Disoski/Schallmeiner zum Gendergesundheitsbericht 2024: Großer Förderbedarf bei sexueller & reproduktiver Gesundheit in allen Lebensphasen

Grüne: Tabuisierung von Sexualität hat zur Folge, dass sexuelle und reproduktive Gesundheit insbesondere von vulnerablen Menschen nicht thematisiert wird

„Österreich braucht umfassende Daten und Aufklärung im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit, um eine gendergerechte, inklusive Gesundheitsversorgung sicherstellen zu können“, betont Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen, bezugnehmend auf den Gendergesundheitsbericht 2024. Der vom Bundesministerium für Gesundheit, Pflege und Konsument:innenschutz (BMSGPK) in Auftrag gegebene und von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellte Bericht zeigt vorhandene Defizite in der sexuellen und reproduktiven Gesundheit aus gendersensibler Perspektive auf. „Was auffällt: Es fehlt immer noch an Bewusstsein für Sexualität von benachteiligten Gruppen, insbesondere von Menschen mit Behinderung. Dies zeigt sich auch daran, dass es in Österreich kaum Daten zum Thema Sexualität und Reproduktivität insbesondere von Menschen mit Behinderung, älteren und pflegebedürftigen Menschen gibt“, sagt Schallmeiner.

„Aus ausländischen Studien können wir schließen, dass vielfältige Barrieren im Bereich sexueller Aufklärung und Zugang zu Verhütung existieren. Die Tabuisierung von Sexualität hat zur Folge, dass sexuelle und reproduktive Gesundheit insbesondere von vulnerablen Menschen nicht thematisiert wird“, kritisiert Schallmeiner.

„Wir müssen das Tabu brechen und sexuelle Gesundheit als Menschenrecht für alle verankern. Pflegeeinrichtungen und Betreuungspersonal müssen sensibilisiert, Fachkräfte besser geschult und Strukturen im Gesundheitssystem reformiert werden. Das Angebot an Sexualbegleitung und -assistenz muss ausgeweitet werden, um Lust, Begehren und selbstbestimmte Sexualität unabhängig von Alter oder Beeinträchtigung zu gewährleisten“, so Schallmeiner abschließend.

Der Gender-Gesundheitsbericht macht weiters deutlich, dass sexuelle Gesundheit im österreichischen Gesundheitssystem immer noch nicht verankert ist. „Damit wird ein zentrales Gesundheitsthema ausgeklammert und das wirkt sich in weiterer Folge auch negativ auf Fragen zu Gratis-Verhütung oder Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen aus. Sexualität ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens und sollte daher auch entsprechend im Gesundheitssystem berücksichtigt werden. Nur so können wir sicherstellen, dass alle Menschen die Gesundheitsversorgung bekommen, die sie brauchen“, betont auch Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen.

Handlungsbedarf besteht auch bei der sexuellen Bildung. „Repräsentative Daten zur sexuellen Bildung sind zum Teil bereits zehn Jahre alt – und diese beziehen sich auf Jugendliche. Es ist ganz klar, dass wir hier aktuelle Daten zur sexuellen Bildung von allen Personengruppen brauchen“, hält Disoski fest und weiter: „Was wir aber wissen, ist, dass 72 Prozent der Jugendlichen mehr über sexuelle und reproduktive Gesundheit lernen wollen. Das ist ein klarer Auftrag, entsprechende Angebote zu schaffen. Nur so können wir verhindern, dass sich die Jugendlichen ihr Wissen über Sexualität über Social Media und Pornos aneignen und so ein falsches Verständnis von Sexualität, das gewaltvolles Verhalten gegenüber Frauen begünstigt, entwickeln.“

„Der Bericht betrachtet sexuelle Gesundheit nicht nur im Zusammenhang mit der sexuellen Funktionsfähigkeit und sexuell übertragbaren Krankheiten, sondern geht darüber hinaus. Das ist wichtig, denn gerade bei Frauen wurde dieser Bereich vor allem aus einer Risikoperspektive betrachtet, zum Beispiel um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Das muss sich ändern, der lustvolle Teil der Sexualität muss verstärkt in den Fokus rücken. Doch auch hier zeigt der Gender-Gesundheitsbericht, dass sexuelle Lust je nach Lebensphase unterschiedlich wahrgenommen wird. Hier müssen wir unbedingt dranbleiben und brauchen daher mehr Daten“, fordert Disoski.

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