Energiezukunft bringt veränderte Bedürfnisse bei Kunden und Kundinnen
Smarte Technologien und eine aktive Teilnahme der Kundinnen und Kunden werden die erneuerbare Energiezukunft prägen.
Der Umbau des Energiesystems hin zu ausschließlich erneuerbaren Energiequellen wird auch das Verhältnis zwischen Produzenten, Infrastrukturbetreibern und Konsumenten von Grund auf verändern. Die Verteilernetzbetreiber stellen sich deshalb auf neue Herausforderungen ein, die unter anderem durch Digitalisierung und Innovationen gemeistert werden können. Vor allem aber muss das Verhältnis zu den Kundinnen und Kunden völlig neu gestaltet werden.
Diesen Blick in die unmittelbare österreichischen Energiezukunft eröffnete der Geschäftsführer von Netz Niederösterreich, Werner Hengst, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 13. Dezember 2024.
„Das alte Bild von Produzenten auf der einen Seite und Verbrauchern auf der anderen und dazwischen die Netze – das entspricht nicht mehr der aktuellen Realität“, stellte die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, eingangs fest, „Kundinnen und Kunden sind immer öfter auch aktive Teilnehmer im Stromsystem, etwa als Produzenten von Sonnenstrom, als Betreiber von privaten Speichern oder als Mitglieder einer Energiegemeinschaft.“
DIGITALISIERUNG ALS VORAUSSETZUNG
Der Schlüssel zum künftigen flexiblen Energiesystem, so Hengst, liegt in der Digitalisierung. Der Austausch der alten Stromzähler gegen digitale Smart Meter ist inzwischen in ganz Österreich nahezu abgeschlossen. Damit wurde die Voraussetzung für neue intelligente Möglichkeiten geschaffen. Dazu zählen auch die Energiegemeinschaften. Im Netzgebiet von Netz NÖ existieren bereits 589 Erneuerbare Energiegemeinschaften mit insgesamt 17.394 Teilnehmern sowie 166 Anlagen von Bürger-Energiegemeinschaften, die ebenfalls Strom untereinander tauschen, sich aber nicht ausschließlich auf Ökostrom beschränken.
Von der Digitalisierung und der Transparenz werden aber alle profitieren, ist Hengst überzeugt. So werden die Schnittstellen zu den Kundinnen und Kunden verbessert und die Prozesse beschleunigt: „Wer wissen will, ob er selbst produzieren Strom ins Netz einspeisen kann, musste bisher mehrere Tage warten, bis er Auskunft erhielt. Künftig erhält jeder in Echtzeit sofort eine Antwort, die zwar rechtlich gesehen noch unverbindlich ist, aber bereits alle relevanten Informationen enthält.“ Auch eine grobe Kostenschätzung wird bereits mitgeliefert. Die kurzen Reaktionszeiten sind möglich, weil auf digitalem Weg stets ein aktuelles Modell der Lastverteilung im Stromnetz erstellt werden kann.
TRANSPARENZ IM NETZ
Für die Betreiber von PV-Anlagen und Windkraftwerken ist es wichtig, zu wissen, ob und wieviel Strom sie ins Netz einspeisen können. Das gilt für große Betreiber ebenso wie für private Haushalte mit PV-Paneelen auf dem Dach. Sollten nämlich die Kapazitäten im Netz bereits ausgeschöpft sein, können Anlagen womöglich nur mit reduzierter Leistung betrieben werden oder erst nach einem weiteren Ausbau ans Netz gehen.
Künftig soll in diesem Bereich Transparenz geschaffen werden. „Wir planen, die freien Netzkapazitäten für jede Trafostation tagesaktuell zu veröffentlichen“, kündigt Hengst an, „damit ist für alle einsehbar, wo es Engpässe gibt, wo Einschränkungen bei neuen Erzeugungsanlagen zu erwarten sind, aber auch, wie es um konkrete Ausbauprojekte zur Aufhebung der Engpässe steht.“
Immerhin baut Netz NÖ derzeit rund 700 Trafostationen und mehr als 1.000 Kilometer Kabelleitungen zusätzlich pro Jahr.
INNOVATION GEHT WEITER
Die technischen Möglichkeiten der Netze sind noch lange nicht ausgeschöpft. So werden die Freileitungen auf wetterabhängigen Betrieb umgerüstet. Dabei macht man sich den physikalischen Effekt zunutze, dass Leitungen bei niedrigen Temperaturen oder bei Kühlung durch starken Wind mehr Strom transportieren können. Durch exakte Echtzeitmessungen kann die Übertragungskapazität um bis zu 70% gesteigert werden. Werner Hengst: „In den Umspannwerken Kettlasbrunn und Gaweinstal haben wir bereits die ersten Wetterstationen errichtet. Jetzt wird das System nach und nach auf ausgewählten Leitungen ausgerollt.“
Bereits jetzt sind die Netzbetreiber auf das sogenannte bidirektionale Laden eingestellt. Bei diesem System wird die Batterie eines E-Mobils ins lokale Stromsystem integriert. Der Strom einer vollgeladenen Batterie kann dann bei Bedarf entnommen und beispielsweise zum Betrieb der Waschmaschine verwendet werden – anschließend wird das Auto wieder mit dem Sonnenstrom vom eigenen Dach befüllt. Das Auto wird zur Powerbank. „Noch sind nicht alle Typen von E-Mobilen für dieses System geeignet“, betont Hengst, „aber von Seiten der Netzbetreiber ist es jederzeit möglich.“
WÜNSCHE AN DIE POLITIK
Um den Ausbau und die digitale Aufrüstung der Netze vorantreiben zu können, brauchen die Netzbetreiber stabile langfristige Rahmenbedingungen. Werner Hengst wünscht sich deshalb von der nächsten Regierung, dass die Arbeit am neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) zügig wieder aufgenommen wird: „Das ElWG ist gewissermaßen das Betriebssystem für unsere Energiewirtschaft. Es braucht ein Update, aber eines, das die Grundlagen für unsere weitere Arbeit verbessert.“
Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.
Netz Niederösterreich
Mag. Michael Kovarik
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E-Mail: michael.kovarik@netz-noe.at
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