Doppelt nachhaltig: Neue Perspektiven durch Kreislaufwirtschaft
Das Demontage- und Recyclingzentrum bietet Menschen und Ressourcen eine neue Chance. Winfried Göschl, Rainer Kronberger und Herbert Schweiger im Fachgespräch.
Winfried Göschl, Landesgeschäftsführer AMS Wien, Rainer Kronberger, Leiter Abfallwirtschaft MA 48, und Herbert Schweiger, VHS-Geschäftsführer, diskutierten am 7. Oktober 2024 im Rahmen eines Fachgesprächs die Bedeutung sozialökonomischer Betriebe für die Kreislaufwirtschaft. Eine Woche vor dem „International E-Waste Day“ soll so auf die Bedeutung von Recycling und Ressourcenschonung aufmerksam gemacht werden.
Das Event fand im Demontage- und Recyclingzentrum (DRZ), dem sozialökonomischen Betrieb der Wiener Volkshochschulen, statt. Das DRZ ist bereits seit über 20 Jahren tätig und damit ein Pionierbetrieb, wenn es um die Verbindung von Kreislaufwirtschaft und Sozialökonomie geht.
Im vom AMS Wien geförderten DRZ werden durchschnittlich 1.400 Tonnen Elektroaltgeräte pro Jahr behandelt. Hier sind jährlich etwa 200 langzeitarbeitslose Personen als Transitarbeitskräfte oder Trainingskräfte tätig und erhalten so eine Vermittlungschance in den ersten Arbeitsmarkt. „Im DRZ wird Nachhaltigkeit mehrfach gelebt“, erklärt VHS-Geschäftsführer Herbert Schweiger. „Durch die manuelle Zerlegung des Elektroschrotts und die Weiterverarbeitung in den Bereichen Recycling, Re-Use und Upcycling werden besonders effektiv Ressourcen geschont. Gleichzeitig erhalten die dort arbeitenden Menschen durch Qualifikation und Weiterbildung langfristig neue Chancen im Berufsleben.“
Vom AMS Wien werden wöchentlich bereits länger arbeitssuchend gemeldete Bewerber*innen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt zugebucht. Durch temporäre Beschäftigung mit paralleler Betreuung durch Sozialarbeit sowie Unterstützung seitens des Outplacement sollen Teilnehmer*innen ihren Weg in den regulären Arbeitsmarkt finden.
Winfried Göschl, Landesgeschäftsführer AMS Wien: „Das Demontage- und Recyclingzentrum bietet einen Mehrfachnutzen: Kreislaufwirtschaft ist ein gutes Investment nicht nur für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sondern auch für die Arbeitsmarktintegration. In diesem Sinne betrachte ich es als eine öffentliche Aufgabe, eine solche Einrichtung zu unterstützen. Mehr als 400 Personen, die davor erhebliche Schwierigkeiten bei der Jobsuche hatten, konnten in den letzten 20 Jahren eine fixe Stelle antreten, etwa doppelt so viele waren nach ihrer Arbeitserfahrung im DRZ „job-ready“, also auf dem Sprung dorthin.“
SOZIALWIRTSCHAFT UND KREISLAUFWIRTSCHAFT: KONGENIALE PARTNERINNEN
„Sozialwirtschaft und Kreislaufwirtschaft sind kongeniale Partnerinnen“, streicht Elisabeth Smith, abfallrechtliche Geschäftsführerin des DRZ, in ihrer Keynote heraus. „Arbeitssuchende Menschen profitieren von der Unterstützung bei der Re-Integration ins Arbeitsleben, während gesellschaftlich relevante Tätigkeiten im Rahmen eines Non-Profit-Unternehmens ganzheitlich und gemeinwohlorientiert umgesetzt werden.“ Das Ergebnis dieser Verbindung ist das seit gut 25 Jahren bewährte Konzept der sozialökonomischen Betriebe, von denen allein in Wien neun im Bereich Re-Use und Reparatur tätig sind und auf Textilien, Möbel, oder Elektroaltgeräte, wie im Fall des DRZ, spezialisiert sind.
Das DRZ arbeitet seit Anfang an in sehr enger Kooperation mit der Wiener Magistratsabteilung 48 – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark, kurz MA 48, über 95% der im DRZ behandelten Menge kommen von den Wiener Mistplätzen.
Rainer Kronberger, Leiter Abfallwirtschaft MA 48: „Das DRZ trägt nicht nur zur Abfallvermeidung, sondern auch zur Kreislaufwirtschaft bei. Aus vermeintlichen Abfällen werden wieder verwendbare Elektrogeräte oder wertvolle Rohstoffe für die Produktion neuer Elektrogeräte gewonnen. Am Mistplatz als „noch funktionsfähig“ abgegebene Geräte werden von DRZ-Mitarbeiter*innen überprüft und so für die beiden 48er-Tandler fit gemacht.“
Das DRZ holt Groß- und Kleingeräte mit einem Fokus auf Geräte mit einem hohen Schadstoffgehalt bzw. schwer entnehmbaren Akkus direkt von Wiener Mistplätzen ab. Dazu zählen z.B. Mikrowellen, elektrische Zahnbürsten, E-Scooter, Drucker oder auch E-Zigaretten. Im Unterschied zu kommerziellen Recyclingunternehmen und der dort üblichen mechanischen Behandlung werden die Geräte im DRZ manuell verarbeitet:
Noch funktionsfähige Geräte werden in der Re-Use Abteilung geprüft, gereinigt, instandgesetzt und mit zwölf Monaten Gewährleistung im hauseigenen Shop sowie bei den 48er-Tandlern wiederverkauft.
Manche Elektroschrott-Komponenten sind so schön, dass sie als neues Upcycling-Designprodukt glänzen dürfen – dafür sorgt trash_design: Hier entstehen u. A. Möbel oder Lampen aus Waschmaschinentrommeln, Schmuck und Notizbücher aus Leiterplatten.
Der Rest wird in der Demontage fachgerecht in bis zu 40 Material-Kategorien manuell zerlegt. Dabei werden Schadstoffe entnommen (Batterien und Akkus, Elektrolyt-Kondensatoren, Druckerpatronen, Leuchtmittel) und Recyclingstoffe getrennt erfasst. Etwa 93% des Outputs können wieder als Rohstoffe für etwaige neue Produkte dienen (z.B. Kupfer, Aluminium, Eisen, Kunststoff, in Leiterplatten enthaltenes Gold, Silber sowie seltene Erden).
So wurden bereits über 300 Tonnen abgeschriebene Elektrogeräte wieder aufbereitet.
Weitere Infos unter www.vhs.at/drz .
Wiener Volkshochschulen
Mag. Nadja Pospisil
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