Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzesnovelle in Oberösterreich auf der Zielgerade

Verbesserte Regelung für Care Leaver droht auf letzten Metern mangels einer Mehrheit zu scheitern

Junge Erwachsene, die von der Kinder- und Jugendhilfe betreut wurden und am Übergang zu einer eigenständigen Lebensführung stehen (Care Leaver), benötigen oft weiter Unterstützung, um diesen Schritt zu meistern. Sonst drohen weitreichende Folgen – für die Betroffenen selbst, aber auch das Sozialsystem. In einem langjährigen Austausch des Vereins Sozialpädagogik OÖ als Dachverband der KJH-Einrichtungen mit den politischen Entscheidungsträgern konnte über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme über die Parteigrenzen hinweg ein breiter Konsens erzielt werden.

Der von Landesrat Michael Lindner nach intensiven Verhandlungen vorgelegte Kompromiss für Care Leaver soll für die oberösterreichischen jungen Erwachsenen eine sinnvolle Verbesserung bringen. Dennoch droht dieser Fortschritt nun an der ÖVP zu scheitern: Davor warnt der Verein Sozialpädagogik Oberösterreich, dessen Vorstand als Auskunftsperson in der letzten Sitzung des Landtagsunterausschusses für Nachfragen der oberösterreichischen Landtagsabgeordneten eingeladen war.

DRINGENDER APPELL AN DIE ÖVP: KEINE UNSICHERHEIT AUF DEN LETZTEN METERN SCHAFFEN!

„Der von Landesrat Lindner vorgelegte Kompromiss ist ein wesentlicher Schritt, um jungen Erwachsenen in schwierigen Lebensphasen die notwendige Unterstützung zu ermöglichen“, erklärt die Vorsitzende Julia Keplinger. „Die von der ÖVP vorgeschlagene Befristung würde nicht nur zu einer Verschlechterung für die betroffenen jungen Erwachsenen führen, sondern auch den Verwaltungsaufwand erhöhen und Einrichtungen sowie Behörden zusätzliche Unsicherheiten auferlegen.“ Besonders kritisch sieht Keplinger den Vorschlag einer Befristung der neuen Regelung auf vier Jahre. „Das würde bedeuten, dass die flexiblere Regelung nach vier Jahren wieder wegfallen könnte. Damit droht jungen Menschen erneut ein unsicherer rechtlicher Rahmen“, warnt Keplinger.

HINTERGRUND: FLEXIBLERE UNTERSTÜTZUNG FÜR CARE LEAVER

Schon bisher besteht die Möglichkeit, Care Leaver am Weg in ein selbstständiges Erwachsenenleben punktuell noch bis maximal zum 21. Lebensjahr zu unterstützen. Die wesentliche Neuerung betrifft die Chance, Erziehungshilfen auch dann zu verlängern, wenn diese am 18. Geburtstag des jungen Erwachsenen nicht mehr aufrecht waren. Es handelt sich also um die Korrektur einer unsinnig starren gesetzlichen Regelung, die in der Praxis sowohl den jungen Erwachsenen, als auch Behörden bisher immer wieder vor Herausforderungen stellte. Die praxisnahe und flexible Möglichkeit, die den Bezirksverwaltungsbehörden durch die von LR Lindner vorgeschlagene gesetzliche Änderung geschaffen werden soll, soll nun eingeschränkt und auf vier Jahre befristet werden.

Dabei würden die geplanten Änderungen den Weg in ein selbstständiges und stabiles Erwachsenenleben für junge Menschen erleichtern. Der Verein Sozialpädagogik OÖ appelliert dringend an die ÖVP, diesen Fortschritt nicht durch eine unnötige Befristung zu blockieren und eine klare, langfristige Lösung für Care Leaver zu schaffen.

„So wie Eltern den Kontakt zu ihren Kindern nicht mit deren 18. Geburtstag abbrechen, sollen auch Care Leaver in schwierigen Lebensphasen die Möglichkeit haben, weiterhin punktuell Hilfe und Unterstützung durch die Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch zu nehmen“, Keplinger „Zwar hätten sich Einrichtungen noch umfassendere Verbesserungen für Care Leaver gewünscht, doch der von Landesrat Lindner vorgelegte Vorschlag ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Mag. Julia Keplinger
Telefon: 0676 88144552
E-Mail: post@sozialpaedagogik-ooe.at

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