Umfrage gibt Rätsel auf: Kinderwunsch ungebrochen bei 40% trotz starkem Geburtenrückgang
Niedriges Familieneinkommen verhindert zunehmend Realisierung des Kinderwunsches. Corona-Zeit ohne Einfluss auf Kinderwunsch. Und Männer wünschen sich stärker Kinder als Frauen.
Wie das Integral Institut für das Gynmed-Ambulatorium jetzt repräsentativ für die österr. Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 49 Jahren erhoben hat (14.11.-3.12, INTEGRAL ONLINE Pools), wünschen sich durchschnittlich 40% der Menschen ein oder ein weiteres Kind. Das ist exakt der gleiche Wert wie 2016 – wo diese Studie in ähnlicher Form durchgeführt wurde. Bei Männern ist der Kinderwunsch stärker ausgeprägt als bei Frauen (45%: 34%). Bei jüngeren Menschen ist der Kinderwunsch besonders ausgeprägt: Zwei Drittel der 18-29 jährigen (65%) möchten Kinder.
FAMILIENEINKOMMEN WIRD ZENTRALER FAKTOR
Gefragt danach, was die Entscheidung zur Umsetzung des Kinderwunsches erleichtert, ist eine langfristig stabile Beziehung das Wichtigste – 92% geringfügig weniger als bei der Befragung von 2016 (95%). Stark zugenommen im Verhältnis zu 2016 hat hingegen die bessere Vereinbarkeit von Familie und Kind mit flexiblen Arbeitszeiten oder Teilzeit mit 89% (2016 waren es 72%) und mit 88% ein höheres Familieneinkommen (2016 waren es noch 72%). Drei Viertel der Befragten würden sich durch kostenlose Kinderbetreuungseinrichtung unterstützt sehen und zwei Drittel bei längeren Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen. „Dies ist leider ein negativer Befund für die Sozial- und Familienpolitik. Seit der letzten Befragung 2016 hat sich die Einkommenssituation, die Vereinbarkeit von Familie und Kind und das Betreuungsangebot aus Sicht der Eltern offenbar deutlich verschlechtert” erklärt DDr. Christian Fiala vom Gynmed Ambulatorium.
POLARISIERUNG – KINDERWUNSCH BEI DENEN, DIE BEREITS KINDER HABEN, STÄRKER
39% in der Altersgruppe 18-49 Jahre haben bereits Kinder. Im Durchschnitt wünschen sie sich noch 2 (weitere) Kinder. Die Hälfte der Befragten (51%), die noch keine Kinder hat, wünscht sich welche – bei 7% davon habe es bisher nicht geklappt. Im Jahr 2016 gaben noch deutlich mehr, 73% der Kinderlosen an, dass sie Kinder wünschen. Das entspricht einem Rückgang von rd. 20%. Hingegen will jeder Fünfte, der bereits Kinder hat, noch weitere – eine Verdoppelung zu 2016.
JE MEHR BILDUNG UND GRÖSSER DER WOHNORT DESTO WENIGER KINDER
Während die Befragten in Ortsgebieten unter 5000 Einwohner angaben, dass 49% von ihnen Kinder haben, lag dieser Anteil in Städten über 50.000 Einwohner um satte 20% niedriger. Das gleiche Verhältnis zeigt sich bei der formalen Bildung. Jeder zweite (49%) mit Pflichtschulabschluss/Lehre gab an, dass er Kinder hat. Bei formal höher gebildeten (Matura- und Uni-Abschluss) war es nicht mal ein Drittel (29%).
TREND ZUM EINZELKIND VERSTÄRKT SICH
Die Mehrzahl (57%) wünscht sich 2 Kinder – das ist unwesentlich weniger als bei der Befragung 2016. Im Verhältnis zu damals zeichnet sich der Trend zu einem einzigen Kind weiter ab. Wollten 2016 noch 18% ein einziges Kind, sind es jetzt bereits ein Viertel (24%). Vier Kinder wünscht sich nur eine absolute Minderheit (1%).
CORONA-ZEIT OHNE EINFLUSS AUF KINDERWUNSCH
Seit der ersten Befragung 2016 bis 2023 ging die Zahl an Geburten stark zurück. Im gleichen Zeitraum nahm jedoch die Bevölkerung zu, was zu einem massiven Rückgang der Geburtenrate von 15% führte (Statistik Austria). Die Corona-Zeit kann dieses Phänomen nicht erklären, hatte dies für die überwiegende Mehrheit – 84% – den Kinderwunsch nicht verändert. Zwar hatten 8% einen geringeren Kinderwunsch – kompensiert aber umgekehrt durch 8%, die angaben, in der Corona-Zeit einen verstärkten Kinderwunsch zu spüren. Damit scheint eine weit verbreitete These widerlegt, dass die Corona-Zeit den Kinderwunsch der Bevölkerung stark beeinträchtigt hat.
FAMILIENPOLITIK MUSS BEDÜRFNISSE DER MENSCHEN BERÜCKSICHTIGEN
Auftraggeber der Studie ist das Gynmed Ambulatorium für Familienplanung und Schwangerschaftsabbruch in Wien. Nachdem zwischenzeitlich ein enormer Rückgang der Geburten zu verzeichnen ist, hat sich das Gynmed-Ambulatorium entschlossen, die Umfrage aus 2016 zu wiederholen. DDr. Christian Fiala: „Nach wie vor ist der Wunsch nach einer langfristig stabilen Beziehung zentral für den Wunsch nach gewollten Kindern – zunehmend ausschlaggebend wird aber die Einkommenssituation und die Vereinbarkeit von Job und Familie. Es wird auch aufzuklären sein, wieso trotz konstantem Kinderwunsch die Geburtenrate derart eingebrochen ist. Die Umfrage bestätigt jedenfalls auch die dringende Notwendigkeit einer Familienpolitik, die Paare mit ihrem Kinderwunsch fördert. Gleichzeitig muss die Prävention ungewollter Schwangerschaften dringend verbessert werden, wie z.B. die Kostenübernahme von Verhütung, die derzeit fast immer von Frauen getragen wird. Die Unterstützung für gewollte Kinder ist ebenso wichtig, wie die Vermeidung ungewollter Schwangerschaften.“ kritisiert Fiala.
Diagramme
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