Verfolgung der Bahá’í im Iran sorgt für weltweite Empörung – Wachsende Solidarität in Österreich
Die Bahá’í sind die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran und werden seit der Islamischen Revolution 1979 systematisch verfolgt. Artikel 13 der iranischen Verfassung erkennt nur Christen, Juden und Zoroastrier als nicht-muslimische religiöse Minderheiten an, während den Bahá’í jeglicher rechtliche Status verweigert wird.
Seit den Protesten nach dem tragischen Tod von Mahsa Jina Amini im Jahr 2022 hat sich auch die Situation der Bahá’í-Frauen dramatisch verschlechtert. Sie machen zwei Drittel der derzeit verfolgten Bahá’í aus und sind allein aufgrund ihres Glaubens willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Enteignungen ausgesetzt. Ein alarmierendes Beispiel ist die jüngste Verhaftung von elf Bahá’í-Frauen, die am 22. Januar 2025 bei einer Razzia in der Nähe von Isfahan von iranischen Sicherheitskräften brutal festgenommen wurden.
Am 24. Januar 2025 unterzog sich der Iran dem Universellen Periodischen Überprüfungsverfahren (UPR) des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Zahlreiche UN-Mitgliedsstaaten erwähnten in ihren Empfehlungen auch die Situation der Bahá’í im Iran.
Erstmals richtete die Republik Österreich eine Empfehlung an den Iran, in der die Bahá’í explizit erwähnt wurden: Österreich forderte den Iran auf, „seine Verfassung in Einklang mit den internationalen Menschenrechtsnormen zu bringen und sicherzustellen, dass alle religiösen Minderheiten, einschließlich der Bahá’í, anerkannt werden und ihr Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit uneingeschränkt ausüben können“.
Italien, Litauen, Belgien, Costa Rica, die Niederlande, Estland, Luxemburg und Irland forderten ein Ende der Diskriminierung ethnischer und religiöser Minderheiten, insbesondere der Bahá’í. Spanien forderte konkrete Schutzmaßnahmen für die Bahá’í. Brasilien und Kanada verurteilten die Verfolgung der Bahá’í sowie die Unterdrückung von Ahwazi-Arabern, Belutschen und Kurden. Nordmazedonien wies auf die gezielte Unterdrückung von Bahá’í-Frauen hin. Albanien und die Marshallinseln forderten einen umfassenden Schutz religiöser und ethnischer Minderheiten, insbesondere der Bahá’í.
Die internationale Solidarität zeigt sich auch in einer Erklärung vom 30. Januar 2025, die von 125 Mitgliedern des Europäischen Parlaments sowie nationaler Parlamente unterzeichnet wurde. Sie stützt sich auf eine eindringliche Stellungnahme von 18 UN-Sonderberichterstattern und Experten der UN-Arbeitsgruppe aus dem Jahr 2024, in der die zunehmende Unterdrückung der Bahá’í-Frauen im Iran scharf verurteilt wird.
Die Abgeordneten betonen die Dringlichkeit der Situation: ‚Diese Berichte und Erkenntnisse offenbaren ein alarmierendes Muster systematischer und staatlich geförderter Verfolgung der Bahá’í durch diskriminierende Gesetze, politische Maßnahmen und repressive Praktiken der iranischen Regierung. Die prekäre Lage der Bahá’í-Frauen im Iran erfordert dringend die Aufmerksamkeit und das entschlossene Handeln der internationalen Gemeinschaft. Wir fordern die iranischen Behörden nachdrücklich auf, die Verfolgung der Bahá’í-Frauen unverzüglich zu beenden und ihre grundlegenden Menschenrechte zu achten und zu gewährleisten.‘
„Dieses Unrecht bleibt nicht unbemerkt – die weltweite Solidarität zeigt sich auch in Österreich auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Ein deutliches Zeichen wurde zuletzt im Rahmen des UNO-Überprüfungsverfahrens zum Iran gesetzt und nun erneut von den österreichischen Europaabgeordneten Helmut Brandstätter, Lukas Mandl und Günther Sidl sowie den Nationalratsabgeordneten Petra Bayr, Meri Disoski, Johannes Gasser, Elisabeth Götze, Markus Hofer, Wolfgang Kocevar, Stephanie Krisper, Gudrun Kugler, Robert Laimer, Sigrid Maurer, Barbara Teiber und Sophie Marie Wotschke. Wir sind dankbar für dieses starke Bekenntnis gegen Unterdrückung und für Menschenrechte“, betont Isma Forghani, Menschenrechtsbeauftragte der Bahá’í-Gemeinde in Österreich.
Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran, Javaid Rehman, erklärte im vergangenen Jahr, dass die iranische Regierung die Bahá’í mit ‚genozidaler Absicht‘ ins Visier nehme. Human Rights Watch bezeichnete die Verfolgung der Bahá’í im April 2024 als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Besorgniserregend ist auch die Situation der heute 72-jährigen Mahvash Sabet, Ehrenmitglied des PEN-Club Austria. Sie hat bereits 13 Jahre wegen ihres Glaubens in Haft verbracht und wurde am 18. Dezember 2024 am offenen Herzen operiert. Trotz ihres kritischen Gesundheitszustandes soll sie demnächst in das berüchtigte Evin-Gefängnis zurückkehren, um den Rest ihrer zweiten zehnjährigen Haftstrafe zu verbüßen.
Die Internationale Bahá’í-Gemeinde und die Bahá’í-Gemeinde in Österreich fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung sowie die Aufhebung der Haftstrafe.
„Weltweit erheben sich UN-Mitglieder, namhafte Organisationen, Politiker, Künstler und anonyme Bürger gegen die systematische Verfolgung der Bahá’í im Iran. Besonders betroffen sind derzeit junge Mütter, ältere Frauen und Schwerkranke. Mahvash Sabet, von ihren Mitgefangenen ‚Mutter aller‘ genannt, ist längst zum Symbol dieser Unterdrückung geworden. Sie hätte nie inhaftiert werden dürfen – und aus gesundheitlichen Gründen darf sie auf keinen Fall ins Gefängnis zurückkehren. ‚Wie kann es moralisch vertretbar sein, sie bis zu ihrem 79. Lebensjahr wieder ins Evin-Gefängnis zu schicken?‘, sagt Isma Forghani.
Erklärung vom 30. Januar 2025 von Mitgliedern des Europäischen Parlaments und nationaler Parlamente: https://www.bic.org/statements/joint-statement-members-european-parliament-and-european-national-parliaments-situation-bahai-women-iran
24. Januar 2024: Universelle Periodische Überprüfung (UPR) der Vereinten Nationen zum Iran:https://www.ohchr.org/en/press-releases/2025/01/human-rights-record-islamic-republic-iran-be-examined-universal-periodic?sub-site=HRC
UN-Pressemitteilung vom 23. Dezember 2024: UN-Experten schlagen Alarm wegen verschärfter Verfolgung von Bahá’í-Frauen im Iran
https://www.ohchr.org/en/press-releases/2024/12/iran-experts-alarmed-systematic-targeting-bahai-women
Menschenrechtsbeauftragte
Mag Isma Forghani
Telefon: public@at.bahai.org
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender