WKÖ-Chefverhandler Trefelik zu Handels-KV: Rendezvous mit der Realität hat noch nicht stattgefunden

Konstruktiver erster Verhandlungstag, doch verteilt werden kann nur das, was zuvor erwirtschaftet wird

„Wir hatten eine gute Gesprächsbasis und stießen bei den Arbeitnehmervertreter:innen durchaus auf Verständnis dafür, in welch schwieriger Situation sich die heimischen Handelsbetriebe befinden. Nur das tatsächliche Rendezvous mit der Realität, von dem Wifo-Chef Felbermayr sprach, hat noch nicht stattgefunden“, sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich. Er zeigt sich nach dem heutigen Auftakt der diesjährigen Kollektivvertrags-Verhandlungen für die Angestellten und Lehrlinge im heimischen Handel daher verwundert über die Gewerkschaftsforderung nach einer KV-Erhöhung um 4,8 Prozent plus zusätzliche mehr Freizeittage. Denn die Konsequenz der tiefen, mehrjährigen Krise, in der der Handel steckt, könne nur sein, „dass Lohnsteigerungen in dieser Höhe schlicht und einfach wirtschaftlich nicht darstellbar sind“. 

Die Arbeitgeber:innen legten daher am frühen Abend ein Angebot, um den konstruktiven Weg fortzuführen. „Die Gewerkschaft fordert ein Plus von 1 Prozent auf die rollierende Inflation – wir bieten 1 Prozent auf die tatsächliche aktuelle Inflation vom September. Unser Angebot bedeutet daher trotz aller Herausforderungen, mit denen die Handelsbetriebe konfrontiert sind, eine Steigerung der Kaufkraft“, so Trefelik. Und dies, obwohl die Arbeitsproduktivität im Handel laut Institut für Höhere Studien zwischen 2021 und 2024 um 3,4 Prozent zurückgegangen ist!

Wie groß die Herausforderungen sind, zeigen auch noch drei weitere Zahlen: Seit 2021 ist der Umsatzindex im heimischen Handel um 9,8 Prozent gestiegen, der Verbraucherpreisindex aber um 20,1 Prozent und der Tariflohnindex mit 21,3 Prozent sogar noch stärker. „Das heißt, die Umsatzentwicklung ist leider durch die Krisen unbefriedigend und gleichzeitig laufen uns die Kosten davon“, so der Chefverhandler der Arbeitgeber:innen. Dazu kommt, dass die Hoffnung, dass kräftige Lohnerhöhungen zurück in den Konsum fließen, sich schon in den vergangenen Jahren nicht erfüllt haben. 

GEMEINSAM AUS DER KRISE KOMMEN UND ARBEITSPLÄTZE ERHALTEN

Für die nächste Verhandlungsrunde, die am 5.11.2024 stattfindet, müsse daher im Vordergrund stehen, gemeinsam aus der Krise zu kommen. „Wir respektieren die Wünsche der Arbeitnehmer:innen, aber man kann nur verteilen, was zuvor erarbeitet wurde“, betont Trefelik. Vor allem müsse ein Weg gefunden werden, der die Betriebe sowie die Arbeitsplätze erhält. 

„Der Handel belegt in der Insolvenzstatistik aktuell den traurigen ersten Platz. Wenn wir die Betriebe überfordern, riskieren wir noch mehr Schließungen und Insolvenzen und dadurch den Verlust zahlreicher Jobs. Das kann nicht im Sinne der Gewerkschaft sein. Der Erhalt von Arbeitsplätzen muss Priorität haben“, so Trefelik abschließend. Denn nur so kann den Menschen im Land auch Sicherheit gegeben werden. (PWK384/DFS)

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