Digitalisierung im Gesundheitssystem – zwischen neuen Möglichkeiten und dem Verlust zwischenmenschlicher Interaktion

Jahrestagung der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz: Dr. KI und der Faktor Mensch

Neue digitale Lösungen eröffnen nie dagewesene Chancen, um auf der einen Seite die Diagnose und Behandlung von Menschen zu verbessern und auf der anderen Seite Prozesse effizienter zu gestalten. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Budget- wie Personalknappheit im Gesundheitssystem ist Letzteres besonders attraktiv. Gleichzeitig sollte der „Wirkfaktor Mensch“ nicht vergessen werden, wenn es um Krankenbehandlung geht. 

Die digitale Transformation und das rasante Anwachsen von künstlicher Intelligenz bedeuten einerseits einen Zuwachs an digitalen Gesundheitsinformationen, andererseits führen sie zu weitreichenden Veränderungen im Gesundheitssystem. Durch diese Entwicklungen steigen die Möglichkeiten zur Schaffung relevanter Gesundheitskompetenzangebote im Bereich der Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung. Den Chancen stehen aber auch Herausforderungen gegenüber. 

JAHRESTAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN PLATTFORM GESUNDHEITSKOMPETENZ: DR. KI UND DER FAKTOR MENSCH

Die 9. ÖPGK-Konferenz, die am 24. Oktober in Kooperation mit der Österreichischen Gesundheitskasse in Salzburg stattfand, widmete sich in Vorträgen und Diskussionen der Frage wie Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme vor dem Hintergrund der Digitalisierung sinnvolle Akzente für die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung setzen können. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die zwischenmenschliche Beziehung in unserem Gesundheitssystem gelegt. Denn besonders im Angesicht einer Erkrankung kommt dem qualitätsvollen und professionellen Gespräch von Gesundheitsprofessionist:inn:en spezielle Bedeutung zu, um selbstbestimmte Entscheidungen für die eigene Gesundheit treffen zu können.

RAUCH: „ES BRAUCHT GUTE DIGITALE, ABER AUCH ANALOGE LÖSUNGEN“

Gesundheitsminister Rauch betonte im Rahmen der Eröffnung: „In der aktuellen Gesundheitsreform folgen wir dem Grundsatz “digital vor ambulant vor stationär”. Wir haben bereits eine E-Health-Strategie aus der Taufe gehoben und arbeiten an einem System zur Verbesserung der Patientenleitung durch das Gesundheitssystem. Doch nicht alle Menschen haben Zugang zu den notwendigen technischen Mitteln oder stehen diesen positiv gegenüber. Wir werden daher auch weiter analoge Lösungen brauchen und müssen zugleich Maßnahmen setzen, um die digitale Gesundheitskompetenz vor allem jener Bevölkerungsgruppen zu stärken, die hier besondere Unterstützung brauchen. Ich freue mich, dass die Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz diese wichtigen Themen aufgreift.“

ÖGK-OBMANN UND VORSITZENDER DER KONFERENZ DER SOZIALVERSICHERUNGSTRÄGER ANDREAS HUSS unterstrich: „Digitale Lösungen als Ergänzung können für die Versicherten einerseits Serviceverbesserungen bringen als auch bessere Orientierung im System ermöglichen. Die letzte Gesundheitskompetenzbefragung hat Orientierungsdefizite im österreichischen Gesundheitssystem aufgezeigt, vor allem im Bereich der psychischen Erkrankungen. Hier soll es sowohl analog, über Clearingstellen bzw. psychosozialen Versorgungszentren, als auch digital, beispielsweise mit einer Übersicht über freie Therapiestellen, bessere Lösungen geben. Weiters arbeiten wir an einem österreichweit einheitlichen Zugangssystem mit einem einheitlichen Vertrag und einheitlichem Antragssystem mit dem schwer kranke Patient:innen schneller zur passenden Therapie kommen. Von einer besseren Patientenlenkung profitieren sowohl die Patient:innen, die Leistungserbringer:innen als auch die Beitragszahler:innen. Gemeinsam mit Gesundheitskompetenz-Expert:innen müssen wir die besten Lösungen finden.“

ÖSTERREICHISCHER GESUNDHEITSKOMPETENZ-PREIS ZUM DRITTEN MAL VERLIEHEN

Im Rahmen der Jahreskonferenz wurde zum dritten Mal der Österreichische Gesundheitskompetenz-Preis in den Kategorien Praxis, Medien und Forschung verliehen. Damit wurden Initiativen, Projekte und Publikationen geehrt, die einen qualitativ hochwertigen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in der österreichischen Bevölkerung leisten. 

Der Preis in der Kategorie Praxis wurde an das Projekt „Ich und Gesundheit?“ von PROGES verliehen. Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengerechtigkeit, da der Fokus auf die sehr vulnerable Zielgruppe, Lehrlinge im Setting überbetriebliche Lehrausbildung, gelegt wird. 

In der Kategorie Medien wurde der Beitrag von Andrea Eder (Posch TV Filmproduktion/ORF2): „Pflegende Kinder“ ausgezeichnet, der einer oft übersehenen Gruppe eine Stimme verleiht und sich dem Thema mit Bedacht, Empathie und journalistischer Sorgfalt annähert. 

In der Kategorie Forschung (Jürgen Pelikan Forschungspreis) wurden zwei Projekte ex aequo ausgezeichnet, die gleichermaßen zur Weiterentwicklung des Wissens in der Gesundheitskompetenz beitragen. Das Projekt „Infos ohne Nebenwirkungen“ von der Universität für Weiterbildung Krems zeichnet sich durch die hohe Praxisrelevanz aus. Im Fokus steht die Erstellung und Validierung einer laiengerechten Checkliste zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen. Die wissenschaftliche Nachwuchsarbeit “Gesundheitskompetenz bei Schüler*innen der Sekundarstufe I: Analyse von Messinstrumenten und Erfassung von Einflussfaktoren” von Dominik Pendl (Universität Graz) trägt den aktuellen Stand zu einer vergleichsweise wenig beachteten Zielgruppe im Kindes- und Jugendalter zusammen und bringt die Diskussion dazu wesentlich voran.

 

Nachlese zum Preis und Fotodownload unter:

https://oepgk.at/termine/oesterreichischer-gesundheitskompetenz-preis-2024/ 

Gesundheit Österreich GmbH
Christoph Ertl
Telefon: 0676484191407
E-Mail: christoph.ertl@goeg.at

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