Mindset-Problem in Österreich: FPÖ und ÖVP wünschen sich Frauen zurück an den Herd
Die „Herdprämie“ bedeutet einen gesellschaftlichen Rückschritt und schadet nicht nur den Frauen, sondern auch den Kindern in Österreich.
„Nach jahrelangem Kämpfen für mehr Investitionen in die Elementarbildung und die damit erst ermöglichte Wahlfreiheit für Familien, werden nun alle Erfolge mit einem Schlag zunichte gemacht“, zeigt sich Julia Aichhorn, Bundesvorsitzende der Jungen Industrie, verärgert. „Besonders tragisch ist das für unsere Kinder, denen wir damit den Zugang zu den ersten Bildungsangeboten nehmen. Dabei wissen wir, dass die ersten Jahre der Bildung die wichtigsten sind.“
„So kann keine echte Wahlfreiheit aussehen. Bereits jetzt sind viele Frauen aufgrund des österreichweit mangelnden Betreuungsangebotes gezwungen, zuhause zu bleiben“, erklärt Aichhorn. „Wenn wir den Österreicherinnen also die Chance geben wollen, frei in ihren Entscheidungen zu sein, müssen wir massiv in frühkindliche Bildungseinrichtungen investieren.“
In Oberösterreich gibt es bereits seit 2004 einen sogenannten Kinderbetreuungsbonus, der für Kinder ab dem dritten Lebensjahr gewährt wird. Der Landesrechnungshof habe dies bereits vor einigen Jahren kritisiert. „An diesem Beispiel sieht man, dass sich das System selbst komplett ad absurdum führt“, warnt die Bundesvorsitzende. „Einerseits wurde der Ausbau von Elementarbetreuungseinrichtungen in Oberösterreich in den vergangenen Jahren zum Glück angekurbelt, gleichzeitig fördert man im gleichen Bundesland mit einer „Herdprämie“ deren Nichtinanspruchnahme.“
Die wirtschaftlichen Implikationen einer solchen Förderung seien ebenfalls gravierend. Man könne es sich nicht leisten auf junge, gut ausgebildete Menschen am Arbeitsmarkt zu verzichten. Oftmals erleiden gerade Frauen durch lange Betreuungszeiten massive Karrierebrüche und schwächen ihre eigene Unabhängigkeit. Die Rechnung komme in der Pension, wo sich die schmalen Beiträge dann auswirken.
„Österreich hat ein massives Mindset-Problem. Manche glauben nach wie vor, dass Fremdbetreuung den Kindern schadet. Arbeitende Mütter werden als „Rabenmütter“ abgestempelt“, so Aichhorn abschließend. „Das Gegenteil ist längst erwiesen. Fremdbetreuung und Kontakt mit anderen Kindern in den ersten Lebensjahren ist essenziell für die Entwicklung eines Kindes. Auch Integration funktioniert besser, wenn man früh damit anfängt. Und wie manche glauben, man wäre ein Naturtalent was Kinderbildung betrifft und dafür geeigneter als alle PädagogInnen des Landes – die übrigens dafür spezialisiert ausgebildet werden – ist mir sowieso ein Rätsel. Aber: natürlich soll Pädagogik die Eltern nicht ersetzen, Kinder brauchen einfach sowohl emotionale als auch professionelle Erziehung.“
Junge Industrie
Valentin Falb
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