„kulturMontag“ am 18. November: Wokeness-Diskurs, neuer Meyerhoff-Roman, Österreichischer Buchpreis 2024
Danach: Doku „Der Klang der Alpen“ über Volksmusik als modernes Genre – ab 22.30 Uhr, ORF 2 und ORF ON
Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 18. November 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON widmet sich u. a. dem gesellschaftlichen Diskurs über Wokeness, Political Correctness und Identitätspolitik, begrüßt Schauspieler Joachim Meyerhoff anlässlich seines jüngsten Romans im Studio und stellt den oder die an diesem Abend gekürte:n Preisträger:in des Österreichischen Buchpreises 2024 vor. Anschließend an das Magazin beleuchtet die neue Dokumentation „Der Klang der Alpen“ (23.30 Uhr) von Christiane Sprachmann Volksmusik als modernes Genre.
Das Tribunal der Moral – Wokeness, Political Correctness, Identitätspolitik
„Erst einmal denke ich nach, bevor ich etwas sage“, sagt Show-Legende Thomas Gottschalk und er ist nicht der Einzige, wenn es um gesellschaftspolitische Kampfthemen wie Wokeness und Political Correctness geht. Diese Debatte scheint wieder Hochkonjunktur zu haben, nicht nur in Gottschalks kürzlich erschienenem Buch „Ungefiltert“, sondern auch in Simon Verhoevens neuer Kinokomödie „Alter weißer Mann“ mit Themen wie Mansplaining, Sexismus, Rassismus. Wie steht es gegenwärtig um das Zusammenleben in unserer Gesellschaft? Die vergangenen Jahre waren geprägt von einer Aufbruchstimmung und dem Selbstbewusstsein vieler Minderheiten, gesellschaftlichen Wandel vor allem durch laute Töne und harte Forderungen voranbringen zu können. Die einen sahen darin die große Chance, die Machtverhältnisse umzukehren, die anderen die enorme Gefahr einer Art woken Wutpropaganda, die das Bestehende zersetzen will. Wäre nicht Entspannung zwischen den verhärteten Fronten angebracht, mehr gegenseitiges Zuhören und die gemeinsame Entwicklung einer neuen Sprache, statt nur in Filterblasen die eigene Sichtweise zu vertreten? Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich die deutsche Schriftstellerin Jagoda Marinić für den Aufbau einer diverseren Gesellschaft. In ihrem neuen Buch „Sanfte Radikalität“ macht sie sich für einen behutsamen Wandel stark. Der deutsche Philosoph Karsten Schubert attestiert der Identitätspolitik der jüngeren Vergangenheit einen schlechten Ruf, und wirbt offensiv dafür, die identitären Verhärtungen hinter sich zu lassen.
Die Dämonen und ich – Joachim Meyerhoffs neuer Roman „Man kann auch in die Höhe fallen“
Seine Theaterauftritte werden umjubelt, seine Bücher erreichen eine Millionenauflage. Jetzt liefert Joachim Meyerhoff in seinem neuen Roman „Man kann auch in die Höhe fallen“ wieder höchst amüsanten Stoff aus seinem Leben. In dem mittlerweile sechsten Band der Serie „Alle Toten fliegen hoch“ sucht der Erzähler, mittlerweile Mitte 50, angeschlagen das Weite. Raus aus dem zu lauten, anstrengenden Berlin sowie dem aufreibenden Theaterbetrieb der Schaubühne und rein in die ländliche Idylle zu seiner 86-jährigen Mutter. Auf dem herrlichen Grundstück, unweit vom Meer gelegen, will er die dringend nötige Ruhe für seinen neuen Roman über das Theater finden. Die gemeinsamen Wochen mit seiner alles andere als betagten Frau Mama, die schon immer ein sehr selbstbestimmtes Leben führt, werden zu einer besonderen Zeit. Diese schildert Meyerhoff anekdotenhaft sowie bewährt unterhaltsam und legt dabei immer wieder die intensive Beziehung zu seiner Mutter offen. Bevor er sein neues Werk auf der Buch Wien präsentiert, spricht er im „kulturMontag“ live über sein Verhältnis zu Wien und dem Burgtheater, den Umzug nach Berlin und den Rückzug als festes Ensemble-Mitglied der Berliner Schaubühne sowie seine Mutter.
Die Stunde des Siegers – Wer gewinnt den Österreichischen Buchpreis?
Rauchende Köpfe, hitzige Debatten, schwierige Entscheidungen: 110 belletristische, essayistische, lyrische und dramatische Werke wurden in diesem Jahr eingereicht. Von „Altstar“ Michael Köhlmeier bis „Fräuleinwunder“ Barbara Zeman hatte die Jury die Qual der Wahl. Fünf Titel rittern nun um den Österreichischen Buchpreis 2024, der mit 20.000 Euro für den Hauptpreis dotiert ist. Die Steirerin Valerie Fritsch führt mit ihrem Roman „Zitronen“ in die Wohlfühlzone der Gewalt, der gebürtige Wiener Elias Hirschl liefert mit „Content“ eine absurd-dystopische Auseinandersetzung mit der spätkapitalistischen Digitalwirtschaft. Mit seinem abgründigen wie zynischen Roman „Brennende Felder“, angesiedelt zwischen Kolportage und archaischer Tragödie, punktet der Oberösterreicher Reinhard Kaiser-Mühlecker. Die Kärntnerin Elke Laznia schafft mit ihrem Prosagedicht „Fischgrätentage“ eine fein ziselierte Ode an das Leben. Und die Wienerin Katharina Winkler behandelt in ihrem Buch „Siebenmeilenherz“ das schwierige Thema des Kindesmissbrauchs durch den eigenen Vater. Fünf starke Texte, die nichts für schwache Nerven sind und allesamt unter die Haut gehen. Wer gewinnt das Match? Der „kulturMontag“ ist live dabei und bringt ein Interview mit dem/der Sieger:in.
Dokumentation „Der Klang der Alpen“ (23.30 Uhr)
Der Alpenländische Volksmusikwettbewerb, der größte und renommierteste seiner Art im gesamten Alpenraum, findet seit 1974 alle zwei Jahre in Innsbruck statt. Hier treten junge Musikerinnen und Musiker aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz gegeneinander an. Heuer wurde das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen groß gefeiert. Und so zog es Ende Oktober wieder unzählige junge Menschen in den Bann der Volksmusik. Trachten und heimatliche Klänge dominierten ein Wochenende lang die Stadt. Die Dokumentation von Christiane zeigt die Highlights dieses Ereignisses und beleuchtet gleichzeitig ein Phänomen, das sich in den Jahren gewandelt hat. Die Volksmusik hat es geschafft, abseits von Heimattümelei, Klischees und nationalsozialistischen Vereinnahmungen als eigenständiges Musikgenre selbstbewusst dazustehen und heute für viele gar als cool und hip zu gelten.
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