Man kann nicht ewig zuschauen – klare bildungspolitische Akzente sind gefragt
Drei Jahre begleitete ein Filmteam eine Klasse in Favoriten und gewährt einen tiefen Einblick in das Wiener Bildungssystem. Freude am Lernen trifft auf Schwierigkeiten des Systems
In den Kinos des Landes läuft der Film von Ruth Beckermann mit dem Titel „Favoriten“ seit einigen Wochen mit großem Erfolg. Bei einer Vorführung im Votiv-Kino in Wien diskutierten im Anschluss Volksschullehrerin Ilkay Idiskut mit Elisabeth Menasse und der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Wien über die Realität in den Schulklassen der Stadt. „Was der Film großartig zeigt, ist, wie wichtig es ist, als Lehrperson mit den Kindern in Beziehung zu stehen. Darüber hinaus zeigt sich einmal mehr, wie sehr es sich bewährt, den Kontakt zu Eltern zu pflegen. Das ist etwas, das wir an der PH Wien bewusst in unseren Lehrplänen aufgreifen“, zeigt sich Barbara Herzog-Punzenberger überzeugt vom Konzept des Urban Diversity Education Campus, der seit nunmehr fast zwei Jahren in Favoriten mehr und mehr Gestalt annimmt. „Eines der Hauptthemen des Films ist das Problem des Sprachenerlernens. Sprachdefizite sind allerdings nicht so leicht zu beheben“, konstatiert Elisabeth Menasse, die gemeinsam mit Regisseurin Ruth Beckermann am Buch zum Film gearbeitet hat. Gerade deshalb sei beispielsweise systematische Sprachföderung schon ab dem elementarpädagogischen Bereich besonders wichtig, betont Herzog-Punzenberger. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeige deutlich, dass auch politischer Handlungsbedarf bestehe, so das Resüme am Diskussionspodium. Gesellschaftlicher Wandel, aber auch tagespolitisches Geschehen, Kriege, Krisen – all das habe die Situation in den Klassen verschärft, so Ilkay Idiskut. Die Einführung der multiprofessionellen Teams in Wiener Schulen sei ein großartiger Schritt in die richtige Richtung, befürwortet Idiskut den Bedarf von mehr Schulpsycholog:innen und Schulsozialarbeiter:innen, die gemeinsam mit Lehrkräften gezielt an Schulstandorten zum Einsatz kommen sollen. Der Blick über nationale Grenzen hinweg zeigt, wie es funktionieren kann, so Herzog-Punzenberger. „Die multiprofessionellen Teams sind sehr vielversprechend. Deutschland hat es vorgemacht, wir können das auch!“
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