TFA im Grundwasser: Landwirtschaftskammer unterschätzt Pestizid-Einfluss

Zahlen beweisen: PFAS-Pestizide sind größte Quelle für TFA im ländlichen Raum

Die von GLOBAL 2000 und der AK OÖ veröffentlichte Untersuchung zu TFA (Trifluoracetat) in österreichischem Mineralwasser hat scharfe Reaktionen der Landwirtschaftskammern ausgelöst. Diese behaupten, die Landwirtschaft wäre nicht für die TFA-Belastung im Grundwasser verantwortlich und verweisen auf eine Hintergrundbelastung von 335 NG/L TFA, die auf nicht-landwirtschaftliche PFAS zurückzuführen sei. Den Einfluss der Landwirtschaft vermuten sie lediglich _im niedrigen einstelligen Prozentbereich_. Doch eine einfache Massenbilanz zeigt: In Österreich haben PFAS-Pestizide ein RUND FÜNFMAL HÖHERES POTENZIAL ZUR TFA-KONTAMINATION von Grundwasser im ländlichen Raum als Niederschläge.

„Dass PFAS-Pestizide die größte Quelle für TFA in landwirtschaftlich genutzten Gebieten sind, ist eine Tatsache, die sich nicht wegdiskutieren lässt“, betont Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000. „Das ist wissenschaftlicher Konsens und lässt sich anhand einer einfachen Massenbilanz darlegen.”

DIE TFA MASSENBILANZ FÜR ÖSTERREICH

Auf Basis einer Niederschlagsmenge von 941 mm (= 9.410.000 Liter pro Hektar) und einer durchschnittlichen TFA-Belastung des Regenwassers von 335 Nanogramm pro Liter (ng/l) gelangten 2022 rund 8 TONNEN TFA mit dem Regen auf Österreichs landwirtschaftliche Flächen (2,5 Millionen Hektar). Zum Vergleich: Im selben Jahr wurden laut den Wirkstoff-Verkaufszahlen des Bundesamts für Ernährungssicherheit, die GLOBAL 2000 auf Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz erhielt, 116 TONNEN PFAS-HALTIGE PESTIZIDE in Österreich verkauft. Diese haben aufgrund ihrer chemische Zusammensetzung ein TFA-Freisetzungspotenzial von 41 TONNEN – also rund das Fünffache dessen, was durch den Regen eingetragen wurde.

Burtscher-Schaden: “Auch das deutsche Umweltbundesamt kommt zu ähnlichen Ergebnissen. In Deutschland ist das TFA-Freisetzungspotential von Pestiziden viereinhalb mal so hoch wie jenes von Niederschlägen. Der Beitrag von Gülle und Kläranlangen beträgt jeweils rund drei Prozent“.

MASSIVE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN REGIONEN – KLARE ZUSAMMENHANG ZUR LANDWIRTSCHAFT

Diese Massenbilanz deckt sich mit amtlichen Untersuchungsergebnissen im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums, die auf einen deutlichen Einfluss der Landwirtschaft hinweisen: In Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten und Wien lag die durchschnittliche TFA-Belastung in den Jahren 2018 bis 2019 bei 395 NG/L – nur GERINGFÜGIG ÜBER DER HINTERGRUNDBELASTUNG DES NIEDERSCHLAGS. In den landwirtschaftlich starken Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland und Steiermark betrug die durchschnittliche TFA-Belastung hingegen 1.100 NG/L. Noch auffallender war dieser Unterschied bei der TFA-Belastung von Trinkwasser-Stichproben, die GLOBAL 2000 im Vorjahr untersucht hatte (363 NG/L versus 1.730 NG/L)

LANDWIRT:INNEN WERDEN NICHT INFORMIERT

GLOBAL 2000 betont, dass es nicht um Schuldzuweisungen geht, sondern um eine gemeinsame Verantwortung zum Schutz unserer Wasserressourcen. „Bäuerinnen und Bauern werden bis heute nicht informiert, ob oder welche ihrer Pestizide Ewigkeits-Chemikallien freisetzen“, kritisiert Burtscher-Schaden: „Die Landwirtschaftskammern könnten sich hier für mehr Transparenz einsetzen und Landwirt:innen faktenbasiert über die Risiken von PFAS-Pestiziden sowie über alternative Pflanzenschutzmaßnahmen informieren. Denn je mehr TFA im Wasserkreislauf vorhanden ist, desto mehr findet man sie am Ende auch in landwirtschaftlichen Erzeugnissen“, so Burtscher-Schaden abschließend.

Dr. Helmut Burtscher-Schaden
Umweltchemiker GLOBAL 2000
+43 699 14 2000 34
helmut.burtscher@global2000.at

Christoph Gerhardt
Pressesprecher GLOBAL 2000
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christoph.gerhardt@global2000.at

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