Gesundheitsmetropole Wien: Vorreiter in der Onkologie
Wien war Treffpunkt hochkarätiger Expertinnen und Experten, die über die Rolle der Bundeshauptstadt in der onkologischen Versorgung, Prävention und Rehabilitation diskutierten.
Rund 150 Gäste aus Medizin, Wissenschaft, Politik und Selbsthilfe sind der Einladung des PRAEVENIRE Gesundheitsforums und des Stadtforschungsinstituts „Urban Forum“ gefolgt und brachten ihre Expertise in Vorträgen und Podiumsdiskussionen ein. Die Veranstaltung beleuchtete Wien als führenden Standort für die onkologische Versorgung und Forschung sowie die Herausforderungen und Erfolge der Krebsversorgung in urbanen Räumen.
GESUNDHEIT BRAUCHT INNOVATION
„Wir haben seit Jahrzehnten einen klaren politischen Willen zur Gestaltung eines qualitativ hochwertigen Gesundheitswesens, das auch das Herz einer funktionierenden Gesellschaft ist“, sagt Mag. Renate Brauner, ehemalige Wiener Vizebürgermeisterin und Präsidentin des Stadtforschungsinstituts Urban Forum. Das starke öffentliche Gesundheitswesen in enger Kooperation mit privaten und gemeinnützigen Einrichtungen hat sich auch in der Krise bewährt. „Um es auch künftig resilient zu halten, sind wissens- und datenbasierte Weiterentwicklungen sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung unerlässlich“, so Brauner.
Auch PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling betont die Bedeutung Wiens als Forschungsstandort und fordert weitere Bemühungen zum Ausbau der digitalen Gesundheitsangebote: „Nur mit mehr Effizienz wird Wien seine Vorreiterrolle als Gesundheitsmetropole ausbauen können.“ Schelling hebt die Entwicklungen in der Onkologie besonders hervor: „Die Daten und Fakten zeigen, welche Fortschritte hier in den letzten Jahren erzielt wurden. Krebs ist in vielen Fällen kein Todesurteil mehr.“
FRÜHERKENNUNG ENTSCHEIDET
„Eine von acht Frauen erkrankt im Lauf ihres Lebens in Österreich an Brustkrebs“, beschreibt Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Brustkrebsspezialist am Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und Präsident der österreichischen Brustkrebsstudiengruppe ABCSG (Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group) die Relevanz des Problems. Die gute Nachricht: „Die 10-Jahres-Überlebensrate von Brustkrebspatientinnen beträgt 80 Prozent und niemand braucht Angst vor der Vorsorgeuntersuchung haben“, mahnt Gnant, diese auch in Anspruch zu nehmen. Denn eine rechtzeitige Therapie steigert die Überlebenswahrscheinlichkeit – ein Umstand, der auch die Kosten für die weitere Versorgung reduziert.
Früherkennung ist auch das Mittel der Wahl, wenn es um Lungenkrebs geht. Er ist nicht nur eine der häufigsten Krebsarten, sondern auch jene mit der höchsten Mortalitätsrate. „In Österreich werden jährlich rund 5.000 Neuerkrankungen und rund 4.000 Todesfälle registriert“, sagt Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf und Leiter des Karl-Landsteiner-Instituts für Lungenforschung und Pneumologische Onkologie. Das mangelnde Bewusstsein für die Beschwerden führt dazu, dass Lungenkrebserkrankungen oft nur Zufallsbefunde sind und damit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt werden. „Das wäre nicht notwendig, denn wir haben eine sehr gute Infrastruktur und einen klaren diagnostisch-therapeutischen Weg. Damit sind wir Spitzenreiter im internationalen Umfeld.“ Er fordert dringend ein Programm zur Lungenkrebsfrüherkennung, um das Leid Betroffener sowie kostenintensive Therapien in einem Spätstadium zu vermeiden.
REHABILITATION: LEBENSQUALITÄT TROTZ KREBS
Durch die Fortschritte der modernen Krebsbehandlung mit deutlich steigenden Überlebensraten sind viele Krebserkrankungen zu chronischen, bewältigbaren Erkrankungen geworden und die onkologische Rehabilitation spielt eine größere Rolle. Die onkologische Rehabilitation kann die physischen und psychosozialen Funktionen sowie die Lebensqualität und die Teilhabe der Betroffenen effektiv verbessern. Die Krebsrehabilitation folgt der überlebenswichtigen onkologischen Krebsbehandlung und zielt danach auf die Behandlung von Krebsfolgen sowie von Nebenwirkungen überlebensnotwendiger onkologischer Therapien ab. Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MBA MMSc, Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin an der Medizinischen Universität Wien, bricht in diesem Zusammenhang eine Lanze für eine frühzeitige inter- und multidisziplinäre Zusammenarbeit. „Sie muss gerade bei der onkologischen Versorgung im Sinne einer Prähabilitation schon früh starten, sodass wir den Zeitraum zwischen Diagnose und Behandlung gut nutzen, um die Patientinnen und Patienten bestmöglich auf die kommende Behandlung vorzubereiten.“
Prähabilitation ist demnach eine moderne Strategie, um Krebspatientinnen und -patienten zu befähigen, die notwendige und zum Teil sehr belastende Behandlung besser zu vertragen und zusätzlich ihre Compliance und Adhärenz bei allen Rehabilitationsbemühungen während und nach der Krebsbehandlung zu erhöhen. Dazu zählen etwa Patienteninformation und -edukation, Ernährung, Psychoonkologie oder Bewegungs- und Trainingstherapie. Hier sieht er eine wichtige Nahtstelle zur Arbeits- und Betriebsmedizin, denn viele onkologische Patientinnen und Patienten stehen noch mitten im Berufsleben und wollen wiedereingegliedert werden. Damit können postoperative Komplikationen reduziert, die Lebensqualität verbessert und auch die Folgekosten für Behandlungen minimiert werden. „Derzeit fehlt es an den Ressourcen und der Compliance“, beschreibt Crevenna die Schwachstellen des Konzeptes. „In Wien waren wir Vorreiter bei der aktiven Trainingstherapie für Menschen mit Knochen- und Hirnmetastasen“, freut sich der Experte und beschreibt mit „Better in, better out“ das Credo, um die soziale Teilhabe trotz einer onkologischen Erkrankung zu gewährleisten und letztlich auch Kosten im Gesundheitssystem zu reduzieren.
In der abschließenden Podiumsdiskussion stand die Bedeutung und Weiterentwicklung der onkologischen Prähabilitation, Rehabilitation, innovative Nachsorgemodelle sowie die Möglichkeiten zur Verbesserung der Prähabilitations- und Rehabilitationsangebote in Wien im Mittelpunkt. Es diskutierten neben Keynotespeaker Crevenna Dr. Monika Mustak-Blagusz (Chefärztin der Pensionsversicherungsanstalt), Mag. Elisabeth Potzmann (Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands), Victoria Navratil (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson in der Klinik Favoriten), Dr. Gudrun Wolner-Strohmeyer (Chefärztin der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau, BVAEB), Margit Halbfurter, MSc D.O., Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Osteopathie und Univ.-Prof. Dr. Thomas Mück, Generaldirektor-Stellvertreter der Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA.
PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen
Gesundheitsversorgung
Erika Stickl
Telefon: 01 / 402 13 41-57
E-Mail: e.stickl@perigroup.at
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