb, wie der Bartresen, sind mit Fliesen verkleidet, deren Glasur aus Carbokalk, einem Nebenprodukt der Zuckerproduktion, besteht. Die gesamte Einrichtung besteht aus den nachhaltigen Materialien: Viele Ziegel bestehen ebenfalls aus Carbokalk und zusätzlich Lehm vom U-Bahn-Aushub. Die Fliesen wurden aus Lehm vom Öffi-Ausbau hergestellt und für viele der Möbel wurde Altholz vergangener Ausstellungen in Wien weiterverarbeitet.
EINTAUCHEN IN 100 TAGE MATERIALENTWICKLUNG IN DER BIOFABRIQUE
Die Wirtschaftsagentur Wien hat gemeinsam mit dem Atelier LUMA das Pilotprojekt Biofabrique Vienna gestartet und gemeinsam mit dem Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien in Wien ausgeführt. Rund 60 Studierende der TU Wien entwickelten im Rahmen der Klima Biennale Wien an die 20 neue Werkstoffe. Auf der Vienna Design Week sind auch die erfolgversprechendsten Ergebnisse der Biofabrique-Forschung im Rahmen einer Ausstellung in der Festivalzentrale zu sehen. Gezeigt wird beispielsweise, wie aus Biertreber oder dem Aushub vom U-Bahn-Ausbau neue Werkstoffe entstehen. Gleichzeitig bietet die Ausstellung Lösungsansätze für den Aufbau urbaner Kreislaufsysteme.
WIE GEHT ES MIT DER BIOFABRIQUE WEITER?
„Mit der Biofabrique Vienna haben wir einen neuen Ansatz in Forschung und Entwicklung gestartet, bei dem Kreativwirtschaft, Industrie und Wissenschaft eng zusammenarbeiten. Die nächsten Schritte mit neuen Werkstoffen sind bereits in Planung,“ erklärt Elisabeth Noever-Ginthör, die in der Wirtschaftsagentur Wien das Projekt Biofabrique verantwortet.
INDUSTRIEPARTNER*INNEN ARBEITEN AN WEITERENTWICKLUNG DER MATERIALIEN
Auch seitens der Industriepartner*innen der Biofabrique Vienna – Wiener Linien, Bäckerei Ströck und Wienerberger AG – besteht großes Interesse, das Projekt weiterzuführen.
Die Biofabrique Vienna ist ein Pilotprojekt der Wirtschaftsagentur Wien und Atelier LUMA, einem Programm von LUMA Arles, in Partnerschaft mit dem Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien. Weitere Partner sind Bäckerei Ströck, Wienerberger AG und Wiener Linien.
Bis zum 29. September ist die Biofabrique auf der Vienna Design Week zu sehen.
Wirtschaftsagentur Wien
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