Die „Augen“ sind nach Wien zurückgekehrt: Kunstinstallation von Hofstetter Kurt nun am Schottentor

Landtagspräsident, Finanzstadtrat, Kulturstadträtin und Wiener Linien freuen sich über Wiederinstallation der bekannten Medienkunstarbeit vom alten Südbahnhof in Wiener U2-Station

Zu einer Rückkehr in den neuen Hauptbahnhof kam es nicht. Jetzt haben die interessierten, großen Augen, die Reisende am ehemaligen Südbahnhof 15 Jahre lang bis zu dessen Abriss 2009 anblinzelten und die Zeit anzeigten, aber wieder einen Platz in Wien gefunden: Die Arbeit „Ein Augenblick Zeit“ von Hofstetter Kurt wurde 30 Jahre nach ihrer ersten Installation 1994 nun in der Wiener U-Bahnstation Schottentor wieder installiert.

Viele Jahre war die Arbeit, ein Stück österreichischer Medienkunstgeschichte, im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) ausgestellt. Dort hätte sie ihr im Vorjahr verstorbener Direktor, der Kunsttheoretiker und Künstler Peter Weibel, gerne behalten. Jedoch: Zu einer Arbeit, die Passant*innen einen Augenblick Zeit innehalten lässt, passt ein Ort des Transits, der kein langes Verweilen kennt, besser als museale Räume.

Mit dem Bau der U3 in den 1980er-Jahren begann die Tradition der Wiener Linien, ihre U-Bahn-Stationen auch künstlerisch ausgestalten zu lassen. Architekt Kurt Schlauss (1924-2005) plante für seine hallenartigen Stationen, in denen die riesigen Dimensionen dieser Verkehrsbauten sichtbar werden, Orte zur Präsentation von Kunst mit ein. Während am Schottentor seit 1981 eine riesige Vitrine die ganze Stationsbreite einnimmt, gestaltete auf Schlauss‘ Vorschlag hin, Anton Lehmden 1991 die komplette Station Volkstheater.

Seither bereichern entlang der zentralen öffentlichen Verkehrsadern Wiens Projekte nationaler wie internationaler Gegenwartskunst die Wege von täglich zwei (?) Millionen Fahrgästen – viele davon in Kooperation mit KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien realisiert. In diese Tradition reiht sich nun auch Hofstetter Kurts Arbeit „Einen Augenblick Zeit“, die an der Station Schottentor mit wesentlich leichteren Flachbildschirmen statt der alten, zentnerschweren Röhrenmonitore entlang der drei großen, westseitigen Rolltreppen installiert wurde. Eine wesentlich intimere, weil nähere Installation als einst am Südbahnhof, erklärt Künstler Hofstetter Kurt, die dem flüchtigen Blick auf die Zeit, noch eine räumliche Erfahrungsebene schenkt.

ERNST WOLLER, ERSTER PRÄSIDENT DES LANDTAGES VON WIEN: „Ich kenne und schätze Hofstetter Kurt seit über 30 Jahren, seit ich Mitglied des Wiener Kulturausschusses bin. Kurt ist ein Pionier der Computerkunst, der in Wien zwei herausragende Arbeiten geschaffen hat, die im öffentlichen Raum Wiens täglich Hunderttausende Benutzer*innen des Öffentlichen Verkehrs gesehen haben. Den ‚Planet der Pendler‘ am Bahnsteig der U3 in der Station Landstraße habe ich täglich mehrfach gesehen; bei jeder Anwesenheit am ehemaligen Südbahnhof auch die Arbeit ‚Einen Augenblick Zeit‘ mit ihren prägnanten Augen. Es ist höchst erfreulich, dass diese Pionierarbeit von computergestützter Kunst nach einem Aufenthalt am ZKM in Karlsruhe nach Wien, in eine Station der Wiener Linien, die Station Schottentor, zurückkehrt.“

PETER HANKE, STADTRAT FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT, FINANZEN, INTERNATIONALES UND WIENER STADTWERKE: „Öffentliche Verkehrsmittel und Kunst teilen eine Aufgabe: Sie bewegen die Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Seit 40 Jahren verbinden die Wiener Linien Kunst im öffentlichen Raum mit Mobilität. Die Rückkehr der Medieninstallation ‚Einen Augenblick Zeit‘ ist das jüngste Beispiel dafür.“

VERONICA KAUP-HASLER, STADTRÄTIN FÜR KULTUR UND WISSENSCHAFT: „Kunst im öffentlichen Raum gehört zur kulturellen Identität dieser Stadt und steht für den politischen Willen, alle am kulturellen Reichtum Wiens teilhaben zu lassen. Viele Kunstprojekte in U-Bahnstationen lassen uns in der Geschwindigkeit des Alltags kurz innehalten, so wie in ‚Einen Augenblick Zeit‘ ein Augenaufschlag an die Flüchtigkeit des Moments erinnert.“

GUDRUN SENK, GESCHÄFTSFÜHRERIN WIENER LINIEN FÜR DEN TECHNISCHEN BEREICH: „Zusammen mit Hofstetter Kurt haben wir eine ikonische Pionierleistung der Computerkunst nach Wien zurückgebracht. Die Station Schottentor, als pulsierender Knotenpunkt der Stadt, bietet den idealen Rahmen, um Mobilität, Kultur, Innovation und Inspiration zu vereinen. Die zwei Augen kommunizieren auf faszinierende Weise miteinander und begleiten unsere Fahrgäste fortan auf ihren Wegen.“

KÜNSTLER HOFSTETTER KURT: „Es ist meine Kunstintention, in der U-Bahn-Station Schottentor in einem Nadelöhr der Zeit den pendelnden Menschen mit einem Augenblick Zeit zu begegnen; im Augenblick liegt die Unendlichkeit.“

ZUR ARBEIT

In der Kunstinstallation „Einen Augenblick Zeit“ (1994) von Hofstetter Kurt blicken einander zwei Augen, ein männliches und ein weibliches, an. Auf den Pupillen dieser Monitor-Augen, eingebettet in zwei Halbkugeln aus Edelstahl und links und rechts der Rolltreppen zu den Bahnsteigen montiert, lässt sich zwischen zwei Augenaufschlägen die Zeit ablesen. Unterlegt vom Ticken eines Weckers scheinen die beiden Augen einander, Lidschlag für Lidschlag, in einem Hin und Her, die aktuelle Uhrzeit zu übermitteln. Dieses Senden glückt nur, wenn das gegenüberliegende Monitor-Auge in diesem Moment auch geöffnet ist. In diesen, dem Zufall unterworfenen Fluss aus Senden und Empfangen tauchen die Passant*innen auf den vorbeiführenden Rolltreppen für einen kurzen Moment ein.

1994 wurde die Arbeit, eine der ersten digitalen Kunstwerke im öffentlichen Raum Wiens, zunächst in der Halle des ehemaligen Südbahnhofs installiert und dort in den folgenden 15 Jahren zu einem Wahrzeichen des Gebäudes. Wegen dessen Abrisses 2009 demontiert, sollte die Arbeit ursprünglich in den neuen Hauptbahnhof zurückkehren. Von 2009 bis zur Re-Installation in der Wiener U-Bahn-Station Schottentor 2024 war die Arbeit im ZKM in Karlsruhe ausgestellt und von 2011-2012 Teil der Ausstellung „Die Zeit. Vom Augenblick zur Ewigkeit“ im Grazer Joanneum.

KURZBIOGRAFIE HOFSTETTER KURT

Hofstetter Kurt wurde 1959 in Linz geboren. Er studierte Mathematik in Innsbruck und widmete sich intensiv Studien der Informatik sowie der Musik. Elementare Themen in Hofstetter Kurts künstlerischer, stark experimentell geprägter Arbeit sind die Aspekte Parallelität und Kreislauf.

1993 realisierte der Konzept- und Medienkünstler sowie Komponist am Bahnhof Landstraße Wien Mitte Österreichs erste digitale Arbeit im öffentlichen Raum: „Planet der Pendler mit den drei Zeitmonden“ ist bis heute dort zu sehen. Bereits 1994 folgte die Arbeit „Einen Augenblick Zeit“, die 15 Jahre lang prominent im ehemaligen Wiener Südbahnhof installiert war. Bekanntheit erreichte Hofstetter Kurt auch mit dem Konzept- und Medienkunstprojekt „Sunpendulum“, in dessen Verlauf der Künstler in zwölf verschiedenen Zeitzonen sogenannte „Time-Eyes“ installierte. Seit 1995 entstehen in Zusammenhang mit abstrakter experimenteller Videokunst (Parallel Media – Barbara Doser und Hofstetter Kurt) komplexe, sogenannte „akusmatische Kompositionen“. Beim Festival WIEN MODERN wurde 2021 Hofstetter Kurts „Suite Irrational“ uraufgeführt, eine sogenannte supersymmetrische Komposition.

2015 wird der Medienkunstpionier mit dem Outstanding Artist Award für Interdisziplinarität ausgezeichnet. 2020 folgte der Österreichische Kunstpreis für Medienkunst.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

https://hofstetterkurt.net/

„Planet der Pendler mit den drei Zeitmonden“, Hofstetter, Kurt (Hrsg.), Schlebrügge.Editor, Wien 2019.

„Wem gehört die Stadt?“, Kunst im öffentlichen Raum Wien, Kunsthalle Wien (Hrsg.), Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2009

Anne Katrin Feßler
Mediensprecherin StRin Mag.a Veronica Kaup-Hasler
+43 1 4000 – 811 91
annekatrin.fessler@wien.gv.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender