ORF-DialogForum: 100 Jahre Radio
Diskussion über Geschichte und Zukunft des Radios am 5. Oktober in ORF III und auf ORF ON
Vor hundert Jahren, am 1. Oktober 1924, nahm die Radio-Verkehrs AG (RAVAG) ihren Sendebetrieb in Österreich auf – ein Meilenstein der heimischen Rundfunkgeschichte und der Beginn einer Erfolgsstory, die bis heute andauert: Mehr als sechs Millionen Menschen hören täglich Radio und das im Schnitt mehr als drei Stunden täglich auf verschiedensten Empfangsgeräten – vom klassischen Küchenradio bis zum modernen Mobile Device. Anlässlich des runden Jubiläums beleuchtet das ORF-DialogForum die bewegte Geschichte des Radios in Österreich und erörtert zugleich dessen Zukunftschancen im digitalen Zeitalter: Welche Rolle nimmt das Radio angesichts der Konkurrenz durch globale Streaming-Anbieter und Social-Media-Plattformen ein? Wie kann es sich erfolgreich gegen Propaganda und Fake News behaupten und das Vertrauen des Publikums weiterhin sichern? Und unter welchen Rahmenbedingungen kann die Gestaltung zukunftsweisender, neuer Radioformate gelingen?
Darüber diskutieren unter der Leitung von Konrad Mitschka (ORF Public Value) Petra Herczeg, Studienprogrammleiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, Eva Sabine Kuntz, Leiterin der Hauptabteilung Intendanz von Deutschlandradio, und Danuta Lang, Marketingmanagerin und Organisatorin des Ö3-Podcast-Festivals. In einem weiteren Panel widmen sich Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP), ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher und Ulrike Weish, Geschäftsführerin des freien Radios Orange 94.0, dem Thema, womit drei prominente Vertreterinnen der österreichischen Radios erstmals in dieser Konstellation in einer TV-Diskussion aufeinandertreffen. Das ORF-DialogForum zu 100 Jahre Radio in Österreich ist Teil eines umfassenden, multimedialen ORF-Programmschwerpunkts. Es ist am Samstag, dem 5. Oktober, um 9.20 Uhr in ORF III zu sehen und anschließend auf ORF ON abrufbar.
Petra Herczeg (Universität Wien) erinnert an die visionäre Kraft des Radios, das seiner Zeit oft voraus war: „Das Radio war das erste Medium, das moderne Social-Media-Aktivitäten vorweggenommen hat, weil es über Call-in-Sendungen immer schon Beteiligungsmöglichkeiten gab.“ Sie sieht das Medium für die Zukunft gut gerüstet: „Das Live-Erlebnis ist ein unschätzbarer Wert des Radios. Die Koexistenz von Podcasts und anderen Angeboten sehe ich daher ganz entspannt. Wir müssen das Angebot weiter differenzieren und das Gemeinschaftsgefühl weiter fördern.“
Eva Sabine Kuntz (Deutschlandradio) wirbt für mehr Dialog mit der Bevölkerung: „Ein Ort, an dem wir miteinander reden und miteinander streiten, ist ganz wichtig. Radio ist so ein Ort. Der Marktplatz von früher jedoch, die klassische Call-in-Sendung, reicht den Hörerinnen und Hörern heute nicht mehr, daher versuchen wir ganz viele Dinge. Beim Projekt ‚Denkfabrik‘ etwa fragen wir unser Publikum, mit welchen Themen wir uns aus ihrer Sicht noch nicht ausreichend beschäftigen.“ Um die Erfolgsgeschichte des Radios fortzuschreiben, regt sie an: „Man sollte alte Gewissheiten wegstecken, weil sich heute so viel verändert. Wir müssen uns umschauen, mehr ausprobieren und dabei mehr Fehlertoleranz an den Tag legen.“
Danuta Lang (Ö3) sieht den Community-Gedanken nicht nur als besondere Stärke von Ö3, sondern auch als Erfolgsgarant für die Zukunft des Mediums selbst: „Radio muss das verbindende Element auch für die nächsten 100 Jahre beibehalten; dieses Gefühl, am größten Küchentisch des Landes zu sitzen. Ich finde es schade, dass man sich oft mehr auf das konzertiert, was uns trennt, als drauf, was uns gemeinsam weiterbringt. Diesen ‚change of mind‘ wünsche ich dem Radio und der Branche für die Zukunft.“
Corinna Drumm (VÖP) zeigt sich überzeugt, „dass die Privatradios nach rund 25 Jahren notwendige Vielfalt in den Markt gebracht haben. Das hat sich positiv auf die Qualität und den demokratischen Diskurs ausgewirkt.“ Genau diese Vielfalt gelte es zu erhalten. „Wir brauchen vom Gesetzgeber gute Rahmenbedingungen für Medienvielfalt. Förderungen für private Sender sind wichtiger denn je.“
Ingrid Thurnher (ORF) weist darauf hin, dass der jüngste Wahlsonntag erneut bewiesen habe, dass Radios ein verbindendes Element in Österreich darstellen. „Lineares Radio ist ein Begleiter wie ein guter Freund, der mit mir und nicht nur über mich spricht.“ Junge Menschen freilich nützen das lineare Radio seltener, weshalb Thurnher dafür plädiert, Junge mit einem öffentlich-rechtlichen Angebot ganz anders anzusprechen. Ihre Schlussfolgerung: „Radiomacher:innen müssen sich neu erfinden!“
Einen alternativen Weg, Radio zu machen, haben die freien Radios gewählt, die stark auf Beteiligung des Publikums setzen. Ulrike Weish (Radio Orange 94.0): „Wir haben einen offenen Zugang: Wer immer eine Idee zu einer Radiosendung hat, kann das bei Radio Orange einschicken, ein Gremium berät dann darüber. Wichtig ist, zu lernen, wem welcher Sender gehört, wer zu Wort kommt und wer welche Interessen hat. Bei uns werden Hörer:innen zu Radiomacher:innen.“
Abseits der Diskussion wurde auch das Buch „Radiomomente. Erinnerungen und Analysen zu 100 Jahren Radio in Österreich.“ präsentiert, eine Kooperation von ORF und Haus der Geschichte Österreich (hdgö). Es beinhaltet Beiträge von mehr als 160 Autorinnen und Autoren, darunter Philosoph Franz Schuh, Künstler André Heller, Schauspielerin und Festspielintendantin Maria Happel, Musiker Rudolf Buchbinder und Schauspieler Karl Markovics. Die inhaltliche Spanne reicht von Erinnerungen an persönlich bedeutende Radio-Momente bis zu historischen Analysen zur Geschichte des Radios in Ständestaat und Nationalsozialismus.
Das ORF-DialogForum ist eine Initiative des ORF, um das Gespräch mit seinem Publikum, den österreichischen Institutionen, den Organisationen und Gruppen der Gesellschaft zu beleben.
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