„kulturMontag“: Boafo-Schau im Belvedere, Drama über Hilde Coppi bei der Viennale, Kulturpolitik in der Slowakei

Dazu: Schriftsteller Michal Hvorecký im Studio; danach: Doku „Wellen der Zeit – 100 Jahre Radio in Österreich“ – am 21. Oktober ab 22.30 Uhr, ORF 2 und ORF ON

Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 21. Oktober 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON beleuchtet u. a. anlässlich einer neuen Belvedere-Schau die Kunst des ghanaischen Malerstars Amoako Boafo, stellt den bei der Viennale laufenden neuen Film „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen über die deutsche Widerstandskämpferin Hilde Coppi vor und blickt auf die aktuelle kulturpolitische Situation in der Slowakei. Dazu ist Schriftsteller Michal Hvorecký live zu Gast in der Sendung. Anschließend an das Magazin steht die neue Dokumentation „Wellen der Zeit – 100 Jahre Radio in Österreich“ (23.15 Uhr) auf dem Programm, die anlässlich des Jubiläums auf die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Mediums blickt.

Am Olymp der Kunstwelt – Malerstar Amoako Boafo im Belvedere

Noch vor fünf Jahren galt er auf dem Kunstmarkt als Geheimtipp. Mittlerweile zählt der ghanaische Künstler Amoako Boafo zu den Superstars der Malerei. Mit seinen Porträts von People of Color, die von ihm selbst, von seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart erzählen, ist dem in ärmlichen Verhältnissen geborenen 40-Jährigen ein kometenhafter Aufstieg geglückt. Sein Gemälde „The Lemon Bathing Suit“ erzielte bei einer Auktion in London 2020 das 13-Fache des Schätzwerts und wurde um fast 900.000 US-Dollar verkauft. Seither ist Boafos Karriere nicht mehr aufzuhalten, um seine Werke ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Mit knapp 30 Jahren gelang ihm über private Verbindungen der Sprung nach Europa, nach Wien. Hier studierte er an der Universität der bildenden Künste bei Kirsi Mikkola und Ashley Hans Scheirl. Die Stadt, die Wiener Moderne, insbesondere Egon Schiele, haben in seiner Kunst Spuren hinterlassen – auch wenn Boafos Porträts ausschließlich schwarze Menschen, eingebettet in farbenprächtige Designs, zeigen. Durch finanzkräftige Sammler schaffte er den Sprung über den großen Teich und somit auf den Olymp der Kunstwelt. Aus den USA ist der Maler mittlerweile in seine Heimat Ghana zurückgekehrt. Unter dem Titel „Proper Love“ widmet das Untere Belvedere in Wien Amoako Boafo nun eine Werkschau.

Gegen den Strom – Andreas Dresens Film über Widerstandskämpferin Hilde Coppi bei der Viennale

Wohin kann eine Gesellschaft schlittern, wenn sie nicht aufpasst? Dieser Frage geht der mehrfach preisgekrönte deutsche Regisseur Andreas Dresen in seinem neuen Film nach, der bei der diesjährigen Viennale gezeigt wird. In einer Zeit aufgeheizter aktueller Debatten über Rechtsextremismus erzählt „In Liebe, Eure Hilde“ die tragische und wahre Geschichte der Widerstandskämpferin Hilde Coppi. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans schloss sich die Deutsche 1941 der sogenannten „Roten Kapelle“ an, einem der wichtigsten Widerstandnetzwerke im „Dritten Reich“. Sie druckten illegale Flugblätter, halfen Juden und Oppositionellen und dokumentierten akribisch die Verbrechen des NS-Regimes. In eindringlichen Bildern und in Rückblenden schildert Dresen das bewegende Schicksal dieser Frau, die sich Schritt für Schritt im Widerstand engagiert, als Hochschwangere von der Gestapo festgenommen wird und im Gefängnis ihr Kind zur Welt bringt. Der Filmemacher will Widerstandskämpfer als Menschen aus Fleisch und Blut zeigen, als Menschen, die keine Übermenschen waren. Gleichzeitig decouvriert er nicht nur die schreiende Nazi-Horde, sondern legt offen, wie das Terrorregime von einer breiten Masse aus ängstlichen Opportunisten getragen wurde. Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) spielt diese mutige Frau, die nicht mit erhobener Faust voranmarschiert, sondern still versucht, das Richtige zu tun.

Klima der Angst – Repressionen in der Slowakei

Nach den Entlassungen der Direktoren von Nationaltheater, Nationalgalerie und Nationalmuseum fürchten slowakische Kulturschaffende nicht nur um die Demokratie ihres Landes, sondern auch um ihre Unabhängigkeit und Freiheit. Verantwortlich dafür ist die rechtsnationale Kulturministerin Martina Šimkovičová, getrieben von ihrem Kampf gegen sogenannten „Gender-Wahn“ und „LGBT-Ideologie“. Seit Monaten protestiert die liberale Kunstszene gegen die radikale Personalpolitik. Jüngstes Opfer im Visier der Justiz: der 47-jährige Schriftsteller und Journalist Michal Hvorecký. Er hat die neue Regierung, darunter Martina Šimkovičová, in einem Artikel kritisiert und letztere als Neofaschistin bezeichnet. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Die Kulturministerin sprach öffentlich Drohungen gegen den Autor aus. Um seine Ansichten zu verdeutlichen, veröffentlichte Hvorecký ein erklärendes Video zur radikalnationalistischen Einstellung der Politikerin, die Verschwörungsmythen wie die Theorie des „Großen Austauschs“ verbreite. Nach ihrer Meinung sei etwa das Aussterben der weißen Rasse durch LGBT-Personen verursacht. Überraschenderweise ging das Video viral – fast eine Million Menschen haben es in der Slowakei gesehen. Die große Resonanz hat Folgen, dem Autor droht eine mehrjährige Haft. Sechs Jahre nach der deutschen Veröffentlichung seines Zukunftsromans „Troll“ scheinen Teile von Hvoreckýs düsterer Vorhersage bittere Realität zu werden: Desinformation und Trolle dominieren in der Slowakei die öffentliche Meinung. Der Schriftsteller sieht sich nun einer Regierung gegenüber, die Kulturschaffende und Journalisten unterdrückt. Michal Hvorecký ist live zu Gast im Studio.

Jubiläumsdokumentation „Wellen der Zeit – 100 Jahre Radio in Österreich“ (23.15 Uhr)

Im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts „100 Jahre Radio in Österreich“ (Details unter presse.ORF.at) taucht die neue Dokumentation von Heidelinde Neuburger-Dumancic in die faszinierende Welt eines Mediums ein, das nicht nur die Geschichte begleitet, sondern sie auch aktiv mitgestaltet hat. Der Film zeichnet die bewegte Historie des Radios bis in die Gegenwart nach – von den Anfängen der RAVAG im Jahr 1924 bis zur heutigen Vielfalt der Radiolandschaft – und nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise durch Klang, Information sowie Unterhaltung und zeigt die Verbindung zwischen Kunst und Technologie, Tradition und Innovation. Seit seiner Erfindung hat das Radio Generationen begleitet und nicht nur über Geschichte und Kunst berichtet, sondern selbst Kunst geschaffen. Die Produktion „Wellen der Zeit- 100 Jahre Radio in Österreich“ thematisiert die Bedeutung des Radios als erstes elektronisches Massenmedium und seinen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen im kulturellen Bereich. Dabei kommen Radiolegenden zu Wort, vergessene Preziosen werden hervorgeholt und die Rolle des Hörfunks als Impulsgeber für Kunst und Kultur wird hervorgestrichen – das aktuelle Radiomachen kommt dabei nicht zu kurz. Die Doku beleuchtet außerdem die Rolle des Mediums in Zeiten digitaler Revolution und individueller Hörgewohnheiten. Wie kann das Radio relevant bleiben und neue Generationen ansprechen?

Weitere Details zum Inhalt von „Wellen der Zeit – 100 Jahre Radio in Österreich“ sind unter presse.ORF.at abrufbar.

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