WKÖ-Kühnel: Brexit war für Vereinigtes Königreich und EU eine Zäsur

Handelshürden, Fachkräftemangel & Bürokratie belasten Wirtschaft – Trotz neuer Rahmenbedingungen weiterhin großes Potenzial für Österreichs Exportwirtschaft

Am 31. Jänner 2025 jährt sich der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU zum fünften Mal. „Der Brexit war sowohl für das Vereinigte Königreich als auch die Europäische Union eine Zäsur. Im Rückblick überwiegen klar die Nachteile für beide Seiten, die der Austritt aus dem EU-Binnenmarkt für die Bürger:innen und die wirtschaftliche Entwicklung gebracht hat“, erklärt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Zu den größten Herausforderungen fünf Jahre nach dem Brexit zählt, dass Großbritannien mit dem Handels- und Kooperationsabkommen zu einem Land außerhalb des EU-Binnenmarktes geworden ist. Die daraus resultierenden Administrationskosten und Bürokratie belasten – vor allem kleine und mittlere – Unternehmen. Die mittlerweile eingeschränkte Personenfreizügigkeit hat zudem zu einem massiven Fachkräftemangel geführt, der vor allem Branchen wie das Baugewerbe, Handwerk, die Gastronomie oder Logistik betrifft. Darüber hinaus verursacht der Brexit zusätzliche Kosten für den britischen Staatshaushalt, etwa durch neue Zollstationen, Grenzkontrollen und administrative Prozesse.

„Der Brexit hat dem spannenden britischen Markt Kraft gekostet und macht überdeutlich, wie wichtig und vorteilhaft der EU-Binnenmarkt vor allem für exportorientierte Länder ist. Gerade in geopolitisch extrem volatilen Zeiten bietet eine starke Staatengemeinschaft wichtigen Rückhalt und ermöglicht es, gemeinsame Interessen effektiver durchzusetzen“, so Kühnel.

Trotz Herausforderungen bleibt Großbritannien als sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt und Nummer 2 in Europa für die EU ein wichtiger Wirtschaftspartner und spannender Markt, der nach wie vor mit guten Chancen für Österreichs Exportwirtschaft verbunden ist. Der WKÖ-Wirtschaftsdelegierte in London, Michael Müller, verweist auf die die globale Bedeutung Londons als Finanzplatz sowie als Innovations- und Technologieknoten bei Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz oder Life Sciences. Ebenso verfügt das Land über eine forschungsintensive Industrie und ist der zweitgrößte Dienstleistungsexporteur weltweit.

„Das regulatorische Umfeld nach dem Brexit stellt Unternehmen vor neue administrative Herausforderungen. Mit der richtigen Vorbereitung und gezielter Unterstützung können österreichische Unternehmen jedoch weiterhin die vielfältigen Chancen erfolgreich nutzen, die Großbritannien als großer und spannender Markt bietet – sei es im Handel, in Dienstleistungen oder in innovativen Branchen“, erklärt Müller. Pro Jahr berät die WKÖ mit dem AußenwirtschaftsCenter London und dem Brexit-Infopoint rund 1.000 österreichische Unternehmen.

ÖSTERREICHISCH-BRITISCHE WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN: STABILITÄT TROTZ BREXIT

* Großbritannien war 2023 mit einem Exportvolumen von 5,5 Mrd. Euro der zehntwichtigste Exportmarkt für österreichische Waren.
* Österreich erzielte 2023 einen Warenbilanzüberschuss von 2,6 Mrd. Euro.
* Zwischen 2019 und 2023 entwickelten sich die österreichischen UK-Warenexporte etwas weniger dynamisch als die heimischen Gesamtwarenausfuhren. Dennoch konnte ein nominelles Plus von 21,3 % verzeichnet werden. Im Vergleich dazu legten die EU-Warenexporte ins Vereinigte Königreich im selben Zeitraum um knapp 4,7 % zu.
* In den ersten 10 Monaten 2024 gingen die UK-Warenexporte um 8,1 % zurück.
* Großbritannien ist der fünftgrößte Markt für österreichische Dienstleistungsexporte.
* Österreichische Unternehmen führen rund 300 Niederlassungen in UK und haben mehr als 8 Milliarden Euro im Vereinigten Königreich investiert. (PWK035/ST)

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