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willhaben-Umfrage: Überwiegende Mehrheit ist gegen ein potenzielles Ende der Bildungskarenz
* AKTUELLE ERHEBUNG UNTER MEHR ALS 2.700 WILLHABEN-USERINNEN ZEIGT: 72,5 PROZENT HALTEN BILDUNGSKARENZ FÜR SINNVOLL
* BEFÜRWORTERINNEN V.A. IN WIEN, OBERÖSTERREICH UND DER STEIERMARK SOWIE IN DEN BRANCHEN „MEDIEN & WERBUNG“, „BILDUNG & FORSCHUNG“ SOWIE „GESUNDHEITSWESEN & SOZIALES“ TÄTIG
* GEGNERINNEN DER BILDUNGSKARENZ EHER MÄNNLICH, ÄLTER SOWIE IN VORARLBERG, TIROL UND DEM BURGENLAND ZU FINDEN
* BILDUNGSKARENZ-ABSOLVENTINNEN ÜBERDURCHSCHNITTLICH OFT FRAUEN UND AKADEMIKERINNEN
* SABBATICAL ODER KÜNDIGUNG ALS MÖGLICHE EXITS, WENN BILDUNGSKARENZ NICHT GEWÄHRT WIRD
Die Bildungskarenz – also die Möglichkeit einer befristeten Freistellung von der Arbeit zum Zweck der Aus- oder Weiterbildung – steht in Österreich vor einem möglichen Aus. Nach den geplatzten Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP ist dies nun auch Gegenstand der Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS, die gleichzeitig eine Nachfolgeregelung mit strengeren Voraussetzungen angekündigt haben.
Das Weiterbildungsgeld, das ArbeitnehmerInnen während der Freistellung vom AMS beziehen, kostet den Staat mehrere hundert Millionen Euro pro Jahr. Doch was halten in Österreich lebende Menschen davon, dass hier der Rotstift angesetzt werden soll? Sehen sie sich um eine niederschwellige Möglichkeit gebracht, eine Weiterbildung oder gar ihr Studium abzuschließen, ohne ihren Job aufzugeben? Haben sie bereits selbst eine Bildungskarenz abgeschlossen? Oder empfinden sie die Bildungskarenz als Ausrede, damit sich BesserverdienerInnen eine Auszeit gönnen können? Das hat willhaben, eine der meistgenutzten Jobplattformen Österreichs, im Rahmen einer aktuellen UserInnen-Befragung mit mehr als 2.700 TeilnehmerInnen ermittelt.
IN WELCHEN BRANCHEN, BUNDESLÄNDERN UND BILDUNGSSCHICHTEN DIE BILDUNGSKARENZ BEFÜRWORTET WIRD
Ginge es nach den meisten willhaben-UserInnen, stünde eine Abschaffung der Bildungskarenz nicht zur Debatte, denn drei Viertel von ihnen empfinden sie als sinnvoll. Eine Einstellung, die vor allem unter in Wien, Oberösterreich und der Steiermark arbeitenden Menschen verbreitet ist, aber auch unter Frauen, Befragten unter 40 Jahren sowie unter Personen, die in den Branchen „Medien & Werbung“, „Bildung & Forschung“ sowie „Gesundheitswesen & Soziales“ tätig sind. Spannend: Die Kritik, dass die Bildungskarenz vor allem von BesserverdienerInnen befürwortet werde, wird im Rahmen der willhaben-Befragung eher entkräftet. Denn: Personen mit einem – unabhängig vom Beschäftigungsausmaß betrachteten – monatlichen Netto-Einkommen von „unter 1.499 Euro“ oder „1.500 bis 2.499 Euro“ halten die Bildungskarenz deutlich häufiger für sinnvoll als jene mit einem derzeitigen Einkommen von „mehr als 2.500 Euro“. Von der Umfrage bestätigt wird jedoch die Annahme vieler, dass die Bildungskarenz vor allem von AkademikerInnen gutgeheißen wird.
Auf die Frage, warum BefürworterInnen gegen ein Ende der Bildungskarenz sind, wurden am häufigsten die Gründe „Die Bildungskarenz ermöglicht Weiterbildung, die neben der Arbeit sonst nicht oder nur schwer machbar wäre“ (88,6 Prozent), „die Bildungskarenz trägt zur beruflichen Weiterentwicklung und besseren Karrierechancen bei“ (76,5 Prozent) und „die Bildungskarenz sichert vielen die finanziellen Rahmenbedingungen, um eine Weiterbildung zu absolvieren“ (71,9 Prozent) genannt, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Aber: Auch die von KritikerInnen kolportierten Motive, „die Bildungskarenz erleichtert die Vereinbarkeit von Weiterbildung und familiären Verpflichtungen“ (61,1 Prozent) und „die Bildungskarenz bietet die Chance, Weiterbildung mit einer beruflichen Auszeit zu verbinden“ (47,6 Prozent) werden von nicht wenigen tatsächlich als Anreiz empfunden.
EHER MÄNNLICH, EHER ÄLTER: WO UND VON WEM DIE BILDUNGSKARENZ ABGELEHNT WIRD
Dem gegenüber stehen jene, die das potenzielle Aus der Bildungskarenz als „sehr sinnvoll“ (12,8 Prozent), „eher sinnvoll“ (9,7 Prozent) bzw. „teils, teils“ (17,3 Prozent) bewerten. Unter den GegnerInnen des Modells finden sich vor allem Männer, in Vorarlberg, Tirol und dem Burgenland arbeitende Menschen, Befragte ab 50 Jahren sowie Personen, die in den Branchen „Banken & Versicherungen“, „öffentliche Verwaltung, Interessenvertretungen & NGOs“ sowie „Rechts-, Steuer- & Unternehmensberatung“ tätig sind. Letzteres ist insofern bemerkenswert, da der Bereich „Rechts-, Steuer- & Unternehmensberatung“ in einer WIFO-Studie aus dem Jahr 2023 (hier nachzulesen) zu jenen zählt, in denen die Teilnahme an der Bildungskarenz zum damaligen Zeitpunkt besonders häufig stattfand.
Jene, die die Bildungskarenz ablehnen, kritisieren primär Folgendes: „Die Bildungskarenz wird nicht immer für tatsächliche Weiterbildung genutzt, sondern für eine Auszeit“ (82 Prozent), „die Bildungskarenz wird von manchen genutzt, um ihre Elternkarenz zu verlängern, ohne sich wirklich weiterzubilden“ (70,1 Prozent) und „die Finanzierung durch das AMS stellt eine zu hohe Belastung für das Sozialsystem dar“ (42,2 Prozent); auch hier waren Mehrfachantworten möglich.
Und was, wenn die Bildungskarenz künftig, wie angekündigt, durch eine Nachfolgeregelung ersetzt wird? Auch das hat das Jobs-Team von willhaben analysiert und ermittelt, dass die Befragten hier vor allem folgende Reformen vorschlagen: „Stärkere Kontrollen, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich für die Aus- bzw. Weiterbildung genutzt wird“ (68,8 Prozent), „strengere Vorgaben, welche Aus- und Weiterbildungen gefördert werden“ (49,8 Prozent), aber auch „bessere Information und Beratung für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen“ (37,7 Prozent).
FAST ALLE BILDUNGSKARENZ-ABSOLVENTINNEN BERICHTEN VON EINER POSITIVEN ERFAHRUNG
Unter den mehr als 2.700 befragten willhaben-UserInnen hat ein Fünftel die Bildungskarenz „einmal“ (18 Prozent) oder gar „mehrfach“ (2 Prozent) in Anspruch genommen. Überrepräsentiert sind hier, passend zu den zuvor skizzierten Ergebnissen, Frauen, AkademikerInnen sowie Menschen, die in Wien, Oberösterreich und der Steiermark berufstätig sind. Angesprochen auf die Zeitspanne gab mehr als die Hälfte von ihnen an, die Maximaldauer von „10 bis 12 Monaten“ in der Bildungskarenz verbracht zu haben, gefolgt von „4 bis 6 Monaten“ (15,5 Prozent) und „7 bis 9 Monaten“ (9,5 Prozent).
„Um mich beruflich oder persönlich weiterzubilden“ (68,7 Prozent), „um einen Abschluss zu machen“ (40,1 Prozent) und „um meine Chancen auf einen Jobwechsel oder Aufstieg zu verbessern“ (38,6 Prozent) waren dabei die am häufigsten genannten Motive der Bildungskarenz-AbsolventInnen, auch hier war eine Mehrfachauswahl möglich. Doch: Gründe abseits einer Bildungsabsicht waren, wenn auch zu deutlich geringeren Anteilen, für manche durchaus ausschlaggebend. Und so nannten 23,9 Prozent der Befragten „um nach der Elternkarenz mehr Zeit mit meinem Kind zu verbringen“, 10,1 Prozent „Gründe der physischen oder psychischen Gesundheit“ und fünf Prozent „um eine Auszeit zu nehmen oder zu reisen“.
Sage und schreibe 94,4 Prozent aller befragten Bildungskarenz-AbsolventInnen würden die Möglichkeit nochmals in Anspruch nehmen und circa ebenso viele resümieren, dass sich die Weiterbildung zumindest „teilweise“ oder gar „(sehr) positiv“ auf ihre weitere Karriere ausgewirkt hat. Auch finanziell sind die meisten von ihnen in dieser Zeit gut ausgekommen – nur in Summe 11,3 Prozent beklagen, dass es „eher schwierig“ oder „sehr schwierig“ gewesen sei.
SABBATICAL ODER KÜNDIGUNG ALS EXIT, WENN DIE BILDUNGSKARENZ NICHT GEWÄHRT WIRD
Auch wenn nur ein Fünftel aller Befragten bereits selbst eine Bildungskarenz absolviert hat: „Darüber nachgedacht“ haben immerhin 37,9 Prozent. 4,6 Prozent werden „aufgrund eines möglichen Endes der Bildungskarenz vermutlich darauf verzichten“, weitere 4,1 Prozent haben erlebt, dass ihr „Arbeitgeber die Bildungskarenz nicht genehmigt hat“. Auf die Frage „Wie hast du darauf reagiert, als dein Arbeitgeber dir die Bildungskarenz nicht gewährt hat – oder wie würdest du in so einer Situation am ehesten reagieren?“ ergibt sich last but not least ein durchaus diverses Bild. Und so wurden darauf am häufigsten „Ich habe bzw. hätte versucht, mit meinem Arbeitgeber eine andere Lösung zu verhandeln, z. B. Sabbatical, unbezahlter Urlaub“ (26,9 Prozent), „Ich habe bzw. hätte gekündigt und mir einen neuen Job gesucht“ (19,5 Prozent) und „Ich habe bzw. hätte meine Pläne verschoben und es mir, wenn möglich, für später noch einmal überlegt“ (17,5 Prozent) am öftesten von den willhaben-UserInnen angegeben.
METHODIK
Für die Erhebung befragte willhaben im Februar 2025 2.719 UserInnen zum Thema „Bildungskarenz“.
willhaben
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