Camillo Award 2024: Österreichs Rettungsdienste im Rampenlicht

Auszeichnung für außergewöhnliche Verdienste um das Rettungswesen im Parlament verliehen

Bereits zum fünften Mal wurde gestern Abend im Parlament der Camillo Award verliehen, um herausragende Leistungen im Bereich des Rettungsdienstes zu würdigen. Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka setzen das Parlament und der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) damit ein starkes Zeichen für die Anerkennung und Weiterentwicklung der präklinischen Notfallversorgung in Österreich. In seinen Eröffnungsworten betonte Sobotka, dass der Rettungsdienst – gleich, ob freiwillig oder beruflich – demonstriere, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Österreich funktioniere. Trotz aller krisenhafter Entwicklungen, könne dies Mut machen.

Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Awards, freute sich, dass der Award bereits seit fünf Jahren verliehen wird und plädierte für das Vorantreiben der Sanitätergesetz-Reform – auch unter einer neuen Bundesregierung. Claudia Schwarz, Vorstandsmitglied des BVRD.at, die BVRD.at-Präsident Erwin Feichtelbauer vertrat, zeigte sich beeindruckt von den zahlreichen Einreichungen. Diese zeugten vom “Spirit und der Innovationskraft”, die im österreichischen Rettungsdient steckten. Schwarz kündigte zudem die Einrichtung eines “Sanitäter-Fonds” für in Not geratene Rettungshelfer:innen an.

Helmut Trimmel von der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) ging in seiner Keynote “Rettungsdienst 2030” auf die Zukunftsperspektiven für die präklinische Versorgung ein. Er berichtete von einer kontinuierlich steigenden Einsatzhäufigkeit, die unter anderem mit demographischen Entwicklungen (Alterung der Gesellschaft) aber auch mit einer schwindenden Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zusammenhänge. Auch er sprach sich für die Umsetzung einer Reform des Sanitätergesetzes aus, die insbesondere bei einer Verbesserung der Ausbildung ansetzen müsse. So könne etwa dem in den letzten Jahren “ausufernden Bedarf” an notärztlichen Einsätzen entgegengewirkt und auch die Notaufnahmen entlastet werden.

Geschäftsführerin den Roten Kreuzes Innsbruck und Nationalratsabgeordnete Alexandra Tanda gewährte als Jury-Mitglied einen Blick hinter die Kulissen des Entscheidungsprozesses für die Verleihung des Camillo Awards. Dabei wählte ein 17-köpfiges Gremium bestehend aus Vertreter:innen anerkannter Rettungsorganisationen und der Kooperationspartner aus insgesamt 93 eingegangenen Nominierungen in einem anonymisierten Verfahren die Preisträger aus. Zu den Nominierungskriterien zählten unter anderem ein herausragendes Engagement für die qualitative Verbesserung im Rettungsdienst, die Umsetzung eines originellen Projekts in diesem Sinne und ein vorbildlicher Umgang im beruflichen Umfeld.

HERAUSRAGENDE LEISTUNGEN

So erhielt Stefan Schwarz vom Samariterbund Alkoven (Oberösterreich) den Camillo Award in der Kategorie “Herausragende Leistungen” für die Entwicklung von Erste-Hilfe-Kursen, speziell für Menschen mit Beeinträchtigungen. In derselben Kategorie wurde Benjamin Mattlschweiger vom Roten Kreuz Liezen (Steiermark) geehrt. Er verkürzte als Gemeinde-First-Responder durch sein “unermüdliches Engagement” die Hilfsfrist in seiner Heimat, wo Notarzt- und Rettungsdienste aufgrund der geografischen Lage oft lange Anfahrtswege zurückzulegen haben.

INNOVATION & NACHHALTIGKEIT

In der Kategorie “Innovation & Nachhaltigkeit” reüssierten Maximilian Moser und Oliver Faerber vom Roten Kreuz Linz sowie Erik Bolldof und sein Team von den Maltesern Wien. Moser und Faerber haben mit der “mobilen Führungsunterstützung” eine spezialisierte Einheit geschaffen, die Einsatzleiter:innen durch die Übernahme von Aufgaben wie Dokumentation und Kommunikation bei komplexen Einsätzen entlastet. Bolldorf entwickelte mit seinem Team die “Lebensretter-App”, durch die im Falle eines Kreislaufstillstands fachkundige Personen in der Nähe alarmiert werden, um sofortige Reanimationsmaßnahmen noch vor Eintreffen der Rettungskräfte zu ermöglichen. Die App wurde erfolgreich in ganz Österreich etabliert und zahlreiche Leben konnten dadurch bereits gerettet werden.

AUSBILDUNGSKONZEPT

Der Verein Artemis in Oberösterreich rund um Andreas Wimmer engagiert sich durch praxisnahe Szenarientrainings und Fachvorträge für die hochwertige Aus- und Weiterbildung von Sanitäter:innen, Pfleger:innen und Ärzt:innen. Er erhielt den Camillo-Award in der Kategorie “Ausbildungskonzept”.

LEADERSHIP & MANAGEMENT

Ebenfalls im Ausbildungsbereich wirkt der Preisträger in der Kategorie “Leadership & Management”. Daniel Lieb ist hauptverantwortlich für die Einführung der Rettungssanitäter-Ausbildung an der HBLW Wels (Oberösterreich) im Schwerpunkt “Medicine.Human.Science”. Jährlich können so mindestens 15 Schüler:innen ihre Leidenschaft für die Präklinik entdecken und gleichzeitig ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen vertiefen.

SUPPORT

Geehrt wurde auch der Keynote-Speaker des Abends, Helmut Trimmel, in der Kategorie “Support”. Ob in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der ÖGARI, als Primar der Anästhesie am Landesklinikum Wiener Neustadt, oder als Notarzt in der Luft und am Boden, setzt er sich seit Jahren für die Weiterentwicklung des österreichischen Notfall- und Rettungswesens ein. So treibt er etwa die Reform des Sanitätergesetzes voran, um Ausbildung und Arbeitsbedingungen in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern.

POLIZEI

Die Auszeichnung in der Kategorie “Polizei” erhielt Gruppeninspektor Markus Brandstetter. Er ist als Landessanitätskoordinator und Verantwortlicher für die taktische Sanitätsausbildung der Schnellen Interventionsgruppen (SIG) für die Schulung zahlreicher Polizist:innen zuständig.

BUNDESHEER

In der Kategorie “Bundesheer” wurde Offiziersstellvertreter Christian Philippitsch ausgezeichnet, der sich speziell um die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe verdient gemacht hat. Als diplomierter Krankenpfleger und Notfallsanitäter mit langjähriger Erfahrung im In- und Ausland bildet er Soldat:innen speziell auf deren Einsätze abgestimmt in Erste-Hilfe-Maßnahmen aus.

SONDERPREIS

Der diesjährige Sonderpreis ging an Patrick Leberbauer, Daniel Gugler und Michael Placho, die den internationalen notfallmedizinischen Wettbewerb “ride and rescue” neu belebt und organisiert haben. Die teilnehmenden Teams werden dabei herausgefordert, einen Tag lang mit dem Fahrrad verschiedene Einsatzszenarien zu bewältigen, wobei sowohl fachliches Wissen als auch körperliche Belastbarkeit gefragt sind. Zusätzlich sind die Preisträger intensiv am Telefonarzt-Projekt beteiligt, das auf eine nachhaltige Qualitätssteigerung der österreichischen Notfallversorgung abzielt. (Schluss) wit

HINWEIS: Fotos von Preisverleihung finden Sie im Webportal des Parlaments.

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