Informationsveranstaltung zur Handynutzung an Schulen

LH Mikl-Leitner: Start einer langen Reise zur handykompetenten Schule

Die Themen Handynutzung und Umgang mit neuen, digitalen Medien beherrschten zuletzt den Schulalltag, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei einer Informationsveranstaltung der Bildungsdirektion Niederösterreich zur „Handykompetenten Schule“ im Haus der Digitalisierung in Tulln. „Digitale Medien und insbesondere Smartphones sind aus dem Leben vor allem junger Menschen nicht mehr wegzudenken – zur Unterhaltung, Kommunikation, Informationsbeschaffung und Organisation des Alltags. Mit negativen Folgen von Aufmerksamkeitsdefiziten bis hin zu Suchtgefahr, digitaler Demenz und Radikalisierung liegen aber auch die Nachteile eines Überkonsums deutlich auf der Hand“, betonte dabei die Landeshauptfrau.

Deshalb habe sie gemeinsam mit Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister die Initiative ergriffen, um mit fächerübergreifenden Schwerpunkten Wege zur handykompetenten Schule zu finden. „Hier tragen wir im Sinne einer guten Zukunft für unsere Kinder alle Verantwortung – alleine, wenn man das Pausengeschehen betrachtet, das früher von Unterhaltungen beherrscht wurde, während heute nur noch auf das Handy geschaut wird, sieht man, wieviel an Dialog und sozialer Kompetenz verloren gegangen ist“, führte Mikl-Leitner aus.

Auch für sie selbst sei das Smartphone als Kommunikationsmittel, Informationsquelle und Arbeitsinstrument das Tor in die Welt, sie lege aber auch immer wieder Wert auf handyfreie Zeiten, meinte die Landeshauptfrau abschließend. Der Veranstaltungsort, das Haus der Digitalisierung, zeige ja, dass die digitale Welt auch viele Vorteile habe: „Wir müssen nur lernen, mit der digitalen Welt umzugehen, und den jungen Menschen auch zeigen, wie schön die reale Welt ist“.

Landesrätin Teschl-Hofmeister ergänzte: „Die Schule kann und muss hier einen Beitrag leisten – die Möglichkeit, alle Bevölkerungsschichten gemeinsam anzusprechen, ergibt sich sonst nicht. Angesichts vieler auch positiver und wichtiger Aspekte von der Information über die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte geht es nicht darum, das Handy zu verteufeln, sondern die Schule ein Stück weit kompetenter zu machen und den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass, was im Netz ist, nichts mit der Realität zu tun haben muss“.

Der Neurowissenschafter und Psychiater Manfed Spitzer sprach in seiner Keynote zur Auswirkung von Medienkonsum auf die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Demnach verbrächten junge Menschen zwischen 16 und 18 Jahren täglich zehn Stunden digital, mehr als sechs davon am Smartphone. Studien hätten gezeigt, dass sich Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung um 50 Prozent reduzierten, wenn das Handy klingle. Mobiltelefon-Verbote an Schulen wiederum hätten an den Tag gelegt, dass danach der Notendurchschnitt, vor allem bei schwachen Schülerinnen und Schülern, von Jahr zu Jahr besser werde: „Die Schulen zu digitalisieren, schadet den schwachen Schülern am meisten. Je mehr Investitionen in die Digitalisierung der Schule, desto schlechter die PISA-Ergebnisse“.

In Bezug auf die körperlichen Schäden junger Menschen unter 25 Jahren nannte er u. a. Kurzsichtigkeit durch vermehrtes Augapfelwachstum mit erhöhtem Erblindungsrisiko im Alter, Schlafstörungen, Haltungsschäden, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Stress. Hinsichtlich der seelischen Gesundheit führte er Autismus-Symptome, Sprachstörungen, Einbußen bei der Problemlösungskompetenz, Angst, Depression, Aggression, Empathiemangel, Suchtverhalten, geringere Lebenszufriedenheit und frühere Demenz im Alter an: „Digitale Medien schaden der Gehirnentwicklung. Junge Menschen nicht davor zu schützen, ist verantwortungslos“.

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