Nachruf Herbert R. Waibl: Ein Pionier verlässt seine „Baustelle“
Hotelarchitekt Herbert Waibl, der Pionier der Wellnesshotellerie im Alpenraum, hat seine „Baustellen“ für immer verlassen. „Seine“ Wellnesshotels zählen heute zu den führenden.
Sein erstes Hallenbad auf der grünen Wiese im heutigen 5-Sterne-Hotel Lärchenhof in Kössen/Tirol löste Ende der siebziger Jahre wahre Pilgerströme von Hoteliers aus. Bis dahin fristeten Hallenbäder maximal im Keller ihr Dasein.
Mit zahlreichen Reisen nach Asien, Kreativität und Innovationskraft legten der Tiroler Hotelarchitekt Herbert Waibl und die Mitarbeiter seiner „Waibl & Partner GmbH in den siebziger und achtziger Jahren die Grundlagen für die heutige Wellness-Hotellerie im Alpenraum. Gemeinsam mit innovativen Bauherren und Handwerksbetrieben entwickelte Waibl die ersten Sauna- und Wellness-Landschaften in “seinen” Hotels. Selbst begeisterter Sauna-Gänger, entstanden zahlreiche verschiedene Saunakabinen mit unterschiedlichsten Anwendungen, die in ihrer Funktion laufend optimiert wurden. Und die ersten Indoor-Wellnessanlagen in Verbindung mit Hallenbädern, Whirlpools und Beautycentern. Zahlreiche Hotels, darunter das 5-Sterne-Superior-Hotel Trofana-Royal in Ischgl, die Kaltschmid-Hotels in Seefeld, das Hotel Jesacherhof in St. Jakob, die „Edelweiss-Resorts“ in Großarl und Berchtesgaden, der „Laterndlhof“ im Tannheimertal, der „Krallerhof“ in Leogang, das „Alpenschlössl“ in Söll, das Seekarhaus in Obertauern, das „Sonnalp“ in Obereggen, der „Seiblishof“ in Ischgl – insgesamt mehr als 1000 Hotel- und Gastronomieprojekte tragen ganz oder teilweise seine Handschrift.
ZITAT:
_Was Herbert Waibl als Pionier unter den Architekten in der Erlebnishotellerie hinterlässt, ist beeindruckend. Seine Werke waren Leuchttürme in den vergangenen Jahrzehnten und haben Maßstäbe gesetzt, die für viele inspirierend sind und bleiben werden._
Dr. Andreas Wieser, Visionär, Berater, Gründer und ehemaliger Gesellschafter und Geschäftsführer des Gesundheitszentrums „Lanserhof“
Mit der Installation von “Wellness” in die Hotellerie leistete Waibl auch einen wichtigen Beitrag zur Ganzjahres-Auslastung der alpenländischen Hotellerie und zur Professionalisierung des Service durch Ganzjahres-Mitarbeiter. Durch die zuvor übliche Saison-Auslastung der Betriebe wanderten vor allem qualitativ hochwertige Mitarbeiter immer wieder ab.
Früh erkannte Waibl auch, dass Fassaden – anders als bei Bürogebäuden oder Wohnanlagen – für Hotels ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und Teil der Marke und des Verkaufs sind. Die überdimensionalen Bauernhäuser der sechziger und siebziger Jahre verwandelten sich unter seiner Hand mit eklektischen Elementen wie Säulen, Erkern und Türmen zu Herrenhäusern und Schlössern und prägten in den achtziger und neunziger Jahren den typischen „Waibl-Stil“.
Die Gemütlichkeit, die die Gäste in der Alpenhotellerie suchten und schätzten, schuf Waibl auf Basis der alpenländischen Stube mit Grosszügigkeit und hochwertigen Textilien. Zig Originalstuben, die aus Bauernhäusern ausgebaut wurden, rettete er vor dem Verbrennen und baute sie in Hotels ein.
Selbst gelernter Koch und Hotel-Berater am WIFI entwickelte Waibl das Innenleben seiner Hotels von der Küche aus und trennte erstmals bewusst die Versorgungswege von Personal und Gästen. Kurze Wege für das Personal waren ihm wichtig für die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen.
Ende der neunziger Jahre verkaufte Herbert Waibl sein führendes Hotelplanungsbüro im Alpenraum an seinen langjährigen Geschäftspartner Generalunternehmer Erich Geisler. Das Unternehmen wird von diesem als Geisler.Trimmel weiter geführt und zählt heute zu den führenden Hotelplanungsbüros Europas mit Sitz in Brixlegg/Tirol.
Bereits in Pension, baute Herbert Waibl 2000 ein Appartementhaus in Innsbruck, das ihm und seiner Frau Charlotte Sengthaler auch jahrelang als Firmen- und Wohnsitz diente. 2013 übersiedelte das Paar in die Wien-Nähe nach Niederösterreich in das romantische Städtchen Hainfeld an der Grenze zwischen Wienerwald und Voralpen. Seine Reisen führten den begeisterten Asienfan häufig nach Sri Lanka, wo er gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche Fischer-Familien Jahre hinweg unterstützte.
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Charlotte Sengthaler, MA
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