„Ö1 Hörspiel-Gala“: „Publikumspreis“ & „Bestes Sound Design“ an Monika Helfers „Die Bagage“ – Kritikerpreis für Magdalena Schrefel

Dörte Lyssewski als „Schauspielerin des Jahres 2024“ geehrt

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Bei der vom ORF zum 32. Mal durchgeführten Ö1-Publikumswahl wählten Hörer:innen aus 16 Hörspiel-Neuproduktionen des Jahres 2024 ihr Lieblingsstück. Der „Publikumspreis“ ging an „Die Bagage“ von Monika Helfer, in der Bearbeitung und Regie von Elisabeth Weilenmann. Der Preis für das „Beste Sound Design“ ging ebenfalls an „Die Bagage“, den ersten Teil der autofiktionalen Trilogie Monika Helfers. Mit dem von Literatur- und Kulturkritiker:innen vergebenen Preis „Bestes Originalhörspiel“ wurde „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel ausgezeichnet. Die Ergebnisse der Publikums- und Juryentscheidungen wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 28. Februar im ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als „Schauspielerin des Jahres“ wurde Dörte Lyssewski geehrt. Außerdem ausgezeichnet wurden die Siegerprojekte von „Track 5‘“, dem in Kooperation mit der „schule für dichtung“ ausgeschriebenen Ö1-Kurzhörspiel-Wettbewerb.

Im „Ö1 Hörspiel“ (samstags, 14.00 Uhr) werden die ausgezeichneten Hörspiele erneut ausgestrahlt: das mit dem „Publikumspreis“ ausgezeichnete Stück „Die Bagage“ von Monika Helfer am 1. März, am 8. März das „Beste Originalhörspiel“ „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel. Die Siegerprojekte von „Track 5‘“ sind am 22. März in einer Ausgabe des „Ö1 Hörspielmagazins“ zu hören, ausgewählte Beispiele für den Preis des „Besten Sound Designs“ am 29. März.

Zwtl.: „Ö1 Publikumspreis“ an Monika Helfers „Die Bagage“

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Die Hörspielautorin und Regisseurin Elisabeth Weilenmann bearbeitete und inszenierte Monika Helfers Familiengeschichte als dreiteiliges Hörspiel. Der erste Teil, „Die Bagage“, konnte dieses Jahr gleich dreifach punkten: mit dem besten Sound Design, der „Schauspielerin des Jahres“ als Ich-Erzählerin und den meisten Stimmen bei der Wahl zum Publikumspreis. Die Ö1-Hörer:innen wählten die autobiografisch geprägte Erzählung zur beliebtesten Neuproduktion des Jahres 2024. Die internationale Co-Produktion von Hessischem Rundfunk, ORF und Schweizer Rundfunk erzählt die Lebensgeschichte der Großmutter Monika Helfers. Das Stück beschreibt die Lebensrealität einer schönen und selbstständigen Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts im hintersten Tal, am hintersten Hof in Vorarlberg. Die junge Protagonistin zieht zahlreiche Kinder groß und unterliegt dabei der strengen Kontrolle ihres Dorfes. Während Marias Mann an der Front kämpft, kämpft auch sie – darum, ihre Kinder zu versorgen, die Begierden fremder Männer abzuwehren und nicht zuletzt mit ihren eigenen Gefühlen. Ihr Mann beschuldigt sie der Untreue und spricht sein Leben lang kein Wort mit dem Kind, von dem er annimmt, dass es nicht seines sei: Grete, die Mutter der Autorin. Als Erzählerin fungiert die Hörspiel-Schauspielerin des Jahres, Dörte Lyssewski. In weiteren Rollen sind Andrea Wenzl, Christoph Luser, Andreas Lust, Hannes Wegener, Michael Edlinger, Sabine Muhar, Johannes Seilern, Oskar Weilenmann, Elisabeth Adam, Jano Lukas Putz, Damyan Andreev, Vassili Anando Putz und Sophie Mavie Fritz zu hören.

Den zweiten Platz des „Ö1 Publikumspreises“ belegte „Whistleblower“ unter der Regie von Olivia Axel Scheucher und Nick Romeo Reimann. Das arabisch-deutsche Hörspiel beschäftigt sich mit dem Schicksal zweier junger Menschen, die der Wunsch verbindet, in Österreich ein neues Leben zu beginnen. Abd Alqader Al Arahal flieht als unbegleiteter Minderjähriger aus Syrien und berichtet von den Schwierigkeiten und Gefahren, die ihm auf seinem Weg begegnen. Nada Darwish aus Ägypten erzählt von ihrem Kampf um die Erlaubnis, in Österreich bleiben zu dürfen. Vom Albtraum des Abwartens, von bremsenden Behörden und von Diskriminierungen und Vorurteilen, mit denen sie sich als ausländische Frau konfrontiert sieht. Zum Ensemble zählen, neben den Regisseur:innen und den beiden Protagonist:innen auch Lavinia Nowak und die „Whistleblower“ Yamen Jaghjagh, Hoshear Rmo, Marwan Al Ismail und Abdulkadir Alrahal.

Der dritte Platz des Publikumspreises ging an „Beinwiesenquartett“ von Martin Plattner, eine Produktion des ORF Landesstudios Tirol unter der Regie von Martin Sailer. Sie erzählt die Geschichte einer Ziehmutter – „Muttertant“ genannt – und ihrer ungeliebten Ziehtochter, dem „Rauschkind“, das eine ausgeprägte Autismus-Spektrum-Störung aufweist. In einem verlassenen Dorf, im Grenzgebiet zwischen Österreich, Italien und der Schweiz, machen sich die beiden auf, um im strömenden Regen penible Grabpflege zu betreiben. Es ist eine Geschichte der sich auflösenden Infrastruktur, der armutsbedingten Abgeschiedenheit und der verbotenen Liebe zu kriminellen Feinden der Familie. Zu hören sind Gerti Drassl als „Rauschkind“, Martina Spitzer als „Muttertant“, Lisa Hörtnagl als letzte Nahversorgerin und Harald Windisch als „Fescher Kampl“.

Zwtl.: „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel als „Bestes Originalhörspiel“ ausgezeichnet

Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der Preis „Bestes Originalhörspiel“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und Kulturkritiker:innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der „Kleinen Zeitung“, des „Falter“ und des „Standard“ prämierte dieses Jahr „Die vielen Stimmen meines Bruders“ der österreichischen Autorin Magdalena Schrefel und ihres Bruders Valentin Schuster, in der Regie von Anouschka Trocker. Die Co-Produktion mit Deutschlandfunk Kultur existiert auch als Theaterfassung und wurde bereits mit einem NESTROY als bestes Stück und von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats Dezember 2023 ausgezeichnet. Es handelt sich, laut Jury, um eine „Fratifiktion“, eine fiktionale Darstellung der wahren Beziehung zweier Geschwister, denen Leonard Grobien und Florentine Krafft ihre Stimmen leihen. Aufgrund eines seltenen Gendefekts verliert der Bruder zunehmend seine verbale Artikulationsfähigkeit, weswegen er sich auf die Suche nach neuen Stimmen macht. „Wir lernen über die Nicht-Stimme. Die Anwesenheit ihrer Abwesenheit. Und die geliehenen Stimmen, die man sich aneignet, weil die eigene nichts mehr taugt, weil sie ein Ablaufdatum hat wie das Leben.“, so die Jury. Das Stück verhandelt den Zusammenhang von Identität und Ausdrucksfähigkeit, erzählt von Sorge und Zuversicht und stellt die Frage, wer wessen Geschichte auf welche Weise erzählen darf.

Zwtl.: „Track 5‘“ – die Siegerstücke des Ö1-Wettbewerbs für Kurzhörspiele

„Das wollte ich schon immer wissen“ war das Motto des diesjährigen Ö1-Kurzhörspielwettbewerbs „Track 5‘“, den Ö1 wieder mit der „schule für dichtung“ ausgeschrieben hatte. Aus den 136 Einreichungen nominierte eine Jury zehn Kurzhörspiele. Die geforderten Kriterien waren, neben einer Länge von maximal fünf Minuten, ein Original-Ton und der Satz „Das wollte ich schon immer wissen“. Platz 1 und damit 1.000,- Euro Preisgeld ging an das Team KUNSTKOPF mit ihrem Stück „Der Test“. Den zweiten Platz mit 500,- Euro belegte „46 Grad [die moritat der kochenden Körper]“ von 2_4_1 experimentalstudio, Platz drei mit ebenfalls 500,- Euro ging an das Hörstück „Le Flou“ von Norbert Walter Peters. Zusätzlich vergab die „schule für dichtung“ zum elften Mal einen Sonderpreis, dotiert mit 1.000,- Euro, den Heidrun Kocher-Kocher für ihr Kurzhörstück „Da Pugl Peppi und seine Hawara“ erhielt.

Zwtl.: Preis für „Bestes Sound Design“ an „Die Bagage“

Dieses Jahr wurde zum dritten Mal der Preis für das „Beste Sound Design“ eines Hörspiels vergeben. „Die Bagage“ von Monika Helfer erlangte nicht nur den ersten Platz des Publikumspreises, sondern überzeugte auch die Fachjury für „Bestes Sound Design“ von sich. Um aus einer guten Geschichte ein gelungenes Hörspiel zu erzeugen, bedarf es der Fähigkeit, die Geschichte nicht nur hörbar, sondern auch spürbar zu machen. „Die Aufgabe ist es, dem Gehirn durch das Ohr alle anderen Sinne zu ersetzen. Wenn man will, kann man sagen, den Preis bekommt sozusagen jener Beitrag, welcher die wirkmächtigsten Bilder im Kopf erzeugen kann. Und wie erstaunlich gut das gelingen kann, zeigt am besten unser Gewinnerhörspiel.“, begründet die Jury ihre Entscheidung für „Die Bagage“. Als „Konglomerat“ bezeichnet Regisseurin Elisabeth Weilenmann ihr Stück und erklärt, man müsse, um ein Hörspiel zu bauen „unglaublich kleinteilig arbeiten, also mit sehr, sehr vielen Geräuschen, guten Leuten, guten Atmos und, vor allem auch in diesem Fall, mit einer wirklich unglaublich guten Komponistin.“ Die Musik des Hörspiels stammt von Fatima Dunn. Dramaturgie: Cordula Huth. Technik: Martin Leitner und Jakob Kainz. Schnitt und Mischung: Elisabeth Weilenmann, Melanie Inden und Thomas Rombach.

Zwtl.: Dörte Lyssewski ist „Schauspielerin des Jahres 2024“

Seit 1997 wählt eine Fachjury die Hörspiel-Schauspielerin oder den Hörspiel-Schauspieler des Jahres. Diesmal fiel die Wahl auf Dörte Lyssewski für ihre herausragenden Leistungen in zahlreichen ORF-Hörspielproduktionen, unter anderem im Stück „GEH DICHT DICHTIG! Hörspieldialog mit Elfriede Gerstl“ von Ruth Johanna Benrath (2019), in „MEMORY GARDEN. Nach Motiven von Ilse Helbich“ von Merzouga (2020), in „Am Ziel“ von Thomas Bernhard (2024) oder zuletzt in Elisabeth Weilenmanns Hörspiel-Trilogie, bestehend aus „Die Bagage“, „Vati“ und „Löwenherz“, die die Familiengeschichte ihrer Autorin Monika Helfer erzählt (2024). „Dörte Lyssewski besitzt eine unermüdliche Experimentierlust, sie spielt, sie probiert, sie bietet an. Und ist dabei nicht nur unfassbar genau, nein, sie ist eine Meisterin der Präzision – bei der jedes t am Ende eines Satzes hörbar wird, aber nicht schnalzt und jedes s zum Verständnis beiträgt, aber nicht zu scharf ist. Dörte Lyssewski verschreibt sich mit ihrem Wesen dem Werk und ist dabei stets ihre stärkste Kritikerin. Mit ihr zu arbeiten ist ein Privileg, weil auch die Reibung möglich ist.“, so die Jurybegründung. Zu den bisher Ausgezeichneten der Fachjury zählen u. a. Klaus Höring, Rudolf Wessely, Brigitte Karner, Bibiana Zeller, Peter Simonischek, Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Gerti Drassl, Petra Morzé, Markus Meyer, Karl Markovics, Vera Borek, Johannes Silberschneider und Regina Fritsch.

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Isabella Henke
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