„kulturMontag“: Kulturwandel in den USA, Bernhard Wengers Spielfilmdebüt im Kino, Ali Cherri im Porträt

Danach: Dokumentation „Architektur macht Schule“ – am 10. Februar um 23.20 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 10. Februar 2025, um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON blickt auf den Kulturwandel in den USA, ausgelöst durch Donald Trumps Wiederwahl, die das Patriarchat erneut erstarken lässt. Die Sendung stellt außerdem das demnächst im Kino startende Spielfilmdebüt des Salzburgers Bernhard Wenger vor – der Filmemacher ist anlässlich des Kinostarts von „Pfau – Bin ich echt?“ live im Studio. Weiters porträtiert das Magazin den preisgekrönten libanesischen Künstler Ali Cherri, dessen Arbeit derzeit in der Wiener Secession zu sehen ist. Anschließend beleuchtet die Dokumentation „Architektur macht Schule“ (23.20 Uhr) innovative Lernlandschaften in Österreich.

Mit misogynen Männern an die Macht – Kulturwandel in den USA

Mit der neuen Trump-Regierung droht der Welt nicht nur eine brachiale „America first“-Politik, sondern auch eine aggressive „Männer first“-Bewegung. Das Patriarchat ist mit geballter Kraft zurück. Seinen Wahlsieg verdankt Donald Trump u. a. auch der „Bro-Culture“ oder der sogenannten „Manosphere“-Bewegung – einem losen Netzwerk von Influencern, Streamern und Podcastern, die sexistischen Kneipentalk und Hassreden salonfähig gemacht haben. Hierzulande mögen sie noch nicht bekannt sein, doch genügend jungen Männern in den USA sind sie ein Begriff. Um die männliche Wählerschicht für sich zu gewinnen, war Donald Trump ein unermüdlicher Podcast-Gast, etwa bei Adin Ross, der gerne rechtsextreme und frauenfeindliche Gäste empfängt. Und der Politiker erhielt seinen Lohn: Junge Männer wählten ihn in Scharen. Er gewann 54 Prozent aller Männerstimmen, während Gegenkandidatin Kamala Harris auf gerade einmal 44 Prozent kam. Und es waren eben nicht nur die stereotypen „alten weißen Männer“, die mit der neuen Weltgeschlechterordnung unzufrieden sind. Es waren auch orientierungslose, wütende junge weiße Männer und Latinos, unter denen Donald Trump Rekordzuwächse einfuhr. Bei schwarzen Männern unter 45 Jahren konnte er seinen Stimmenanteil etwa verdoppeln. Der „kulturMontag“ berichtet über die neue Kultur der Maskulinität in den USA.

Mann ohne Eigenschaften – Bernhard Wengers Spielfilmdebüt „Pfau – Bin ich echt?“

Ein Mann für gewisse Stunden – das war gestern. Heute lässt sich gegen Bezahlung so gut wie alles buchen – etwa ein Sohn wie aus dem Bilderbuch für einen prahlsüchtigen Business-Zampano, ein eloquent-kultivierter Konzertbegleiter oder ein sensibler Sparringpartner für das Konfliktmanagement mit dem eigenen Ehemann. Diesen Umstand hat der 32-jährige Salzburger Filmemacher Bernhard Wenger zum Thema seines Spielfilmdebüts „Pfau – Bin ich echt?“ gemacht, das demnächst in den heimischen Kinos startet. Der Stoff der pointenreichen, bissigen Sozialsatire, die an Arbeiten von Filmgrößen wie Ruben Östlund erinnert, hat einen realen Hintergrund. Bei einer Reise nach Japan ist Wenger auf den Trend „Rent-a-Friend“ gestoßen. Das Geschäft rund um das Schaffen von sozialen Kontakten samt Ersatzfamilien blüht und gedeiht dort seit Jahrzehnten. Mit seinem Filmerstling, in dem der deutsche Schauspieler Albrecht Schuch in der Hauptrolle überzeugt, wurde der Regisseur gleich zu den Filmfestspielen nach Venedig eingeladen und auf der Settimana Internazionale della Critica ausgezeichnet. Anlässlich des Kinostarts ist Bernhard Wenger live zu Gast im „kulturMontag“-Studio, wo er u. a über Sein und Schein, das fragile Männerbild von heute und das Leben in einer Bewertungsgesellschaft spricht.

Zwischen Bomben und Kunst – Der libanesische Künstler Ali Cherri

Seine Skulpturen sind fragil, muten archaisch an und sind oft ein Wechselspiel zwischen dem Beständigen und dem Zerbrechlichen. In seinen Arbeiten, darunter auch Filme oder Zeichnungen, verdeutlicht Ali Cherri, dass Geschichte und kulturelle Werte weder neutral noch universell sind, sondern vielmehr konstruierte und von Kolonialismus, Nationalismus und Geopolitik tief geprägte Erzählungen. Der Künstler wurde 1976 in Beirut geboren, ein Jahr nach dem Beginn des libanesischen Bürgerkriegs, der noch 14 Jahre andauern sollte. 120.000 Menschen starben, fast eine Million war auf der Flucht. Auf der anderen Seite erlebte Cherri, der zunächst eine Ausbildung zum Grafikdesigner absolvierte, die vitale Kunstszene, die in den 1990er Jahren in Beirut aufblühte. So ist nicht nur die konzeptuelle und materielle Auseinandersetzung mit Gewalt, sondern auch der Glaube an die Vorstellungskraft als Quelle politischer Veränderung zentral für sein Werk. Seit einigen Jahren lebt Ali Cherri in Paris. Die Gewalt in seinem Heimatland wie in der gesamten Region ist sein zentrales Thema geblieben. In der Wiener Secession ist dem mit dem Silbernen Löwen der Biennale ausgezeichneten Künstler seit Anfang Dezember eine Ausstellung gewidmet. Erst jetzt kann er sie besuchen – nach einer Phase der Trauer um seine Eltern, die in Beirut bei einem israelischen Bombardement ums Leben gekommen sind.

Dokumentation „Architektur macht Schule“ (23.20 Uhr)
Seit der Bildungsreform 2017 hat sich an Österreichs Schulen einiges verändert. Die Lehrkräfte können ihren Unterricht individuell an die Bedürfnisse der Schülerschaft anpassen. Der traditionelle Frontalunterricht wird zunehmend durch freies Lernen in Kleingruppen ersetzt. Diese neuen Lehrmethoden erfordern neben engagierten Pädagoginnen und Pädagogen auch eine neue Schularchitektur. Nicola Eller stellt in ihrer TV-Dokumentation fünf Beispiele innovativer Lernlandschaften vor, in denen das Lernen nicht nur in den Klassenzimmern stattfindet. Mehrere Klassen teilen sich hier einen gemeinsamen Raum, in dem nicht nur gelernt, sondern auch gespielt und gegessen werden kann. In den sogenannten Cluster-Schulen sind die Lehrerinnen und Lehrer Manager:innen von Kleingruppen, während die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, wo und mit wem sie im Team arbeiten möchten. Um diese neuen Unterrichtsformen umsetzen zu können, sind transparente und überschaubare Räume erforderlich.

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